27.08.2019

E-Scooter – Es rollt nicht richtig

Seit E-Tretroller legal umhersurren, wächst das Angebot von Verleihern. Genutzt werden die Minimobile zum Sightseeing von Touristen und nicht, wie erhofft, von Pendlern auf der letzten Meile.

Kichernd und schlingernd surren zwei Touristinnen auf dem Trittbrett eines Leih-E-Scooters einen Bürgersteig in Berlin-Mitte entlang. Die Szene aus dem Sommer, in dem die E-Tretroller erstmals für den öffentlichen Verkehr zugelassen sind, könnte sich auch in vielen anderen Städten der Republik abspielen, wo Verleihfirmen ihre Mietroller verteilt haben.

Eigentlich sollten die E-Scooter bei Pendlern die „letzte Meile“ abdecken

E-Scooter werden dort gefahren, wo es nicht erlaubt ist – auf dem Gehsteig. Sie werden riskant gefahren, denn nur eine Person darf aufs Trittbrett. Meldungen über Verkehrsunfälle oder Alkoholfahrten häufen sich. Und sie werden offenbar kaum von denen ausgeliehen, auf die Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) es abgesehen hatte: die Berufspendler und andere Verkehrsteilnehmer, die den E-Tretroller in Ergänzung zum ÖPNV nutzen und dafür das Auto stehen lassen. Auch der ACE sieht in den E-Scootern Potenzial für die Verkehrswende: „Sie können auf der ersten und letzten Meile das ÖPNV-Angebot gut ergänzen“, sagte der Vorsitzende Stefan Heimlich anlässlich der Legalisierung der E-Tretroller im Mai. Jüngst förderte eine Studie der Hamburger Beratungsfirma Civity jedoch zutage, dass es mit dem Ausschöpfen der Möglichkeiten noch hapert. Nach den Erhebungen von Mitte Juni werden die Leihroller vor allem am Wochenende und in den späteren Tagesstunden genutzt. „Dies deutet auf eine Nutzung in der Freizeit und durch Touristen hin“, so ein Fazit der Studie.

Außenbezirke müssen besser in das E-Scooter-Netz eingebunden werden

Die Verleihfirmen haben ihre Flotten meist dort in Stellung gebracht, wo sie das beste Geschäft wittern: in den Innenstädten, weniger aber in den Stadtrandgebieten, wo es an Mobilitätsangeboten für die letzten Kilometer von der Haustür bis zur Haltestelle mangelt. Um das „Zusammenspiel von Mikromobilität und öffentlichem Nahverkehr noch besser abzustimmen“, heißt es bei Europas größtem Anbieter VOI aus Schweden, strebe man Kooperationen mit lokalen Mobilitätspartnern an. In einigen Kommunen erwägen Politiker, den Anbietern vorzuschreiben, in welchem Stadtviertel sie sich niederlassen. So könnten Außenbezirke, wo der öffentliche Nahverkehr endet, besser versorgt werden. Städte müssen handeln und klare Regeln definieren, diese Position vertritt der ACE.

Viele E-Scooter-Fahrer halten sich nicht an die Regeln

Derweil gilt es, eine neue Gattung Verkehrsrowdys zu erziehen. Hinweise, die die Verleiher während des Leihprozesses in ihren Apps zu den Verkehrsregeln geben, genügen offenbar nicht und die Polizei steht in der Kritik, zu lasch zu kontrollieren. Teils fahren Personen zu dritt auf einem Roller, sie schießen Selfies oder sind zu jung, denn für die bis zu 20 km/h schnellen Scooter muss man mindestens 14 Jahre alt sein. Eine Gefährdung geht allein davon aus, wenn E-Scooter und Radfahren auf Radwegen um Platz rangeln. Der ACE fordert einen schnellen Ausbau der Infrastruktur, breitere Radwege und eine optimierte Verkehrsplanung. Grundsätzlich plädiert der Club für ein partnerschaftliches Miteinander.

Die Gewerkschaft der Polizei fordert eine Helmpflicht für E-Scooter-Fahrer

Ein weiteres Ärgernis sind auch die vielen in Parks, auf Plätzen oder Bürgersteigen umherstehenden Scooter. Der Deutsche Städtetag forderte die Verleiher dazu auf, etwas dagegen zu tun. Diese versichern indes, bereits aktiv zu sein. „Sollte es zu wildem Parken kommen, haben wir spezielle Teams in jeder Stadt, die zu den betreffenden Orten fahren und Scooter umstellen“, heißt es beim Verleiher Tier Mobility. In Berlin wurde bereits beschlossen, Parkzonen auf Pkw-Stellflächen einzurichten, an historisch wichtigen Orten gelten seit kurzem Parkverbote für E-Scooter. Für Leib und Leben noch wichtiger ist das Tragen eines Schutzhelms, wie es die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verpflichtend fordert – sollten Aufklärungsmaßnahmen keine Wirkung zeigen. Danach sieht es bislang nicht aus.

ACE-Ratgeber für angehende E-Scooter-Fahrer und Mitglieder-Vorteile

Auf der ACE-Internetseite finden Sie einen umfassenden Ratgeber zum Thema E-Scooter mit Tipps zum richtigen Verhalten, Altersbeschränkungen, Promillegrenzen, Anschaffungskosten und technischen Voraussetzungen. ACE-Mitglieder erhalten beim Kauf eines E-Scooters „Metz Moover“ über den Metz-Online-Shop bei Eingabe des Gutscheincodes „ACEmoover“ einen Nachlass von 200 Euro auf den Kaufpreis von 1998 Euro bei kostenlosem Versand.