"Hat Deutschland Ladepower?" Das ist das Motto der diesjährigen ACE-Clubinitiative. Immer noch sind viele Autofahrerinnen und Autofahrer verunsichert, ob die Schnellladeinfrastruktur in Deutschland ausreicht, um zügig große Strecken zurücklegen zu können.
Bei diesem groß angelegten Check zwischen April und August haben die ehrenamtlich Engagierten des ACE – etwa 200 – zusammen mit den offiziellen regionalen ACE-Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern insgesamt 189 Schnell-Ladestationen bundesweit einem gründlichen Praxis-Check unterzogen.
Die Aktion soll Reichweitenangst nehmen
Die 19. ACE-Clubinitiative ist die erste, die nicht rein auf Verkehrssicherheit abzielt, sondern den Schwerpunkt auf die Elektro-Infrastruktur legt. Uns sind die Ängste vieler unserer Mitglieder vor zu geringer Reichweite beim Fahren mit Elektroautos oder dem plötzlichen Stehenbleiben mit leerem Akku bewusst.
Mit der Clubinitiative wollen wir Antworten finden, ob es möglich ist, innerhalb Deutschlands größere Strecken zurückzulegen, ohne dass einem die Reichweitenangst im Nacken sitzen muss. Das kleine Fazit vorweg: Die Ladesäulen sind besser als ihr Ruf – nur drei Anlagen sind bundesweit durchgefallen.
So haben wir die getesteten Ladestationen ausgewählt
Die für den Check relevanten Schnell-Ladestationen, auch Ladehubs genannt, hatten wir so ausgesucht, dass sie allesamt in unmittelbarer Nähe von Autobahnen und autobahnähnlichen Bundesstraßen liegen.
Fokussiert wurden hier vor allem wichtige Verkehrsknotenpunkte und viel befahrene Strecken, die für die Verbindungen Ost-West oder Nord-Süd und von Metropole zu Metropole relevant sind.
Ein weiteres wichtiges Kriterium für die engere Auswahl für den großen Check: die Schnell-Ladestationen müssen mindestens über zwei Ladesäulen mit je zwei Lademöglichkeiten verfügen. Übersetzt heißt das: Mindestens vier Autos sollten gleichzeitig laden können.
So liefen die Checks ab
Ein Expertenteam entwickelte einen umfangreichen Prüfbogen. So ausgerüstet konnten schließlich die Ladestationen mit ihren insgesamt 1.737 einzelnen Ladepunkten gründlich gecheckt werden.
Im Fokus standen hierbei folgende Bereiche:
- Ladeleistung
- Bezahloptionen
- Bedienbarkeit
- Barrierefreiheit
- Verkehrssicherheit
- Service & Familienfreundlichkeit.
Die letzten drei Punkte haben neben den technisch-funktionalen Prüfkriterien aus Sicht des ACE auch eine besondere Relevanz.
Denn neben der Funktionalität zählt natürlich vor allem auch der Erholungsfaktor: Je mehr Möglichkeiten für eine gute, ausgedehnte Pause vorhanden sind, desto angenehmer die Ladepause. Eine kleine Erholung für alle Fahrzeuginsassen gibt es dann dadurch quasi obendrauf. Und bei Langstrecken sind Pausen nach einer anstrengenden Fahrt unerlässlich.
In Summe konnten maximal 19 Punkte vergeben werden: Ein „Exzellent“ wurde bei 14 bis 19, ein „Bestanden“ bei neun bis 13,75 und ein „Nicht-Bestanden“ bei weniger als neun erreichten Punkten ausgestellt.
Die schlechtesten Anlagen im Test
Nur drei Schnell-Ladestationen konnten keines der Prüfkriterien zu unserer Zufriedenheit erfüllen und sind deshalb bei unserem Ladecheck durchgefallen.
- EnBW-Schnell-Ladestation in Schönebeck/Sachsen-Anhalt: weder Erholungs- noch Spielmöglichkeiten vorhanden, kein barrierefreier Stellplatz zum Laden.
- Q1-Ladestation in Triptis/Thüringen: keine barrierefreien Ladeplätze und Toiletten, kein Spielplatz, keine Sitzgelegenheit.
- Allgeo-Ladestation in Weil am Rhein/Baden-Württemberg: mangelnde Familienfreundlichkeit, keine Stellplatzmarkierungen, keine Gespannparkplätze, keine sichtbare Trennung von Fahrbahn und Gehbereich.
Die besten Anlagen im Test
Positive Ergebnisse kennzeichnen diesen Schnell-Ladecheck. 116 der Anlagen erhalten ein „Bestanden“, 70 Anlagen erhalten sogar ein „Exzellent“ mit Urkunde von unseren ehrenamtlichen Testern.
Die Spitzenreiter:
- EnBW-Ladepark in Lichtenau/Sachsen
- Audi-Ladepark in Nürnberg/Bayern
- Schnell-Ladestation Sortimo in Zusmarshausen/Bayern
Hier passt einfach so gut wie alles. Barrierefreie, markierte Parkplätze mit genug Abstand zum Türenöffnen sowie Ein- und Aussteigen, einem geschützten Unterstand bei schlechtem Wetter, Spielmöglichkeiten für die Kinder, einem barrierefreien WC oder einem kleinen kulinarischen Angebot, wie etwa einem Mini-Supermarkt mit Food-Automaten in Lichtenau. Und natürlich ausreichend Beleuchtung am Abend. Alle drei sind Musterbeispiele, wie komfortabel und kurzweilig Schnellladen überall angeboten werden könnte.
Unser Fazit: Die Betreiber sind auf einem guten Weg
Trotz insgesamt guten Abschneidens gibt es oft noch kleineren Verbesserungsbedarf. Der liegt meist weniger im technisch-funktionalen Bereich, sondern oft in den Bereichen Verkehrssicherheit, Familienfreundlichkeit und vor allem auch bei der Barrierefreiheit.
Wie so etwas gar nicht aussehen sollte, zeigen die drei schlechtesten Anlagen im Check. Dennoch haben die Betreiber die Zeichen der Zeit erkannt und sind auf einem guten Weg, wie auch die drei Testsieger zeigen.
Auch ACE-Vorsitzender Stefan Heimlich sieht die Entwicklung positiv: „Wir freuen uns, dass die Ladestationen in unserem Test so gut abgeschnitten haben. Eine Zukunft ohne E-Autos wird es nicht geben und dafür braucht es auch entsprechende Ladesäulen. Jeder, der schon einmal mit einem E-Auto unterwegs war, weiß, dass es vor allem auf das Drumherum ankommt. Nur wenn das Angebot stimmt, kann der Lade-Stopp auch gleichzeitig zu einer erholsamen Pause werden.“ Und Schirmherr und Youtuber Robin Schmid resümiert: „Ja, Deutschland hat Ladepower!“.
Weitere Informationen
Auf den ACE-Internetseiten finden Sie einen Überblick über die zurückliegenden ACE-Clubinitiativen. Außerdem gibt's hier die ausführlichen Ergebnisse der diesjährigen Aktion mit einem Beitrag von Youtuber Robin Schmid.
Wer sich beim ACE engagieren möchte, bekommt online auch Infos zum ACE-Ehrenamt.
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