01.02.2017

Algarve – Sehnsuchtsorte im Südwesten

Saubere Strände, bizarre Felslandschaften, malerische Fischerdörfer und ein zauberhaftes Hinterland – der Süden Portugals ist mehr als nur ein Urlaubsziel für Sonnenhungrige und Badeurlauber.

Wild brechen die Wogen des Atlantiks gegen den rot leuchtenden Sandstein. Der Blick des Betrachters wandert kilometerweit an den mächtigen Klippen entlang oder geht nach unten an den fast senkrecht abfallenden Felsen. In wohl mehr als zwanzig Meter Tiefe schäumt das Wasser und sucht den Kampf mit dem weichen Gestein. Die Zeit ist der Verbündete des nassen Elements, denn Wind und Wellen formen eine gigantische Naturkulisse: bizarre Felssäulen, Tunnel und Tore aus Stein ragen aus dem azurblauen Meer. Aus ausgewaschenen Grotten gurgelt und plätschert es hohl. Klagende Schreie der Möwen mischen sich mit dem Rauschen der Wellen. Die Landzunge Ponta da Piedade, unweit der Stadt Lagos, ist einer der spektakulärsten Aussichtspunkte an der Algarveküste im Südwesten Portugals.

Die Felsklippenlandschaft steht für die Algarve, genauso wie die bunt bemalten Fischerboote, die in den Häfen der Fischerorte sanft auf dem Wasser schaukeln. Es gibt kaum einen Reiseführer oder Werbeprospekt, der nicht mit diesem Bild für die südlichste Provinz Portugals wirbt.

Rund 200 Kilometer lang ist der Küstenstreifen, der im Osten am Fluss Rio Guadiana, der natürlichen Grenze zu Spanien, beginnt und im Westen am Atlantik endet. Für Badeurlauber locken im Osten ausgedehnte Sandbänke, endlose Strände mit Sanddünen und Lagunen. Ab Faro in Richtung Westen verändert sich die Küste, steile Riffe und Felsen ragen ins Meer. Faro ist übrigens nicht nur die größte Stadt der Algarve, die meisten Gäste kommen hier per Flugzeug am internationalen Airport an. Und das von Frühling bis in den späten Herbst, denn viele Sonnentage, das milde Klima und die üppige Vegetation im Hinterland ziehen die Gäste wie Magneten an.

„Al Gharb“ - Algarve - nannten die Mauren den Küstenstreifen

Die Kehrseite dieser Touristenströme ist nicht zu übersehen: Feriensiedlungen und große Hotelkomplexe zerstören an einigen Orten das Landschaftsbild. Aber es gibt sie noch, die verträumten, pittoresken Örtchen und Fischerdörfer. Und wer sich einen Mietwagen nimmt, findet darüber hin-aus auch noch verträumte Badebuchten fernab der bevölkerten Strände. Im Landesinneren ersetzen kräftige Farbtöne der Obstgärten das Blau des Meeres und das Gelb der Strände. Auf dem fruchtbaren Boden gedeihen Zitrus-, Johannisbrot-, Feigen- sowie Mandelbäume, die alljährlich im Frühling die Region mit einem Meer aus weißen Blüten überziehen. Im Norden erhebt sich die Bergkette der Serra de Monchique in den Himmel. Es ist der Garten der Algarve, dort lässt es sich trefflich wandern oder in den heißen Quellen von Caldas de Monchique entspannen, wie es bereits die Römer vor Jahrhunderten vormachten.

„Al Gharb“ – so nannten die Mauren den westlichsten Teil ihres Emirats. Der Name Algarve blieb, als der Landstrich vor über 700 Jahren unter die Herrschaft der portugiesischen Krone kam. Noch heute ist das Erbe der nordafrikanischen Kultur an vielen Häusern sichtbar, an den Kaminen. Zylindrisch oder rechteckig, einfach oder aufwendig, die kleinen Luftschächte sind ein Beweis der finessenreichen Baukultur der Mauren. Die farbenfrohen Schlote erfüllen nicht nur ihren Zweck, sie sind darüber hinaus ein wichtiges, dekoratives Element eines jeden Hauses. Je aufwendiger der Schornstein gestaltet ist, desto wohlhabender und angesehener ist der Hausbesitzer.

Olhão ist Zentrum der Fischindustrie an der Algarve

Ein Hauch von Nordafrika umweht die Stadt Olhão. Fischer, die bis vor der Küste Marokkos reichen Fang machten, ließen sich auch von der maghrebinischen Architektur inspirieren. Weiß gekalkte, kubische Häuser, die je nach Familienplanung aufgestockt wurden, prägen noch heute die Gassen der Altstadt. Und wer dort entlangschlendert, sollte einen Abstecher in die beiden aus rotem Ziegel erbauten Markthallen mit ihren runden Türmen einplanen, die sich unmittelbar an der Lagune befinden. Sie beherbergen den besten Fischmarkt an der Algarve, im anderen Flügel ist ein üppiges Sortiment an Obst, Gemüse und Fleisch, das von Bauern und Metzgern aus der Umgebung stammt, zu bestaunen. Der pulsierende Ort war einst das Zentrum der Fischindustrie mit mehr als 30 Fischfabriken, Sardinendosen aus Olhão waren weltweit begehrt. Inzwischen fördert die portugiesische Regierung Aquakulturen in dieser Region. Vor allem Austern und Muscheln gelten als Exportschlager. Noch immer befindet sich in der Stadt der größte Fischereihafen an der Algarve. Und eine große Auswahl an Restaurants, die den Fang der Fischer in feinsten Kombinationen auf die Teller zaubern, gegrillt, gebraten oder gekocht in hervorragenden Fischeintöpfen. Ganz mutige Testesser können sich an Bacalhau heranwagen, einen gesalzenen und getrockneten Stockfisch, der schon in den Auslagen der Supermärkte als Aromenerlebnis unvergessen bleibt.

In Lagos war die ersten Sklavenmarkt Europas

Das Städtchen Tavira am Rio Gilão gehört zu den schönsten der Region. Beiderseits des Flusses rufen hübsche Bürgerhäuser den einstigen Wohlstand ins Gedächtnis. Die Bewohner lebten gut vom Thunfischfang. Noch heute strahlt der Ort historischen Charme aus, aber wer über das Kopfsteinpflaster schlendert, braucht gutes Schuhwerk. Nach dem Flanieren trinkt man im Stadtgarten seine „bica“, schwarzen Espresso, und knabbert dazu ein süßes Gebäck.

Lagos ist einer der interessantesten und lebendigsten Orte, er zählt auch zu den geschichts-trächtigsten. Von hier aus stachen im 15. Jahrhundert die großen Entdecker in See. Hier sind die wendigen Karavellen entstanden, mit denen Portugal zur großen Seemacht aufstieg. Das Denkmal Heinrichs des Seefahrers, der mit einer beeindruckenden Flotte von über 230 Schiffen das damals nordafrikanische Ceuta eroberte und damit Einfluss auf den Handel der Sahara-Karawanen gewann, erinnert an den Ruhm der einstigen Weltmacht. Der Sklavenmarkt in Lagos mahnt auch an die dunklen Zeiten des Kolonialismus, denn die ersten afrikanischen Sklaven setzten hier erstmals ihre geschundenen Füße auf europäischen Boden.

In der Antike galt das Cabo de São Vicente als geweihter Ort, heute markiert es die Südwestspitze des europäischen Festlandes. Hier endet die Algarve in einer kargen, baumlosen Vegetation. Hoch auf der felsigen, bis zu 70 Meter hohen Steilküste ragt ein Leuchtturm, dessen Lichtkegel nachts weit mehr als 50 Seemeilen in den Atlantik reicht. Und nicht nur deutsche Touristen nutzen diese trutzige Bastion des Abendlandes ganz profan: sie essen Bratwürste. Das Nürnberger Ehepaar Petra und Wolfgang Bald beglücken mit ihrem inzwischen gewachsenen Team seit mehr als 20 Jahren in ihrem Imbisswagen Gäste aus aller Welt mit Metzgerwaren made in Franken. „Letzte Bratwurst vor Amerika“ – werben große Lettern, und wer mag sich diese kulinarische Chance am letzten Zipfel Europas schon entgehen lassen?

Touristische Informationen

Anreise: Der internationale Flughafen in Faro ist das Tor zur Algarve und wird von mehreren Linien- und Chartergesellschaften angeflogen. Da die Anreise mit dem Auto von Deutschland aus rund 3000 Kilometer beträgt, ist die Kombination Flug und Miet wagen empfehlenswert.

Preisbeispiele: Sieben Übernachtungen im Vier-Sterne-Hotel Porto Bay Falesia bei Albufeira, Doppelzimmer mit Frühstück, inklusive Flug, Rail&Fly und Transfers ab 444 Euro pro Person. Siebentägige Mietwagenrundreise ab/bis Faro mit sieben Übernachtungen in hochwertigen Hotels oder Pousadas mit Frühstück, inklusive Mietwagen ab 568 Euro (ohne Flug). Informationen unter www.thomascook.com und beim ACE-Reisebüro, Tel. 0711 530 36 78.

Detaillierte Informationen: Portugiesisches Fremdenverkehrsamt, Zimmerstr. 56, 10117 Berlin, Tel. 0 30 25 41 01 60, www.visitportugal.com

 

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