01.09.2016

Malmö – Eine Stadt erfindet sich neu

Die drittgrößte Stadt Schwedens hat sich neu erfunden. Ein Symbol dafür ist der höchste Wolkenkratzer Skandinaviens, der sich über 54 Stockwerke und 190 Meter hoch wie ein Korkenzieher in den stahlblauen Himmel schraubt.

Jedes Geschoss ist um rund 1,6 Grad zur darunterliegenden Etage versetzt. Auf die ganze Länge verdreht sich der "Turning Torso" so um 90 Grad. Eine Konstruktion, die den Betrachter schwindelig macht, je näher er dem Bauwerk kommt.

Öresund – Die Verbindung zwischen Malmö und Kopenhagen

 

Und auch die Mieter und Eigentümer der Büros und Wohnungen haben so ihre Probleme. Es gibt praktisch keine geraden Winkel: ein Albtraum für jede eherne Schrankwand. Auch die Fenster laufen weg. Wie lässt sich da ein Vorhang installieren? Doch wiegen diese kleinbürgerlichen Nachteile wohl nicht viel im Vergleich zur Exklusivität und dem ungehinderten Blick auf den Öresund und die gleichnamige Brücke, die in der Realität überhaupt nichts von dem Grusel und Schrecken vermittelt, die ihr die TV-Fernsehstaffel mit Kommissar Martin Rohde von der Kriminalpolizei Kopenhagen und der schwedischen Kollegin Saga Norén andichten. Im Gegenteil: Täglich pendeln seit 2000 rund 28.500 Menschen mit dem Auto oder Zug zwischen den Metropolen Malmö und Kopenhagen. Und da das Leben in Dänemark ein bisschen teurer ist und bessere Löhne gezahlt werden, können die mobilen Schweden auch die saftigen Mieten im Torso finanzieren. Sie liegen zwischen 800 Euro für eine Einzimmerwohnung und rund 3500 Euro für eine Wohnung von 180 m2 pro Monat.

Ehemaliges Werftgelände in Malmö ist preisgekrönt

 

Der faszinierende Wolkenkratzer dominiert einen Stadtteil, in dem noch vor wenigen Jahrzehnten die Schmiedehämmer und Presswerkzeuge den Takt angaben, Schweißbrenner und Funkenflug der Winkelschleifer den Tag erhellten. Hier etablierte sich einst die Familie Kockum. Sie wurde durch Tabakhandel reich und schuf so die finanzielle Grundlage für eine Werft, die noch zwischen 1950 und 1960 zur Weltelite zählte. Die Spezialität war die Herstellung großer Frachtschiffe – bis zur Strukturkrise in den späten 80er-Jahren. Tausende Arbeiter verloren ihren Job und Malmö fragte sich, was es mit dem niedergehenden Stadtviertel anfangen sollte. Illmar Reepalu, seit 1994 Bürgermeister, formulierte die Vision: "Wir befanden uns in der größten vorstellbaren Krise. Es stellte sich die Frage, welchen Weg wir einschlagen sollten." Die nach Stockholm und Göteborg mit gut 300.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Schwedens entschied sich, ein Zentrum des Wissens zu werden und gründete eine Universität. Parallel entstand auf dem alten Werftgelände ein vielfach preisgekröntes Areal unter anderem mit folgenden Merkmalen: 100 Prozent erneuerbare lokale Energie, pneumatisches Abfall-Sammel-System, Niedrig-Energie-Häuser und grüne Dächer, wohin man blickt.

Junge Stadt mit einer beispielhaften Radweg-Infrastruktur

 

Fast fünfhundert Kilometer Radwege laden die Einwohner in der ganzen Stadt ein, das Auto stehen zu lassen. Das System funktioniert mit eigenen Ampeln inklusive Haltestangen, um nicht vom Rad steigen zu müssen, eigenen Kreisverkehren und Mülleimern, die so schräg stehen, dass sie auch ein Biker im Vorbeifahren trifft. Überall in der Stadt sind öffentliche Luftpump-Stationen aufgestellt – das Fahrradkonzept ist einfach bis zu Ende gedacht. Und immer wieder diese weitläufigen Parks mit Seen, Kanälen und botanischen Gärten, mittendrin Ausflugs-Cafés, die an sonnigen Tagen bis auf den letzten Platz besetzt sind.


Keine Frage, Malmö hat den Wandel in die neue Zeit geschafft. Dafür spricht schon das niedrige Durchschnittsalter der stetig wachsenden Bevölkerung: Es liegt bei 36 Jahren.

 

Touristische Informationen

Anreise: Der häufigste Anreiseweg von Deutschland führt mit dem Auto via Fähre nach Schweden. So bieten die TT-Lines das Rückfahr-Ticket für zwei Personen mit Pkw und Kabine saisonabhängig ab circa 160 Euro von Travemünde nach Trelleborg an. Schweden ist aber auch auf dem Landweg von Dänemark über die Öresundbrücke zu erreichen. Die Pkw-Maut kostet für einen Weg rund 50 Euro.

Währung und Preise: Schweden ist zwar Mitglied in der EU, hat aber keinen Euro. Eine schwedische Krone entspricht etwa elf Cent. Die technisch versierte Bevölkerung setzt immer stärker auf den digitalen Zahlungsverkehr, auch für kleine Beträge in Cafés. Lebensmittel sind ähnlich teuer wie in Deutschland. Es existieren auch Discounter, etwa Lidl. Essen gehen ist sogar etwas günstiger als hierzulande. Die Qualität ist ausgezeichnet, empfehlenswert sind Fischgerichte. Als Trinkgeld wird eine kleine Aufrundung erwartet. Alkoholische Getränke dürfen für den Eigenbedarf fast unbegrenzt eingeführt werden.

Land und Leute: Schweden ist mit einer Fläche von 450.000 km² das drittgrößte Land Westeuropas und zu 53 Prozent von Wald bedeckt. Rund neun Millionen Einwohner gehören zu 82 Prozent der evangelisch-lutherischen Kirche Schwedens an. Fast jeder, der mit Touristen in Kontakt kommt, spricht Englisch.

Klima: In Mittel- und Südschweden sind die Winter kurz und kalt, die Sommertemperaturen ähnlich wie in Südengland, jedoch mit wesentlich mehr Sonnenschein und Tageslicht.

Weitere Informationen: VisitSweden, Tel.: 069 22 22 34 96; E-Mail: germany@visitsweden.com; www.visitsweden.com.

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