28.01.2019

Skitouren in Osttirol – Auf Wilderers Spuren

1982 wurde hier noch ein Wilderer erschossen. Heute geht es deutlich ruhiger zu. Spannende Geschichten und nachhaltiger Tourismus sind das Geheimrezept des Villgratentals.

Zugegeben, es ist eine Qual, eine echte Qual: Vollgepackt mit Spezial-Ski, kulinarischer Halbpension und Lawinenequipment schüttelt niemand so einfach 1500 Höhenmeter aus dem Ärmel. Doch genervt von Hüttengaudi und Apres Ski wollte ich ja wissen, ob es in den österreichischen Alpen noch was anderes gibt als „Anton aus Tirol“ und Jagertee im Schnee.

Natur pur statt Après-Ski-Trubel

Richtig geruhsam und ursprünglich soll es heute noch in Osttirol zugehen, dem südwestlichsten Zipfel Österreichs. Hinterm Berg wartet Italien, die Anfahrt aus Deutschland dauert etwas länger. Doch das ist schnell vergessen! Denn Osttirol und das Villgratental locken mit etwas, das mittlerweile in den Alpen durchaus ein Alleinstellungsmerkmal ist: Ruhe und weitgehend unberührte Natur. Statt auf Massentourismus und immer größere Liftanlagen setzen die Bergsteigerdörfer im Villgratental auf sanften Tourismus: Im Sommer locken die über 50 mächtigen Gipfel der näheren Umgebung Wanderer, im Winter verzückt die Landschaft Skitourengeher. Beispielsweise auf der Skitour „Herz-Ass“ Villgratental.

Die insgesamt 58 Kilometer lange, viertägige Skiroute ist eine echte Herausforderung und die jüngste Ergänzung des Winterangebots. Erfinder Christof Schett schwärmt von Gipfeln, die aus der Vogelperspektive ein Herz bilden, und einer nahezu unendlichen Auswahl an unverspurten Hängen. Doch er verheimlicht auch nicht: Den Pulverschnee müssen wir uns erst noch verdienen.

Spannende Geschichten begleiten die Tour

Ein guter Ausgangspunkt für meine erste geführte Tour ist der Weiler Kalkstein. Früh am Morgen parkt unser kleiner Shuttlebus an der Badl-Alm. Bis zum Einstieg in die heutige Etappe sind es nur wenige Meter. Es geht vorbei an Kirche und Friedhof Mariä Schnee. Dort ruht Pius Walder, ein Holzfäller, der 1982 wohl beim Wildern erwischt und erschossen wurde. Die ganze Geschichte, die zu jahrzehntelangen Spannungen im Tal führte, wird uns Schett später bei einem Zirbenschnaps erzählen.

Doch jetzt sind die Teilnehmer zunächst mit ihrem Equipment beschäftigt. Alle prüfen noch einmal, ob sie Lawinen-Piepser, Schaufel und Co. dabeihaben. Denn das kann später Leben retten. Keine Frage, Skitouren können gefährlich sein. Jede Saison sterben viele Freizeitsportler – oft aus Unbedachtheit oder Abenteuerlust. Wer das erste Mal abseits der Piste losspurt, sollte das lieber mit Profis wie Bergführer Franz Schneider machen. Der Tausendsassa, der früh morgens noch bei seinen Tieren im Stall war und nachmittags in der Skischule aushelfen wird, begleitet uns heute. Er kennt nicht nur die Situation vor Ort, sondern kann das Wetter und die Lawinengefahr besser einschätzen als jede Online-Vorhersage.

Traumhafte Ausblicke entschädigen für alle Mühen

Lokale Bergführer, spannende Geschichten und kleine Gruppen sind das Geheimrezept der „Herz-Ass“ Skitour. Maximal acht Tourengänger können daran teilnehmen, entsprechende Fitness und Erfahrung im Tiefschnee vorausgesetzt. In der kleinen Gruppe ziehen wir los, die erste Stunde geht es noch seicht im Tal entlang, bald schon wird es immer steiler. In regelmäßigen Abständen machen wir Rast und genießen tief atmend die Natur. Irgendwann ebben unsere Gespräche ab, fast schon mechanisch marschiert die Gruppe bergauf, außer dem Klackern der Bindungen ist nichts mehr zu hören. Bald wird es so steil, dass wir auf Spitzkehrentechnik umsatteln müssen. Jetzt brennen die Oberschenkel und im Kopf hämmert nur noch die Frage: „Warum?“ „Wegen dem Ass“, sagt Schett: „Auf jeder Tagesetappe gibt es ein Highlight!“ Heute ist es der spektakuläre Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel von Großglockner und Sextner Dolomiten. Bis man alle Asse im Ärmel hat, ist es aber eben auch ein bisschen eine Qual. Das ist gut so und macht Spaß! Denn in Osttirol hat man erkannt, dass einige Urlauber sich auch ein bisschen quälen wollen.

Reiseinfos: Skitour „Herz-Ass“ in Osttirol

Lage und Anreise: Versteckt im Südwesten von Österreich liegt das Villgratental in Osttirol. Für den Winterurlaub empfiehlt sich die Anreise mit Auto, Bus oder Bahn. Die Auto-Route führt entweder über Innsbruck und Südtirol oder via Kitzbühel und Lienz. Anfahrt ab München in ungefähr 3,5 Stunden. Die Fahrt mit Bus und Bahn dauert etwa doppelt so lange.

Skitour „Herz-Ass“: Fünftägige geführte Skitour mit Shuttleservice, Gesamtdistanz 58 Kilometer, 5 Nächte, 5 Skitouren, Aufstiege pro Tag bis etwa 1500 Höhenmeter, mit lokalem Bergführer, je nach Unterkunft ab 810 Euro pro Person (Buchung über Yellowtravel, Tel. +43 512 307196).

Unterkünfte: Im Villgratental finden sich Unterkünfte aller Kategorien, von einfachen Pensionen (zum Beispiel Gasthof Bachmann in Innervillgraten, DZ mit Frühstück ab 57 Euro) bis hin zum 4-Sterne-Hotel „Gannerhof“ mit Bio-Küche und zwei „Hauben“ vom Gault Millau.

Info: Mehr zum Villgratental ist zu finden auf der Homepage der Osttirol Information, Tel. +43 50 212 212, info@osttirol.com

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