01.06.2018

BMW 2er Gran Tourer – Fahrspaß familientauglich

Der erste Wurf ist gelungen: BMW hat mit 2er Active und Gran Tourer vor drei Jahren einen Überraschungserfolg gelandet. Nun gibt es ein sanftes Lifting für das eigentlich wenig markentypische Familienauto.

Kindern war es eh immer schon wurscht, welche Technik unter dem Blech des Familienautos steckt. Aber dass auch Papa und Mama bei der Wahl ihres Wunschmodells unideologisch vorgehen, haben viele Traditionalisten nicht geglaubt, als BMW vor drei Jahren seinen ersten Van – und dann auch noch einen mit dem lange verpönten Frontantrieb – vorstellte. Wie richtig die Münchner lagen, zeigt das nun fällige Facelift von 2er Active Tourer und Gran Tourer: Denn Veränderungen gab es nur wenig.

Facelift für das Familienauto aus München

Das einzige wirkliche Familienauto der Münchner sucht auch nach der Modellpflege weiterhin den perfekten Kompromiss von Alltagsnutzen und Sportlichkeit. Beim Design schiebt sich der Van nun noch etwas stärker in Richtung des letztgenannten Pols: Die Kühlergrill-Niere wird ein wenig größer und präsenter, Front- und Heckschürze sind etwas straffer modelliert. Und am Heck tragen nun alle Vierzylindermodelle zwei potente Endrohre an Stelle des bisher einsamen Single-Auspuffs einiger Modelle. Dazu gibt es zwei neue Karosseriefarben, sechs neue Felgen und ein leicht aufgemöbeltes Cockpit mit der neuesten Infotainment-Generation der Marke.

Benziner mit Rußfilter, Diesel mit SCR-Katalysatoren

Das Antriebsprogramm wurde ebenfalls sanft überarbeitet. Im Zentrum stand die Anpassung an die neue Abgasnorm Euro-6d-temp: Alle Benziner verfügen nun über einen Rußfilter, die Diesel sind sämtlich mit SCR-Katalysatoren ausgestattet. Ein paar Extra-PS sprangen ebenfalls raus, so dass das Leistungsspektrum der Benziner nun von 80 kW/109 PS beim 1,5-Liter-Dreizylinder bis zu 170 kW/231 PS beim 2,0-Liter-Vierzylinder (nur Active Tourer) reicht. Die Vierzylinder-Diesel mit ebenfalls 1,5 und 2,0 Litern Hubraum decken ein Band von 85 kW/116 PS bis 140 kW/190 PS ab, als Spritspar-Alternative ist weiterhin ein Plug-in-Hybrid mit 165 kW/224 PS Systemleistung zu haben. Ganz neu im Programm findet sich ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das bei den kleineren Motoren die optionale Sechsgang-Wandlerautomatik ersetzt.

Der einzige BMW mit Frontantrieb

Was vor drei Jahren zumindest in interessierten Kreisen noch ein Aufreger war, sorgt heute nur noch für ein Schulterzucken: der BMW-untypische Frontantrieb. Die fahrdynamischen Vorbehalte kann man getrost vergessen: Zumindest in seinem Segment ist der 2er-Van das sportlichste und agilste Auto. Nicken und Wanken kennt die straff abgestimmte Karosserie nicht, sowohl in der Kurve als auch beim beherzten Beschleunigen oder Abbremsen ruht der BMW in seiner gefühlten Mitte, wirkt trotz höheren Schwerpunkts wie eine kompakte Steilhecklimousine. Die passend direkt abgestimmte Lenkung lässt den Familienausflug ins Grüne zur vergnüglichen Spritztour werden, kann bei höheren Autobahngeschwindigkeiten im Gegenzug aber auch etwas nervös wirken. Wer einen Van für die große gemütliche Autobahntour mit Kind, Kegel und vollem Kofferraum sucht, findet bei der Konkurrenz bessere Angebote, wer genau das nicht will, wird vom BMW 2er Tourer auch weiterhin passend bedient.

Die Schwächen des BMW 2er Gran Tourer

Die Schwächen des Münchner Familienmodells sind zumindest in Teilen die Kehrseite der Positionierung im Fahrspaß-Feld – und wurden auch beim Lifting nicht behoben. Größtes Manko: Der Mittelplatz im Fond ist eigentlich nicht nutzbar. Das liegt vor allem am Kardantunnel, der für den optionalen und eigentlich für die meisten Kunden überflüssigen Allradantrieb benötigt wird. Doch offenbar traut man bei BMW dem reinen Frontantrieb immer noch nicht ganz über den Weg, so dass nun jeder Mittelplatz-Nutzer seine Füße links und rechts in den eh nicht besonders üppigen Raum unter Fahrer- und Beifahrersitz quetschen muss. Kurzbeinigere Kinder sitzen ebenfalls schlecht, weil in der Mitte Isofix-Befestigungen fehlen und sich die Gurtverankerung im Dachhimmel findet. Im Grunde wird der Active Tourer so zum Viersitzer. Der gut 20 Zentimeter längere Gran Tourer bietet auf Wunsch eine dritte Reihe mit zwei weiteren Plätzen, die zwar gut zu erreichen, aber letztendlich nur für Kleingewachsene als Dauerlösung annehmbar sind. Unverändert bleibt im Zuge des Liftings auch die viel zu massige A-Säule, die dem Fahrer beim Kurvenfahren und Lenken stark die Sicht nimmt. Die beiden grundsätzlichen Mankos bleiben also mindestens bis zum nächsten Modellwechsel erhalten.

Alternative zu VW Touran, Mercedes B-Klasse oder Renault Scénic

Die beiden Zweier-Vans sind unterm Strich bei weitem nicht die praktischsten Modelle in ihrer Klasse. Doch die konsequente Positionierung als fahrdynamische Alternative zu VW Touran, Mercedes B-Klasse oder Renault Scénic verlangt im Alltag der vierköpfigen Standardfamilie keine großen Zugeständnisse ab. Und dass der Van der erste BMW ohne Standard-Hinterradantrieb ist, dürfte bei einem Familienauto höchstens beinharte Traditionalisten ärgern. Den Kindern an Bord ist das Technik-Layout aber wohl genauso egal wie das extrem hohe Preisniveau. Unter 27.850 Euro (Gran Tourer: 29.100 Euro) ist nicht einmal das Basismodell zu haben. Am Ende werden es daher zunächst wohl vor allem Enkel sein, die in Reihe zwei des frisch erneuerten BMW Platz nehmen. Während Mama und Papa noch auf ein gebrauchtes Modell sparen.

Technische Daten – BMW 2er Active Tourer (Gran Tourer)

  • Kompakt-Van, Länge: 4,34 Meter (4,56 Meter), Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,56 Meter (1,61 Meter), Radstand: 2,67 Meter (2,78 Meter), Kofferraumvolumen: 468–1510 Liter (645–1905 Liter).

Benziner:

  • 216i: 1,5-Liter-Turbobenziner, Frontantrieb, 80 kW/109 PS, max. Drehmoment 190 Nm bei 1350–3800 U/min., 0–100 km/h in 11,3 Sek., Vmax: 190 km/h, Verbrauch: 5,8 l/100 km, CO2-Ausstoß 132 g/km; Preis ab 27.850 Euro
  • 218i: 1,5-Liter-Turbobenziner, Frontantrieb, 103 kW/140 PS, max. Drehmoment 220 Nm bei 1.480 – 4.200 U/min, 0 – 100 km/h in 9,3 Sek., Vmax: 205 km/h, Verbrauch: 5,8 l/100 km, CO2-Ausstoß 132 g/km; Preis ab 29.400 Euro
  • 220i: 2,0-Liter-Turbobenziner, Frontantrieb, 141 kW/192 PS, max. Drehmoment 280 Nm bei 1.350 – 4.600 U/min, 0 – 100 km/h in 7,4 Sek., Vmax: 229 km/h, Verbrauch: 5,9 l/100 km, CO2-Ausstoß 134 g/km; Preis ab 35.000 Euro
  • 225i xDrive (nur Active Tourer): 2,0-Liter-Turbobenziner, Allradantrieb, 170 kW/230 PS, max. Drehmoment 350 Nm bei 1350–4500 U/min, 0–100 km/h in 6,3 Sek., Vmax: 235 km/h, Verbrauch 6,4 l/100 km, CO2-Ausstoß 147 g/km; Preis ab 41.000 Euro
  • 225xe iPerformance (nur Active Tourer): Plug-in-Hybrid mit 2,0-Liter-Turbobenziner und Elektromotor, Allradantrieb, 165 kW/224 PS, 0–100 km/h in 6,7 Sek., Vmax: 202 km/h (elektrisch 125 km/h), Verbrauch 2,5 l/100 km, CO2-Ausstoß 57 g/km; Preis ab 39.650 Euro

Diesel:

  • 216d: 1,5-Liter-Turbodiesel, Frontantrieb, 85 kW/116 PS, max. Drehmoment 270 Nm bei 1750–2250 U/min, 0–100 km/h in 11,1 Sek., Vmax: 195 km/h, Verbrauch: 4,3 l/100 km, CO2-Ausstoß 113 g/km; Preis ab 31.150 Euro.
  • 218d: 2,0-Liter-Turbodiesel, Frontantrieb (Allradantrieb optional), 110 kW/150 PS, max. Drehmoment 350 Nm bei 1750–2500 U/min, 0–100 km/h in 9,5 Sek., Vmax: 203 km/h, Verbrauch: 4,5 l/100 km, CO2-Ausstoß 119 g/km; Preis ab 33.200 Euro.
  • 220d: 2,0-Liter-Turbodiesel, Frontantrieb (Allradantrieb optional), 140 kW/190 PS, max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750–2500 U/min, 0–100 km/h in 8,2 Sek., Vmax: 214 km/h, Verbrauch 4,4 l/100 km, CO2-Ausstoß: 117 g/km; Preis ab 38.750 Euro.

Kurzcharakteristik – BMW 2er Active Tourer/Gran Tourer

  • Warum: agiles Fahrverhalten, gepaart mit Van-Tugenden
  • Warum nicht: weil der Münchner kein konsequent praktisches Auto ist
  • Was sonst: VW Touren, Renault Scénic, Mercedes B-Klasse
  • Wann: ab sofort