22.03.2021

Ford Mustang Mach-e – Mit Galopp ins Elektrozeitalter

Der neue Ford Mustang Mach-e bricht mit der Tradition einer AutomobiI-Ikone. Doch immerhin dessen Sportsgeist rettet er ins neue Ford-Zeitalter, das bald ohne V8 und jegliche Verbrennungsmotoren auskommen soll.

Die Startbahn ist frei, das Pedal darf durchgetreten werden. Ford hat extra eine Startbahn auf dem Flugplatz Schönhagen südlich von Potsdam gemietet – zum Ausprobieren eines Autos, dessen Beiname nach Überschallgeschwindigkeit klingt. In der schmalen Digitalanzeige hinter dem Lenkrad des Mustang Mach-E purzeln die km/h-Angaben nur so nach oben. Das sofort abrufbare volle Drehmoment als mittlerweile bekannter wie beliebter Fun-Faktor von E-Autos wirkt auch im Mach-E sofort elektrisierend.

Ein Vorbote des E

Der Mustang Mach-E soll bei Ford ein neues Zeitalter einläuten: das des Elektroautos, denn ab 2030 will der Hersteller im Pkw-Bereich in Europa nur noch Autos mit reinem E-Antrieb anbieten, wozu Ford kürzlich die Investitionssumme auf 22 Milliarden Dollar verdoppelte. Bereits ab 2026 soll die Modellpalette nur noch aus E-Autos und Plug-in-Hybriden bestehen.

Bewahrte Tradition

Für den Mustang alter Schule wäre damit dann Schluss, zumindest auf dem europäischen Markt. Und so versucht Ford neben dem Modellnamen auch andere Merkmale gewinnbringend auf das neue Modell zu übertragen, das allerdings als SUV vorfährt. Neben dem Emblem mit dem galoppierenden Pferd wären das die gewölbte Motorhaube, die breite Schulterpartie, die Rückleuchten in Vertikaloptik. Vor allem der sportliche Charakter sei vererbt worden, sagt Matthias Tonn, Chefingenieur für Importfahrzeuge bei Ford Europe.

Höchstgeschwindigkeit ist begrenzt

Bei den Fahrleistungen hängt der Neue den Alten – je nach Version und vor allem auf den ersten Metern – jetzt schon ab. Vier Versionen hat Ford zunächst im Programm, den Mach-e mit Heckantrieb und Batteriekapazitäten von 68 kWh bzw. 88 kWh. Hinzu kommen die beiden AWD-Versionen, die zusätzlich an der Vorderachse eine E-Maschine montiert haben. Die höchste Reichweite von 610 Kilometern nach dem WLTP-Zyklus verspricht der Mach-e mit Heckantrieb und 88-kWh-Batterie, die geringste von 400 Kilometern der Allradler mit 68 kWh. Wenn Ende des Jahres die Top-Version GT mit einem Maximal-Drehmoment von 860 Nm kommt, dann ist der Mustang stärker als jedes Modell vor ihm. Das aktuelle Topmodell mit V8-Motor, die Version „Bullit“, beschleunigt von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in 4,6 Sekunden. Der Mach-E GT wird den Sprint 3,7 Sekunden absolvieren. Um die Batterie vor hohem Verschleiß zu schützen, ist die Höchstgeschwindigkeit jedoch bei 180 km/h begrenzt (GT: 200 km/h).

Kein Energiespar-König

Im Mach-e AWD schafften wir bestenfalls einen Durchschnittsverbrauch von 24 kWh auf 100 Kilometer, hielten uns dabei aber strikt an die Autobahnrichtgeschwindigkeit und widerstanden der Zwischensprint-Verlockung. Zudem hatten wir „One-Pedal-Drive“ aktiviert, in diesem Modus, der das Bremspedal fast überflüssig macht, wird viel Verzögerungsenergie in die Batterie zurückgespeist. Routen lassen sich vorab mit dem Handy planen und per App ans Auto schicken. Das Handy fungiert auch als virtueller Schlüssel. Das Auto ist W-Lan-fähig und erlaubt Over-the-Air-Updates, selbst für Motorsteuerung und Batteriesteuerungsmodul.

Unterwegs gut versorgt

Wer sich einen Mach-e zulegt, hat über fünf Jahre kostenfreien Zugang zu 165.000 Ladepunkten in 21 europäischen Ländern. Wer die Zellen jedoch möglichst schnell mit frischem Fahrstrom versorgen will, muss zahlen. Dazu bekommen Kunden die Kilowattstunde im Schnellladenetz des Ionity-Verbunds für ein Jahr zum reduzierten Preis von 31 statt regulär 79 Cent/kWh. An einer Schnellladesäule kann der Mach-e mit maximal 150 kW Ladeleistung nachtanken – dann sind binnen zehn Minuten wieder bis zu 120 Kilometer im Akku.

Ein Schwergewicht, aber gut zu handeln

Der Mach-e geriert sich als gut kontrollierbare Wuchtbrumme von über zwei Tonnen Leergewicht. Der Dual-Motor im Testwagen hat keine Mühe mit den Akku-Pfunden, die schwerpunktgünstig tief im Wagenboden verstaut sind. Satt liegt das SUV auf der Straße, lässt sich behände durch einen Pylonenkurs steuern. Die vorzügliche Traktion des Allradles lässt sich nur in extremen Fahrsituationen, etwa in engen Kurven bei plötzlichem Druck aufs Fahrpedal, kurz austricksen, bevor das ESP regulierend eingreift.

Kurzes Fazit

Der direkte Konkurrent, das noch für 2021 geplante Tesla Model Y ist zwar mit 250 km/h schneller und in dieser Richtung Mustang-artiger im klassischen Sinne. Aber solche Endgeschwindigkeiten gehören angesichts wahrscheinlicher werdender Tempolimits auf deutschen Autobahnen ja auch wahrscheinlich bald der Vergangenheit an. Dafür hat der Mustang Mache-E neue Werte: mehr Reichweite (580 km nach WLTP) und das größere Ladenetz und nicht zu vergessen: ein ins E-Zeitalter übersetztes Mustang-Design.

Ford Mustang Mach-e AWD Extended – Technische Daten

  • Motor/Antrieb: : Elektromotor, Leistung: 258 kW (351 PS); max. Drehmoment:
    580 Nm, Lithium-Ionen-Akku: 88 kWh
  • Reichweite: max. 580 km
  • Abmessungen: Länge 4,71 m, Breite 1,88 m, Höhe 1,62 m
  • Kofferraumvolumen: 402 bis 1402 l, Fronttrunk: 88 Liter
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,8 Sekunden
  • Verbrauch (WLTP): kombiniert 18,7 kWh
  • Basispreis Mach-e RWD mit 68 kWh: 46.900 Euro
  • Testwagenpreis: 62.900 Euro