28.11.2017

Umfrage - Die Mobilität von morgen

Was sollte verbessert, wie der Verkehr von morgen gestaltet werden? ACE-Mitglieder bringen ihre Mobilitätsvorstellungen auf den Punkt.

Wünsche über Wünsche erreichten in den vergangenen Wochen die Redaktion – zig Leser von ACE LENKRAD kamen der Aufforderung nach, ihren Wunschzettel in Sachen Mobilität zu formulieren. Manche Leser äußerten sich kurz und knapp, andere verfassten mehrere Seiten mit Vorschlägen für eine bessere Mobilität in der Zukunft.

Schnell zeigte sich, dass die ACE-Mitglieder weit über den Tellerrand schauen. So wurden nicht allein tagesaktuelle Probleme wie die drohenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge oder Versäumnisse bei der Infrastruktur thematisiert. Breiten Raum nahm das Thema der vernetzten Mobilität ein – ein klares Zeichen, dass auch das Fahrrad und der ÖPNV als gleichwertig angesehen werden, wenn Ziele erreicht werden sollen.

Beim Dieselskandal sollten Sammelklagen möglich sein

Gerade im Kontext des Diesel-Skandals fühlt sich mancher nicht nur von der Autoindustrie, sondern auch von der Politik im Stich gelassen. Stellvertretend für viele fordert deshalb Klaus Fettke aus Berlin, dass gesetzliche Voraussetzungen für Sammelklagen und Präzedenzfallklagen geschaffen werden sollen.

Beispielhaft zählt Joachim Rückwaldt aus Leuna die Nöte vieler Besitzer von Reisemobilen auf. Wohnmobile werden in der Regel von Dieselmotoren angetrieben und weisen eine hohe Lebenserwartung auf. Nachrüstmöglichkeiten auf einen besseren Umwelt-standard für ältere Modelle aber bieten die Hersteller nicht an. Im Falle eines Fahrverbots wären viele Orte nicht mehr erreichbar.

Probleme bei der Elektromobilität

Die derzeit propagierte Alternative des Elektroantriebs wird von vielen Fahrzeugbesitzern infrage gestellt. Nicht nur der hohen Kosten wegen, sondern auch, weil Kernfragen wie die mangelhafte Reichweite und das dürftige Netz an Ladestationen nicht zufriedenstellend beantwortet sind. So wünscht sich etwa Eckhard Milewski aus Alt Meteln standardisierte Akkusysteme, die innerhalb von zehn Minuten an jeder Servicestation gewechselt werden können. Auch bei minus 20 Grad, wenn Heizung, Licht, Wischer, Scheibenheizung und normale Energieverbraucher benötigt werden, muss eine ausreichend große Energiereserve zwingend gewährleistet werden, schreibt Henry Hornawsky aus Zella-Mehlis. Vergleichweise einfach wäre da der Wunsch von Frank Köster aus Linx zu erfüllen: Trotz Interesse war es keinem der von ihm angesprochenen Händler möglich, ein E-Fahrzeug für eine Probefahrt zu beschaffen.

Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass auch andere Antriebsarten als umweltfreundlich gelten: „Die Festlegung auf E-Mobilität halte ich nicht für sinnvoll. Gasantriebe etwa erfüllen den gleichen Zweck“, schreibt zum Beispiel der Berliner Siegfried Statz. Auch Freimut Lughofer aus Pfinztal sieht gasbetriebene Autos als geeignete Brückentechnologie an. Ebenso ist Wilfried König aus Berlin der Meinung, dass „der Erdgasantrieb mehr popularisiert werden muss, da er gegenüber Benzin und Diesel eine große Umweltverträglichkeit hat“. Herbert Heinze aus Viersen bringt in diesem Zusammenhang die Brennstoffzelle ins Spiel.

„Ich suche ein Auto für vier bis fünf Personen. Klein genug für die Innenstadt und groß genug für die Autobahn“, schreibt Uwe Keßler. „Es sollte billig in der Anschaffung sein, wenig Benzin verbrauchen und wartungsfreundlich, pflegeleicht sowie leicht zu reparieren sein – ungefähr so, wie die Autos Mitte bis Ende der achtziger Jahre.“ Dominic Creek aus Karlsruhe formuliert die Idee einer Luxussteuer, die auch das Verhältnis von Leistung und Gewicht umfasst. Nach den Wünschen von Siegfried Statz aus Berlin sollte die Kfz-Steuer neben den Abgaswerten auch Grundfläche und Gewicht des Fahrzeugs beinhalten.

Wie schnell veralten volldigitale Fahrzeuge?

Norbert Bogerts aus Welschbillig stellt die berechtigte Frage, wie schnell ein durchdigitalisiertes Auto veraltet ist. Muss man sich bald, wie beim Handy, jedes Jahr ein neues Fahrzeug kaufen?

Teilweise mehrere Seiten lang sind die Vorschläge unserer Leser, wie das optimale Auto der Zukunft aussehen sollte. Darunter befinden sich Vorschläge für einen Diesel-Plug-in-Vollhybrid-Antrieb, Nutzfahrzeuge, die von Wasserstoffbrennzellen angetrieben werden oder oberleitungsgebunden sind. Bernhard Schäpermeier aus Weidenbach bringt darüber hinaus den Vorschlag auf, den Parkraum unter Gebäude zu verlegen und mit Photovoltaikanlagen Strom für die Einspeisung zu erzeugen.

Im Vordergrund aber steht der Unmut über die bisherige Entwicklung. Scheinbare Kleinigkeiten werden zum Ärgernis: nicht oder nur schwer auswechselbare Scheinwerferlampen. Weit nach vorne gezogene Frontscheiben, die zur Reinigung oder zum Freiwischen vom Sitz aus nicht erreichbar sind. Übertechnisierung ohne Chance darauf, eine einfachere Version als Zubehör ordern zu können. Dazu kommt ein immer schnellerer Modellwechsel, der sich auf die Ersatzteilbeschaffung auswirkt. Nicht nur Hubertus Gerharz aus Weiler bringt es auf eine ganze Liste von Details, die seiner Ansicht nach Irrwege bedeuten. So fragt er sich zum Beispiel, warum Fahrzeuge mit jedem Modellwechsel breiter und länger werden. „Wenn ich ein größeres Auto möchte, steige ich auf ein entsprechendes Modell um“, so Gerharz.

Bessere Infrastruktur für Fahrräder

Mehrfach wird der Wunsch nach einer besseren Infrastruktur für Fahrräder geäußert, so etwa von Ernst Haas aus Nürnberg: „Ich wünsche mir einwandfreie Radwege vom Stadtrand ins Zentrum, aber nicht abseits der Ein- oder Ausfallsstraßen durch die dubiosen Sträßlein daneben, wo man dann ständig abbiegen muss, sondern wie für die Autos die direkte Linie.“ „Es muss nicht jeder Radweg asphaltiert sein. Aber Schlaglöcher, in denen das Fahrrad verschwindet, sind auch nicht toll“, bemängelt Gerhard Rycke aus Mühlheim und wünscht sich dar-über hinaus, dass entlang der Radwege häufiger Grünschnitt vorgenommen wird.

ÖPNV soll ausgebaut werden

Als weiterer wichtiger Schwerpunkt für die ACE-Mitglieder erweist sich der öffentliche Nahverkehr mit Bus und Bahn. So wünscht sich der Hamburger Peter Windmüller von den Nahverkehrsbetrieben mehr Kundenfreundlichkeit. Josef Kreutz aus Köln wünscht sich die Möglichkeit einer kostenlosen Fahrradmitnahme im gesamten Bundesgebiet. Kürzere Taktzeiten von Bussen, Bahnen und Straßenbahnen sind das Anliegen von Jürgen Mogel aus Leinfelden-Echterdingen. Und zwar nicht nur tagsüber, sondern auch am späten Abend. Oft wird auch der Wunsch geäußert, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Rolf Holl-Junghänel aus Heiligenhaus spricht sich dafür aus, die Idee der Magnetschwebebahn wieder aufzugreifen, diese aber auch für den Güterverkehr zu nutzen.

Um schnelle Erfolge zu erzielen, fordert Alois Windisch aus Besigheim, die Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich zu straffen. Dieser Meinung ist auch Hans Peter Landvogt aus Heuchelheim: „Die Planung und Realisierung von Trassen für umweltfreundliche Verkehrsmittel, wie zum Beispiel die Eisenbahn, muss wesentlich schneller gehen. Dasselbe gilt für weitere Fahrspuren an einer bestehenden, offensichtlich überlasteten Autobahn.“

„Um Ballungsräume von der hohen Schadstoffbelastung zu befreien, würde ich vorschlagen, die Industriebetriebe in strukturärmere Gegenden Deutschland zu verlegen“, schreibt Peter Raap aus Bremerhaven. So kämen auch gleich die ärmeren Bundesländer in den Genuss gut bezahlter Jobs.

Damit der Verkehr in der Stadt reibungslos läuft, wünscht sich Frank Dietze aus Gaggenau gekoppelte Ampelphasen, die eine grüne Welle gewährleisten. Clemens Heer aus München wünscht sich Tempo 30 innerorts, so wären Rad- und Autofahrer mit ähnlicher Geschwindigkeit unterwegs.

Mehr Kontrollen und mehr Regelakzeptanz

Der Wunsch nach einer stärkeren Polizeipräsenz wird mehrfach angesprochen, nebst einer schärferen Ahndung. „Vorschriften nicht nur erlassen, sondern auch kontrollieren, ob sie eingehalten werden“, bringt es Jürgen Mogel aus Echterdingen auf den Punkt. „Regelkonforme, gesetzestreue Kraftfahrer müssen wirksam vor den Inhabern und Nutzern des ‚̦Rechts des Stärkeren‘ geschützt werden“, fordert Frank Dietze. Ernst Haas hält neben Geschwindigkeitskontrollen auch Lärmkontrollen an den Brennpunkten für notwendig. Und auch noch härtere Strafen für Gaffer gehören zu den Anliegen einiger Leser.

Warum, so eine öfter gestellte Frage, schaut man nicht über die Grenzen und nimmt die im Ausland gemachten guten Erfahrungen an? Michaela Hentze aus Gronau sieht in der Schweiz tolle Beispiele für den Ausbau des Radwegenetzes, aber auch die kundenfreundliche Bewirtschaftung des ÖPNV. Ulrike Bruckmann aus Berlin verweist auf die positiven Erfahrungen ihres Motorradurlaubs in Frankreich, wo etwa Tempolimits und freundliche Dialog-Displays zum entspannten Fahren beitragen.

Mitunter sind es aber auch die vermeintlich kleinen Wünsche, deren Erfüllung helfen würde, das Leben angenehmer zu machen. So plädiert Udo Brumme aus Schwäbisch Hall für bessere Toilettenanlagen auf den Autobahnparkplätzen, damit unappetitliche Pfützen auf dem Boden endlich der Vergangenheit angehören. Eva Anlauft aus Nürnberg hätte gerne eine Reform der Verleihsysteme. „Schon bestehende Carsharing-Netze sollten weiter ausgebaut und verbessert werden“, sagt sie. Ihre Kritik geht maßgeblich dahin, dass eine Abgabe des Autos in einer anderen Stadt nicht möglich ist.

Wünsche können übrigens in Erfüllung gehen, noch bevor sie ausgesprochen sind. E-Bikes mit Anhänger für die Paketzustellung in Städten wird schon ausprobiert. Auch dem Ansatz, Motorräder ebenfalls mit Katalysatoren auszurüsten, ist durch schärfere Umweltbestimmungen bereits Rechnung getragen worden. Gleiches gilt für die Forderung, schwere Lkw mit Notbremssystemen und Abstandsassistenten auszustatten.