Grenzenlos quer durch Europa reisen. Seit der Umsetzung des Schengener Übereinkommens im Jahr 1990 sind innerhalb der EU-Grenzen die Passkontrollen weitgehend weggefallen. Mittlerweile staut es sich aber wieder vor den erneut errichteten Schlagbäumen. Urlauber müssen mit Wartezeiten rechnen, vor allem an Wochenenden. Und mancher stellt sich die Frage, ob die Fahrt in den Urlaub durch die Kontrollen beeinträchtigt werden könnte.
Zunahme der Kontrollen
Deutschland sowie die Anrainerstaaten Österreich, Dänemark und Schweden führen aufgrund der anhaltenden Flüchtlingsströme wieder Kontrollen durch. Auch französische Grenzer kontrollieren seit den Terroranschlägen von Paris die Ausweispapiere bei der Einreise auf dem Landweg. Reisende nach Südeuropa müssen vor allem auf dem Rückweg mit Behinderungen rechnen. In der Regel handelt es sich um Sichtkontrollen. Überprüft werden bevorzugt Fahrzeuge, die mit mehreren Passagieren besetzt sind oder die zum illegalen Personentransport geeignet wären. Personenkontrollen erstrecken sich nicht nur auf die Grenzübergänge, sondern finden auch beidseits der Grenzen im Umland statt.
Ob Österreich oder Kroatien, Ungarn, Griechenland oder die Türkei: Auch wenn die Situation in vielen Ländern durch die punktuelle Berichterstattung der Medien angespannt erscheint, sollte man sich nicht vom Reisen abhalten lassen. Flüchtlingscamps und Auffanglager befinden sich nicht nahe der Urlauberhochburgen, sondern beidseits von Staatsgrenzen. Dennoch ist zu überlegen, ob für die Fahrt nach Griechenland oder in die Türkei der Landweg gewählt werden muss. Zumindest in diesem Jahr dürfte die Fährpassage ab und bis Italien entspannter ausfallen. Mögliche Änderungen ihrer Streckenplanung sollten in diesem Jahr vor allem Urlauber, die mit Reisemobil oder Caravan unterwegs sind, einplanen. Von freien Übernachtungen in Grenznähe sollte Abstand genommen werden, offizielle Campingplätze gelten als sicher.
Lieber keine Anhalter mitnehmen
In aller Deutlichkeit warnt die Bundespolizei davor, Anhalter mitzunehmen, die über keine Aufenthaltsgenehmigung im Pass verfügen. Gleiches gilt für grenzüberschreitende Passagen, die über Mitfahrzentralen vermittelt werden. Die Gefahr ist groß, aus Gutherzigkeit in den Verdacht zu geraten, ein Schleuser zu sein. In Deutschland wird ein Verstoß gegen Paragraf 96 des Aufenthaltsgesetzes mit bis zu fünf Jahren Gefängnis geahndet, in anderen Länden fallen die Strafen mitunter noch höher aus. Und niemand dürfte ein Interesse daran haben, seinen Urlaub durch einen unfreiwilligen Aufenthalt auf Polizeistationen, schlimmstenfalls in Gewahrsam, zu verbringen. Fahrer von Lkw und Transportern, aber auch von Wohnmobilen werden deshalb eindringlich aufgefordert, nach jeder Pause ihre Fahrzeuge auf blinde Passagiere zu überprüfen. Besondere Aufmerksamkeit sollte in den Wartebereichen internationaler Fährhäfen an den Tag gelegt werden.
Wartezeiten über das Internet abfragen
Gesicherte Informationen sparen Zeit und Nerven. In Zeiten des Internets fällt es leicht, seine Routenplanung den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Deutschsprachige Medien in den Urlaubsländern berichten über die Situation an den Grenzübergängen. Zudem empfiehlt sich der regelmäßige Blick auf Länderinformationen des Auswärtigen Amtes. Die österreichische Autobahngesellschaft Asfinag bietet auf ihrer Homepage Angaben zu den Wartezeiten an den Grenzübergängen an.
Grenzkontrollen eine Frage der Zeit
Eine Abschätzung, in welche Richtungen sich Flüchtlingsströme künftig bewegen werden, fällt schwer. Allerdings scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der Normalzustand im Schengen-Raum wieder hergestellt wird und die Grenzkontrollen hinfällig werden. Bereits im März warnte der zuständige EU-Kommissar vor den Auswirkungen der Grenzkontrollen für die Wirtschaft. Allein im Bereich Tourismus wird der Wegfall von 13 Millionen Übernachtungen befürchtet. Nicht zuletzt die stark auf den Fremdenverkehr setzenden Staaten dürften ein vehementes Interesse daran haben, die Urlauberströme nicht abreißen zu lassen.
Grenzkontrollen
In Österreich wird auf ein besonders hohes Verkehrsaufkommen an den Grenzübergängen Suben, Kiefersfelden und Walserberg hingewiesen. Geringere Wartezeiten sind derzeit in Griesen, Mittenwald/Scharnitz, Achenpass, Kössen und Melleck/Steinpass zu beobachten. Mit verstärkten Kontrollen ist auch entlang der Grenze zu Ungarn sowie auf der Brennerroute zu rechnen.
Slowenien gibt an, dass die Migrantenströme derzeit im Gebiet von Brežice und am Grenzübergang Petišovci an der kraotischen Grenze sowie an den Grenzstationen Šentilj und Gornja Radgona zu Österreich beobachtet werden. An den Staatsgrenzen zu Kroatien, Bulgarien und Rumänien muss mit Wartezeiten gerechnet werden.
In Serbien kann es laut dem Auswärtigen Amt aufgrund verstärkter Kontrollen zu Wartezeiten an den Grenzübergängen nach Ungarn und Kroatien kommen.
Mazedonien hat den Ausnahmezustand ausgerufen, betroffen sind die Südgrenze zu Griechenland und die Nordgrenze zu Serbien. Laut Auswärtigem Amt muss an regulären Grenzübergängen und im touristischen Reiseverkehr mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.
Reisende nach Skandinavien müssen sich auf Kontrollen einstellen. Vor Fährpassagen müssen die gültigen Ausweispapiere vorgezeigt werden, um aufs Schiff zu kommen. Auch bei der Einreise nach Dänemark muss der Personalausweis vorgezeigt werden, Schweden kontrolliert den Fahrzeugverkehr an der Öresundbrücke.