Notruf (Panne/Unfall)

Rufen Sie uns an

+49 711 530 34 35 36

täglich 24h erreichbar

Schreiben Sie uns eine E-Mail

notruf@ace.de

Info-Service

Rufen Sie uns an

+49 711 530 33 66 77

Schreiben Sie uns eine E-Mail

info@ace.de

Weitere Kontaktmöglichkeiten

Mehr erfahren

Europas Mobilitätsbegleiter.
Weit mehr als nur Pannenhilfe!

Warum die Hauptuntersuchung reformiert werden muss

Die EU-Kommission hält die vielen alten Pkw auf den Straßen für gefährlich – und fordert, dass sie häufiger überprüft werden. Dabei gibt es bei den neuesten Wagen viel größere Probleme.

Die Hauptuntersuchung (HU) ist Pflicht

Sie ist kaum größer als ein 2-Euro-Stück, aber von erheblicher Bedeutung: Ohne gültige HU-Plakette auf dem Kennzeichen darf in Deutschland kein Kraftfahrzeug auf öffentliche Straßen. HU steht für Hauptuntersuchung, im Volksmund TÜV genannt. Alle zwei Jahre werden dort Autos auf ihre Verkehrssicherheit und Umweltverträglichkeit untersucht. Die Vorschrift gilt für alle Pkw: Ob mit Verbrennungsmotor oder Elektroantrieb, ob für hochvernetzte Autos mit elektronischen Assistenzsystemen oder völlig analoge Oldtimer.



Auto in der Werkstatt auf der Hebebühne

Ältere Fahrzeuge bald jährlich zur HU

Nun soll die Hauptuntersuchung reformiert werden, das zumindest fordert die EU-Kommission. Sie will Autos öfter zur HU schicken, wenn sie älter als zehn Jahre alt sind. Eine jährliche Inspektion würde die Verkehrssicherheit erhöhen, so die Argumentation. Die Umsetzung beträfe Millionen Gebrauchtwagenbesitzer. Allein in Deutschland sind fast 50 Prozent der zugelassenen Pkw über zehn Jahre alt.

Die EU-Pläne sind umstritten

Und das nicht nur weil sie enorm viel Aufwand und Mehrkosten bedeuten würden. Zwar weisen ältere Gebrauchte naturgemäß mehr technische Mängel auf als Neuwagen. Ob defekte Bremsen, defekte Beleuchtung oder kaputtes Fahrwerk: Rund 150.000 Fahrzeuge wurden im vergangenen Jahr wegen „gefährlicher Mängel“ als verkehrsgefährdend eingestuft und „mussten sofort in die Werkstatt“. Das geht aus dem TÜV-Report 2025 hervor. Knapp jeder dritte Pkw ist demzufolge mit kleineren Macken unterwegs. Doch wie gravierend ist es im Alltag, wenn der Motor Öl verliert oder der Kotflügel rostet? Auch wegen solcher Mängel können Prüfer einen Gebrauchtwagen bei der Hauptuntersuchung beanstanden. Vor allem ein Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit aber ist fraglich.

 

Es fehlen Belege

„Technikmängel allein bedeuten nicht per se mehr Unfälle“, sagt Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung der Versicherer beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Bevor häufigere Checks für zehn Jahre alte Autos kommen, müsse dies belegt werden und auch, dass häufigere Hauptuntersuchungen solche Unfälle vermieden hätten: „Wir haben dazu keine Untersuchungen, bezweifeln aber dass häufigere Hauptuntersuchungen zu spürbar weniger Verunglückten im Straßenverkehr führen“, so Zeidler.

 

Kritik auch auf Bundesebene
Auch das Bundesverkehrsministerium sieht die Forderung der EU-Kommission kritisch: Der technische Zustand der Gebrauchtwagen habe sich nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht verschlechtert, sagt eine Sprecherin. „Generell entstehen nur sehr wenige Unfälle aufgrund technischer Mängel.“ Man vertrete daher grundsätzlich die Haltung, möglichst keine zusätzliche Bürokratie für Autofahrerinnen und Autofahrer zu schaffen.

 

Keine Frage des Alters

Tatsächlich sind auch viele moderne Autos mit Defekten unterwegs. Beim Ford Mondeo treten laut TÜV-Report schon nach zwei bis drei Jahren zahlreiche erhebliche Mängel auf (Quote 13,2 Prozent). Schlusslicht des Rankings ist das elektrische Tesla Model 3 mit einer Mängelquote von 14,2 Prozent. Müssten dann nicht auch solche relativ neuen Modelle künftig besser jährlich zur HU?


Digitalisierung schafft Probleme

Erschwerend kommt hinzu: Bei hoch digitalisierten Pkw erkennen die Prüfer manche Probleme schwierig oder gar nicht. Seit 1951 ist die Hauptuntersuchung in Deutschland amtlich vorgeschrieben und hat sich auch als Gütesiegel für Gebrauchtwagen („HU Neu“) bewährt. Doch nun gerät das System wegen der hochmodernen Neuwagen an seine Grenzen. Die fortschreitende Smartphonisierung der Fahrzeuge überfordert nicht nur manche Autofahrer, sondern auch Kfz-Sachverständige zunehmend. Sie mussten sich jahrzehntelang um weitgehend mechanische Bauteile kümmern, Bremsen, Fahrwerk oder Getriebe. Das ließ und lässt sich optisch begutachten, erfühlen und ertasten, wenn ein Auto auf der Hebebühne steht.

Blick über die Schulter eines Autofahrers

Neue Technologien machen die HU komplizierter

Bei modernen Autos reicht das nicht mehr aus, das Herzstück ist inzwischen weniger der Motor als die Elektronik. An die hundert Steuergeräte kann ein gut ausgestatteter Mittelklassewagen haben, die alles Mögliche regeln – von Beleuchtung über Kraftstoffeinspritzung und Abgasemissionen bis zur Klimatisierung. Dazu kommt eine Phalanx an Sicherheits- und Fahrassistenzsystemen.

Nur 20 Minuten Zeit

Und der technologische Status quo ändert sich permanent. Softwareupdates werden zunehmend übers Internet („Over the Air“) aufgespielt. Bei der Hauptuntersuchung müssen die Sachverständigen auf all das prinzipiell vorbereitet sein. Doch ein HU-Prüfer habe durchschnittlich nur 20 Minuten, um ein Auto durchzuchecken, sagt Philipp Schuricht. Das sei schon früher nicht viel Zeit gewesen, als die Autos noch überwiegend mechanisch beziehungsweise analog funktionierten. Heute, im digitalen Zeitalter, sei es eine große Herausforderung.

 

Die Zukunft der HU

Schuricht ist Geschäftsführer der FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH in Dresden. Als unabhängige Stelle hat das Unternehmen den gesetzlichen Auftrag, die Prüfvorgaben zu entwickeln, damit auch die vernetzten und automatisierten Fahrzeuge angemessen untersucht werden. Weil das nicht einfach ist, hat die FSD nun gemeinsam mit den zehn Prüforganisationen (darunter etwa TÜV, Dekra und GTÜ) die Charta 2030 entwickelt. Unter dem Motto „Die Hauptuntersuchung der Zukunft“ wollen Experten Lösungen entwickeln, wie mit der „rasant fortschreitenden“ Automatisierung und Elektrifizierung umzugehen sei. Eine Kernforderung: Die Hersteller müssen einen transparenten Zugang zu den digitalen Fahrzeugdaten gewähren, gesetzlich garantiert.

 

Behörden müssen umdenken

Parallel dazu planen die Behörden, die HU an die Eigenheiten moderner Pkw anpassen. Die Änderungen würden auf nationaler und auf europäischer Ebene ausgearbeitet, erklärt das Bundesverkehrsministerium. Gut möglich also, dass Autos künftig öfter geprüft werden – dann allerdings eher die hochmodernen mit ihrer hochkomplexen Bordelektronik. So ist laut Bundesverkehrsministerium schon jetzt vorgesehen, dass Autos mit autonomer Fahrfunktion künftig alle sechs Monate zur HU müssen. Die Regelung gilt für hochautomatisierte, selbstfahrende Pkw. Zwar gibt es bisher derartige Fahrzeuge nicht zu kaufen. Doch die Hersteller arbeiten daran.

 

Trotzdem jedes Jahr zum TÜV?

Für aktuelle Autos, vor allem auch die Verbrenner, die noch einige Zeit auf dem Markt sind, wäre eine HU in kürzeren Intervallen aber keine eindeutige Maßnahme zur Verbesserung der Verkehrstüchtigkeit und damit der Verkehrssicherheit.

Das könnte Sie auch interessieren

Peugeot E-3008

Fahrbericht

Peugeot E-3008 Allrad

Peugeot treibt seine Elektrifizierung mit Nachdruck voran und verpasst dem E-3008 jetzt erstmals einen Allradantrieb. Die ersten Fahreindrücke.
Zum Peugeot E-3008
Alt

Produkttests

Alle Produkttests

Warnwesten, Heckträger oder Reifen. Unsere Experten prüfen viele Produkte regelmäßig auf Herz und Nieren für Ihre Sicherheit.
Zu den Produkttests
Alt

Pflege, Reparatur und Wartung

Pflege, Reparatur und Wartung

In diesem Ratgeber erhalten Sie Tipps wie Sie Ihr Auto richtig putzen und fit machen können.
Zur Übersicht