05.03.2020

Wie findet man einen guten Gebrauchten? – Nicht blenden lassen!

Die Auswahl an Gebrauchtwagen ist riesig. Damit man den Überblick nach der Suche eines Fahrzeugs aus Vorbesitz nicht verliert, sollte man sich ein wenig schlau machen.

Deutschlands Autofahrer kaufen im Jahr im durchschnittlich mehr als drei Millionen Neuwagen, aber auch mehr als sieben Millionen Gebrauchte. Bei einem neuen Pkw weiß man üblicherweise, auf was man sich einlässt, aber wie erkennt man ein gutes Fahrzeug aus Vorbesitz? Worauf muss man achten? Hier einige Tipps.

Wo informieren?

Ob man die Gebrauchtwagenbörsen im Internet oder klassisch die Inserate in Zeitungen durchsucht, dürfte wohl Geschmackssache sein. Die meisten Gebrauchtwagenkäufer werden sicherlich beide Kanäle für ihre Suche nutzen. Die Online-Portale bieten ein riesiges Angebot; mittels Such- und Filterfunktionen wie Preis, Modellwunsch oder Kilometerleistung lassen sich schnell Fahrzeuge finden. Ein Blick in die Zeitung kann sich aber ebenfalls lohnen; nicht jeder Verkäufer mag im Internet inserieren.

Was kaufen?

Welches Auto es denn sein soll, hängt von vielen Faktoren wie persönlichen Vorlieben und dem zur Verfügung stehenden Budget ab. Benötigt man ein Familienauto mit Platz für Kinder und Kinderwagen? Oder soll es eher ein Spaßauto wie ein Cabrio für launige Ausfahrten sein? Oder sogar ein Sportwagen? Braucht man ein sparsames Auto für lange Fahrten zur Arbeit oder ist es als Zweit- oder gar Drittauto für Kurzstrecken gedacht? Kaufinteressenten die bei ihren Präferenzen flexibel sein können, sind im Vorteil. Auch wer sich nicht auf eine Marke oder Modell samt Motorisierung festlegt, findet leichter ein passendes Fahrzeug.

Wo kaufen?

Interessenten eines Gebrauchten haben zwei Möglichkeiten, ein Fahrzeug zu erwerben. Sie können es von einem privaten Anbieter oder einem Händler kaufen, egal ob sie das ganz klassisch vor Ort oder über eine Online-Plattform tun. Oft sind Autos von Privat günstiger als die vom gewerblichen Anbieter, dafür erhält man aber vom Händler eine Gewährleistung und Sachmängelhaftung. Aber Achtung: Händler sind auch manchmal im Auftrag von Privatleuten (Kommission) tätig, dann gewähren sie keine Garantien. Wichtige Tipps rund um Gebrauchtwagengarantien finden Sie auch hier.

Wann kaufen?

Am besten kauft man antizyklisch, also im Herbst ein Cabrio und im Sommer ein Fahrzeug, das man im Winter nutzen möchte. Generell ließ sich in den vergangenen Jahren beobachten, dass während Herbst und Winter die Nachfrage und damit auch die Preise für Gebrauchte steigen. Im Sommer – und besonders während der Ferienzeit – geht das Interesse am Erwerb eines Fahrzeugs aus Vorbesitz jedoch zurück und die Preise sind dann günstiger.

Worauf bei der Recherche achten?

Bei der Recherche sollte man etwa auf Angaben zum Alter, Zustand (unfallfrei) oder Fälligkeit der nächsten Hauptuntersuchung (HU) achten. Auch die Anzahl der Vorbesitzer ist eine interessante Information. Ist der Anbieter gut erreichbar und beantwortet er Fragen?

Online kann man sich anhand der veröffentlichten Bilder einen ersten optischen Eindruck machen. Sieht es gepflegt und sauber aus? Gibt es Innenraumfotos? Passen die schriftlichen Aussagen zum Aussehen des Fahrzeugs?

Misstrauisch sollte man werden, wenn der angegebene Preis deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer Angebote liegt. Zwar gibt es tatsächlich immer wieder Schnäppchen in Form eines gut erhaltenen, wenig gefahrenen und äußerst gepflegten Wagens aus Erstbesitz, der umständehalber günstig abgeben wird, doch diese sind selten. Wird zudem eine Vorabzahlung verlangt, sollten alle Alarmglocken angehen.

Wo treffen?

Hat man ein passendes Fahrzeug gefunden, steht ein Besichtigungstermin an. Dieser findet normalerweise tagsüber beim Händler auf seinem Betriebsgelände beziehungsweise beim Privatverkäufer zuhause statt. Am besten man nimmt sich einen fachkundigen Begleiter mit. Will sich ein Verkäufer zu ungewöhnlichen Uhrzeiten auf abgelegenen Parkplätzen treffen, ist zumindest Skepsis angebracht.

Welche Dokumente sind wichtig?

Das Serviceheft sollte vollständig vorhanden sein; Rechnungen für Inspektionen oder Ölwechsel unterstützen die Dokumentation des Serviceheftes. Im Serviceheft werden auch Kilometerstände erfasst. So kann man überprüfen, ob der angegebene Tachostand stimmt. Aber Vorsicht, auch ein Heft kann gefälscht sein; ist zum Beispiel die Stempelfarbe in allen Jahren exakt gleich, kann das ein Hinweis darauf sein, dass alle gleichzeitig gestempelt wurden – denn Stempelfarbe ändert sich über die Zeit. Auch der Zustand des Innenraums kann Anhaltspunkte zum Tachostand geben. Ein abgerocktes Interieur etwa passt kaum zu niedrigen Kilometerständen.

Neben dem Serviceheft müssen natürlich die Zulassungsbescheinigungen Teil 1 und 2 vorliegen; bei Fahrzeugen, die vor 2005 zugelassen wurden, heißen die Dokumente entsprechend Fahrzeugschein und -brief. Auch der Prüfbericht der letzten Hauptuntersuchung ist ein wichtiges Dokument. Man kann daran erkennen, ob das Fahrzeug die HU problemlos oder nur unter Auflagen bestanden hat. Gab es Reparaturauflagen, sollte man überprüfen, ob diese vom Fahrzeughalter auch durchgeführt worden sind. Wurden am Auto Umbauten wie Tuningmaßnahmen vorgenommen, müssen diese in der Zulassungsbescheinigung I eingetragen worden sein. Außerdem sollten neben dem Hauptschüssel noch der Ersatzschlüssel sowie Codekarten für das Fahrzeug vorhanden sein.

Warum eine Probefahrt machen?

Gefällt das Fahrzeug, sollte eine Probefahrt unternommen werden, sofern das Fahrzeug zugelassen und versichert ist. Selbstverständlich kann sich der Kaufwillige gegenüber dem Verkäufer ausweisen und besitzt einen gültigen Führerschein. Bei der Probefahrt sollte ein ausgeglichener Mix aus Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn gefahren werden, um ein gutes Gefühl für das Auto und mögliche Schwachstellen zu bekommen. Versucht der Verkäufer, bestimmte Strecken zu meiden oder von der Nutzung elektronischer Features im Auto abzulenken, ist Vorsicht angebracht. Ist man sich unsicher, ob das Fahrzeug in einem technisch guten Zustand ist, empfiehlt es sich, einen Gebrauchtwagencheck bei einem Automobilclub oder bei einer Prüforganisation durchführen zu lassen. Die ungefähr 150 Euro für einen solchen Check können sich als gute Investition herausstellen.

Wie den Kauf abschließen?

Sind sich Käufer und Verkäufer einig, muss noch ein Vertrag abgeschlossen werden. Ist der Vertragspartner ein gewerblicher Händler, muss er mindestens für 12 Monate eine Sachmängelhaftung geben. Diese kann nicht durch eine Formulierung wie „gekauft wie gesehen“ ausgeschlossen werden. In den Kaufvertrag sollte auch eine verbindliche Zusicherung des Kilometerstandes mit „entspricht der tatsächlichen Laufleistung“ anstatt „soweit bekannt“ oder „laut Vorbesitzer“.

Ist man mit einem Privatanbieter einig geworden, hilft es, einen Standardvertrag wie ihn auch der ACE oder Versicherungen zur Verfügung stellen, zu nutzen. Hier werden neben den genauen Daten zu Käufer und Verkäufer auch der exakte Zustand des Fahrzeugs beschrieben und festgehalten sowie die Bezahlung geregelt. Diese detaillierten Aussagen helfen, falls es nach dem Kauf zu Unstimmigkeiten oder sogar Streitigkeiten kommen sollte.