Auch wenn moderne Autoreifen meist besser als früher gegen Plattfüße geschützt sind, gehören Reifenpannen längst noch nicht der Vergangenheit an.
Weil sie mittlerweile aber eher selten vorkommen, wissen Autofahrer oftmals nicht mehr, wie man einen Defekt erkennt und was zu tun ist. Unter anderem beim Umgang mit Reifenpannensets oder Notreifen gibt es einiges zu beachten.
Auf erste Anzeichen achten
Reifenprobleme machen sich oft erst während der Fahrt bemerkbar. Typische Anzeichen sind
- eine sich ändernde Rückmeldung der Lenkung
- schwammiges Fahrverhalten
- ungewohnte Fahrgeräusche
- Warnung des Reifenkontrollsystems: in der Regel blinkendes gelbes Reifensymbol oder Display-Anzeige „Reifendruck überprüfen“
Anhalten und Reifen überprüfen
Deutet sich eine Undichtigkeit an, empfiehlt sich ein zeitnaher Stopp und Reifencheck:
- Sind alle Reifen gleichmäßig rund und gut gefüllt?
- Zeigt sich auf der Lauffläche ein Defekt, etwa durch Fremdkörper?
- Luftdrucktest an der nächstgelegenen Tankstelle - auf dem Weg dorthin mit gedrosseltem Tempo fahren und weiterhin auf Fahrverhalten und Geräusche achten
Was tun bei defektem Reifen?
Wenn sich das vermutete Reifenproblem bei Sichtkontrolle und Luftdrucktest bestätigt, besteht dringender Handlungsbedarf.
Von einer Weiterfahrt mit undichtem und geplättetem Reifen ist abzuraten, denn der Defekt kann sich gefährlich auf die Fahrstabilität auswirken.
Darüber hinaus könnte die Felge Schaden nehmen. Sollte sich ein defekter Reifen bei Weiterfahrt gar von der Felge lösen, gefährden herumfliegende Reifenteile zudem andere Verkehrsteilnehmer.
Run-Flat-Reifen – im Notfall noch sicher unterwegs
Den wenigsten Stress bei Reifenpannen verursachen Run-Flat-Reifen. Diese erlauben in der Regel selbst bei starkem Luftdruckverlust eine Weiterfahrt. Dank ihrer Notlaufeigenschaften durch die Seitenwandverstärkung ist eine Weiterfahrt von 80 bis 300 Kilometer mit 80 bis 100 km/h möglich.
Eine weitere Besonderheit sind sogenannte Seal-Reifen, die sich mit einer formbeständigen, klebrigen Masse an den Innenwänden quasi selbst reparieren.
Reifenwechsel selbst durchführen
Sind keine Run-Flat-Reifen am Fahrzeug und ist keine offene Werkstatt in der Nähe, muss der defekte Reifen in Eigenregie getauscht oder mit den heute oft üblichen Dichtsets notdürftig geflickt werden. Dabei sollte Folgendes beachtet werden:
- Pannenstelle am Fahrbahnrand oder auf dem Pannenstreifen absichern: Warnblinker aktivieren, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen. Insassen sollten das Fahrzeug verlassen.
- Wichtig beim Reifenwechsel: Fahrzeug auf einen stabilen Untergrund stellen, Feststellbremse aktivieren, Gang einlegen bzw. Fahrwahlhebel auf "P" schieben
Reifenwechsel Schritt für Schritt
- Radmuttern lösen mit dem Radmutternschlüssel, der in möglichst waagerechter Position nach links zeigend auf die Mutter geschoben wird. Wem Armkraft zum Lösen fehlt, kann in dieser Stellung mit Beinkraft und Körpergewicht arbeiten.
- Wagenheber positionieren an der am Fahrzeugunterboden markierten Stelle. Zum Aufbocken kurbeln, bis eine Handfläche unter den frei schwebenden Refen passt.
- Muttern herausdrehen und das Rad von der Nabe nehmen. Achtung, dieses kann nach dem Lösen der letzten Schraube von selbst von der Nabe rutschen!
- Das neue Rad auf die Nabe setzen: Bei großen und schweren Reifen erfordert dies Kraft, evtl. zweite Person zu Hilfe holen.
- Rad befestigen: Wenn die Löcher der Felge mit denen der Radnabe übereinstimmen, werden die Muttern über Kreuz handfest eingedreht und nach dem Entlasten des Wagenhebers festgezogen.
- Vorsichtig weiterfahren: Die ersten Kilometer auf einem Reserverad fährt man besser verhalten. Der in vielen Fällen zu niedrige Reifendruck des Ersatzrades kann zu ungewohnten Fahrzeugreaktionen führen.
- Reifendruck überprüfen: Daher sollte man direkt nach dem Notwechsel eine Tankstelle ansteuern und den korrekten Druck einstellen. Bei dieser Gelegenheit werden die Radmuttern auf den festen Sitz hin überprüft.
- Besonderheiten beim Notrad: Sollte kein vollwertiges Ersatzrad, sondern nur ein schmales Notrad zur Verfügung stehen, darf man ebenfalls keine langen Strecken fahren. In den meisten Fällen stellen aber bis zu 50 Kilometer kein Problem dar.
Auf unseren Ratgeber-Seiten haben wir eine ausführliche Anleitung "Do-it-yourself-Reifenwechsel Schritt für Schritt" zusammengestellt.
Reparatur mit Dichtmittel
Statt Not- oder Ersatzrad führen viele Autos heutzutage ein Dichtmittel mit. Damit geht man folgendermaßen vor:
- Pannenursache entfernen, z. B. Nagel
- Fahrzeug abstellen mit dem Loch unter der Reifenunterseite
- Reifenventil entfernen mit einer Ausdrehhilfe
- Dichtmittel aus einer Quetschflasche über die Ventilführung in den defekten Reifen füllen
- Reifen anschließend hin und her bewegen, damit sich das Mittel optimal verteilen und dichten kann
- Dichtflüssigkeit erhärtet und schließt die defekte Stelle von innen
- Einige Minuten warten, dann Druckluft mit einem Kompressor einfüllen
- Zur nächsten Werkstatt oder zum Reifenhändler fahren (in der Pannenset-Anleitung empfohlene Höchstgeschwindigkeit von meist 60 bis 80 km/h beachten) und Reifen schnellstmöglich tauschen, da Dichtmittel Ventile verkleben und die Reifen dadurch auf Dauer unbrauchbar werden.
- Bei kleinen Schäden: Handelt es sich um eine kleine Stichverletzung, lassen sich Löcher flicken und beschädigte Reifen auch nach der Panne langfristig nutzen.
Alles Wissenswerte rund um Reifen finden Sie im Ratgeber "Reifen – Aufbau, Profile, Reifendruck"
Ohne Ersatzrad und Pannenset: Pannenhilfe rufen
Das Mitführen von Ersatzreifen oder Pannensets ist übrigens gesetzlich nicht vorgeschrieben. Wer beides bei einer akuten Reifenpanne unterwegs nicht zur Hand hat, sollte nicht den Versuch unternehmen, bis zur nächsten Werkstatt oder zum nächsten Rastplatz zu fahren, sondern einen Pannendienst benachrichtigen.