26.05.2021

VW Tiguan eHybrid – Besser an der Leine lassen

Der VW Tiguan hat den Golf inzwischen auf die Ränge verwiesen. Kaum überraschend, dass das Facelift etwas üppiger ausfiel. Unter anderem steht nun ein Plug-in-Hybrid zur Auswahl, der verspricht, ein kleines Sparwunder zu sein.

Mit dem Facelift bekam der Tiguan die neue Optik des Konzerns: LED-Scheinwerfer in Anlehnung an den Golf VIII, eine etwas höhere Motorhaube wie beim Allspace, neue Kotflügel und ein um viele Knöpfe und Taster reduziertes Cockpit. Die aber wirklich spannende Neuerung ist die Plug-in-Hybrid-Variante eHybrid.

Das steckt unter der Haube

Hier powert ein ausgereifter 1.4 TSI mit 110 kW (150 PS). Der bekommt von einem 85 kW (115 PS) starken Elektromotor Unterstützung. So entsteht eine Systemleistung von 180 kW (245 PS). Das ist mehr als ausreichend, um das 1,8 Tonnen schwere Fahrzeug gut durch den Alltag zu bringen. Der Benziner leistet ein Drehmoment von 250 Nm. Zusammen bringt das System kurzfristig ein maximales Drehmoment von 400 Nm zustande. Das ist ordentlich, bietet genug Reserven für ein zügiges Beschleunigen und ist in etwa vergleichbar mit der Durchzugskraft des 2.0 TDI SCR 4Motion mit 147 kW (200 PS), eben nur wesentlich sauberer, was die CO2-Emissionen betrifft. Während die Durchschnittswerte (alle nach WLTP) des TDI bei 137 g CO2/km liegen, kommt der Plug-in-Hybrid so im Schnitt auf 39 g CO2/km.

In einer Tabelle haben wir die technischen Daten zum VW Tiguan eHybrid für Sie zusammengefasst.

Elektrisch unterwegs

Der eHybrid startet und fährt dann üblicherweise erst einmal im Elektromodus. Vorausgesetzt die Batterie hat genug Saft und die Temperatur liegt über -10 Grad. Wer vorausschauend fährt, kommt mit vollem Akku entspannt durch die City und muss nicht immer die nächste Ladestation im Blick haben. Die Fahrt zur Arbeit, zum Einkaufen, ein Schlenker zur Physiotherapie – all das bekommt der Tiguan eHybrid gut gebacken. VW gibt eine rein elektrische Reichweite von 50 km (WLTP) an.

Rekuperation lässt die Reichweite wachsen

Im Stuttgarter Stadtumfeld mit seinen vielen Berg-und-Tal-Strecken wird deutlich, was Rekuperation – Energierückgewinnung durchs Bremsen und im Schubbetrieb – leistet und wie dadurch Reichweite zurückgewonnen werden kann. Auf einer 15 km langen Pendler-Route mit 240 Höhenmetern und vielen Stop-and-go-Phasen verbrauchte der Tiguan bergauf im Schnitt 31,35 kWh/100 km. Für denselben Weg zurück, also bergab, rief er 16,7 kWh/100 km ab. Volkswagen gibt als Kombiverbrauch 16,8 kWh/100 km (WLTP) an. Strom bekommt der eHybrid an der haushaltsüblichen Steckdose mit maximal 2,3 kW Ladeleistung oder er saugt an Ladesäulen mit maximal 3,6 kW.

Stadt, Land, Autobahnfluss

Der Verbrauch der meisten Plug-in-Hybride ist höher als angegeben. Denn geht die Batterieleistung zur Neige, muss der Benziner umso mehr powern. Vor allem auf der Langstrecke. Und beim Tiguan eHybrid? Angegeben werden seitens VW im Schnitt 1,6 Liter Benzin auf 100 km nach WLTP und 16,8 kWh/100 km. Wir haben ihn auf der mehr als 200 Kilometer langen ACE-Teststrecke unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt: Zuerst im Stadtverkehr unterwegs, war er etwa ein Drittel der Strecke vielen Ampelphasen und Stop-and-go-Gezuckel ausgesetzt. Hier verbrauchte er, umgerechnet auf 100 Kilometer, 5,2 Liter Benzin und rief eine Akkuleistung von 1 kWh/100 km ab.

Im Alltag zeigt der Verbrauch "Ausreißer" – nach oben und unten

Bei der darauffolgenden Autobahnfahrt, mit Rekuperieren im Schubbetrieb, um für die nachgelagerte Überlandfahrt Akkukapazität anzusparen, schluckte er 7,8 Liter und lud dabei den Akku mit 2,6 kWh/100 km auf. Auf der letzten Teiletappe mit 300 Höhenmetern benötigte der eHybrid 4,1 Liter Benzin und 4,9 kWh/100 km. Die Fahrt zeigt: Unter Alltagsbedingungen kann der Verbrauch extrem schwanken.

Komfort und Sicherheit werden im Tiguan groß geschrieben

Bedienen lassen sich die wichtigsten Komfortfunktionen bequem über das 10,25 Zoll große TFT-Farbdisplay, die Klimaanlage über einen digitalen Schieber in der Mittelkonsole. Das Technik-Paket (1.660 Euro) enthält unter anderem eine Streaming- und Internetfunktion, Smartphone-Anbindung, Navigationssystem und Sprachsteuerung. Mit der lässt sich auch das Ziel im Navi eingeben und ändern. Das 6-Gang-DSG wechselt butterweich die Gänge und ist
im stockenden Berufsverkehr eine Erleichterung. Im Fahrmodus Hybrid übernimmt der Tiguan automatisch die bestmögliche Abstimmung von Benziner und E-Aggregat. Im Testwagen (Ausstattungslinie Elegance, ab 38.375 Euro) unterstützt das adaptive Fahrwerk (1.045 Euro) die gewählte Fahrweise und federt entsprechend ab. In Sachen Verkehrssicherheit punktet der Tiguan serienmäßig mit Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung, Schlechtwetter- und Abbiegelicht. Das Fahrassistenzpaket „Plus“ (770 Euro) ergänzt die Sicherheitsausstattung etwa durch den Spurwechselassistenten und Verkehrszeichenerkennung.

Unser Fazit: Wer seine Fahrweise anpasst, ist sparsam unterwegs

Durch eine effiziente Fahrweise erzielten wir  insgesamt einen Durchschnittsverbrauch von 3,3 Liter. Das ist angesichts des Fahrzeuggewichts ein durchaus passabler Wert. Der voreingestellte E-Modus hilft, einem das elektrische Fahren schmackhaft zu machen. Unterm Strich ist der Tiguan eHybrid auf jeden Fall etwas fürs Pendeln im urbanen Raum, da er sich hier völlig emissionsfrei bewegen lässt. Bei der Langstrecke auf Autobahnen ist irgendwann die Batterie-Kapazität am Ende. Dann übernimmt der Benziner den Vortrieb und damit auch das Gesamtgewicht. Aber auch hier ist das letztendlich eine Frage der entsprechenden Einstellung und Fahrweise. Es gilt: Wer einen Plug-in-Hybrid sparsam fahren will, muss umdenken. Das gilt auch für den Tiguan eHybrid.

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