13.04.2022

Mit Kindern im Auto unterwegs – Nie ohne Sitz

Die meisten Eltern nehmen die Sicherheit ihrer Kinder beim Autofahrer ernst und sichern sie in altersgerechten Sitzen. Trotzdem bleiben Fragen.

Was macht einen guten Kindersitz aus? Und wie und wo werden die Kindersitze am besten montiert? Vor diesen - und anderen - Fragen stehen immer wieder Erziehungsberechtigte, die ihren Nachwuchs im Fahrzeug transportieren wollen.

Sind Kindersitze Pflicht?

Seit fast 30 Jahren müssen die Sprösslinge im Auto laut Paragraf 21 Absatz 1a der StVO auch während kurzer Fahrten in einem geeigneten Kindersitz gesichert werden. Die Verantwortung für die korrekte Sicherung obliegt dem Fahrer. Danach gilt die Kindersitzpflicht bei Kindern bis zu einer Körpergröße von 1,50 Metern oder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr. Das heißt: Kinder dürfen ab dem 12. Geburtstag oder wenn sie die vorgeschriebene Mindestgröße übertreffen, ohne Kindersitz im Fahrzeug mitfahren – natürlich mit entsprechendem Sicherheitsgurt.

Gibt es eine Norm für Kindersitze?

Zurzeit sind drei Normen zulässig. Die entsprechenden Prüfsiegel findet man am Kindersitz:

i-Size (ECE 129)

  • Europäische Norm, nach der die neuesten Kindersitze zugelassen sind.
  • Relevant ist die Größe des Kindes.
  • Wichtig: Da bei den Norm i-Size-Sitzen die Hersteller den Größenbereich selbst festlegen, können Größenangaben variieren.
  • Daher empfehlenswert: Sitze selbst mit dem Nachwuchs ausprobieren! Zusätzliche Informationen bieten Produkttests von Verbrauchermagazinen und Autoclubs. 
  • Übrigens: In den i-Size Kindersitzen dürfen Kinder bis zu 15 Monaten nicht in Fahrtrichtung transportiert werden.

ECE 44/03 und 44/04

  • Ältere Normen zur Zulassung von Kindersitzen.
  • Relevant ist das Gewicht des Kindes. Es besteht eine Einteilung in fünf Gewichtsklassen.
  • Klassen 0 und 0+:
    • für Kinder bis 13 Kilogramm oder 1,5 Jahre
    • Sitz muss rückwärtsgerichtet montiert werden
  • Klasse I:
    • 9 bis 18 Kilogramm oder 1,5 bis 4 Jahre
    • Sitz darf vorwärts befestigt sein
  • Klassen II und III:
    • 15 bis 36 Kilogramm, ab 7 Jahren
    • Sitzerhöhungen mit oder ohne Rückenstütze

Worauf sollte man beim Kindersitzkauf achten?

  • Testberichte von Autozeitschriften, Autoclubs oder der Stiftung Warentest bieten eine gute Orientierung
  • Spartipp: vergünstigte Auslaufmodelle von Markenherstellern
  • Gebrauchte Sitze nur ohne Beschädigung und mit gültiger Norm kaufen! Gurte dürfen außerdem nicht rissig sein oder ausfasern, die Gurtschlösser müssen einrasten und die Bedienungsanleitung muss vorliegen
  • Nie ohne Sitzprobe: Der Sitz muss zum Nachwuchs und Auto passen. Kind und Fahrzeug sollten daher beim Kauf dabei sein.

Wie und wo wird der Kindersitz montiert?

Unbedingt nach Herstellerangaben! Auch das Personal auf dem Kinderzubehörfachgeschäft kann die richtigen Kniffe zeigen.

Isofix-Befestigungsösen

Dabei handelt es sich um ein einfaches Arretier-System, bei dem der Sitz mit einem Klick in zwei Metallschlaufen am Autositz einrastet. Das geht bequem und schnell, Fehlbedienung ist fast ausgeschlossen.

Befestigung mit dem Gurt

Hier gilt es auf Fehlerquellen zu achten, zum Beispiel wenn der Gurt verdreht ist oder man ihn nicht fest genug anzieht.

Montage auf dem Beifahrersitz

Grundsätzlich ist die Montage eines Sitzes auf dem Beifahrerplatz möglich. Allerdings muss dann der Beifahrerairbag deaktiviert sein. Spätestens wenn die Kids der Babyschale entwachsen sind, finden die meisten von ihnen ihren Platz auf der Rückbank.

Drei Kindersitze auf der Rückbank

Nur die wenigsten Autos bieten genügend Platz für die Montage eines dritten Sitzes. Oftmals ist der Mittelplatz im Fond dafür zu schmal ausgeführt, auch Isofix-Ösen sind hier selten zu finden. Ausnahmen gibt es: Einige große SUV, aber auch Familien-Vans oder Hochdachkombis sind mit drei Einzelsitzen oder zumindest drei gleichgroßen Sitzflächen für die Mitnahme von drei Kindern geeignet. Als Alternative zu einem automobilen Fünfsitzer kommen Großraumlimousinen mit sechs bis neun Sitzplätzen als Alternative in Betracht.

Auf der Suche nach dem passenden Fahrzeug? Lesen Sie unsere Fahrberichte! Erfahrene Redakteure haben Autos für Sie getestet – vom wendigen Stadtflitzer über den geräumigen Kombi bis zum SUV!

Worauf muss man beim Anschnallen des Kindes achten?

  • Korrekter Sitz: Der Fünf-Punkt-Gurt des Kindersitzes darf nicht verdreht sein und muss eng anliegen.
  • Faustregel: Zwischen Gurt und Körper passen maximal zwei Finger.
  • Dicke Kleidung, z. B. Winterjacken, am besten ausziehen, da sie die Schutzwirkung des Gurtsystems vermindert
  • Sitzerhöhung mit Sicherung durch den normalen Auto-Sicherheitsgurt: Gurt strammziehen, nicht unter den Arm klemmen, Beckenteil muss durch die "Hörnchen" des Kindersitzes verlaufen

Und wenn das Kind quengelt oder es schnell gehen muss?

Auch im größten Stress sollte man immer konsequent sein: Das korrekte Sichern des Nachwuchses hat immer Priorität. Zudem drohen Strafen. Ist ein Kind nicht vorschriftsmäßig gesichert, etwa nur angeschnallt, aber ohne erforderlichen Sitz, wird ein Bußgeld von 30 Euro fällig. Fährt das Kind ohne jegliche Sicherung mit, steigt das Bußgeld auf 60 Euro und es gibt einen Punkt in Flensburg.

Hier finden Sie weitere Hinweise zu Kindersitzen oder der Verkehrssicherheit.