22.11.2021

Opel Combo-e Life – Hier spielt die Musik

Kräftiger E-Motor, angemessene Batteriegröße, ein interessanter Preis und weit und breit zurzeit kaum Mitbewerber – Opel zeigt, wie E-Mobilität geht.

Combos in der Musik sind Keimzellen neuer Ideen, den Musikern wird größtmögliche Freiheit zugestanden. Ganz im Gegensatz zu größeren musikalischen Formationen. Dort wird in festen Arrangements gespielt.

Auch im straff geführten Stellantis-Konzern sind die Arrangements genau festgelegt. Alles ist standardisiert und modularisiert. Aber genau das war die Chance für den Combo-e Life.

Ist er aber auch eine Keimzelle für neue Ideen? Wettbewerber tun sich jedenfalls mit elektrifizierten Hochdach-Kombis bedeutend schwerer.

Viel Platz für die ganze Combo

Ein erster Rundblick im Innenraum: Da ist sie, die große Combo-Freiheit, denn der 4,4 Meter kurze Hochdach-Kombi entpuppt sich als Raumriese. Der bequeme Fahrersitz ist sehr weit verstellbar, die Innenbreite üppig. Eine ausladende Mittelkonsole separiert Fahrer und Begleitung. Die Materialqualität ist einfach, die Verarbeitung im positiven Sinne routiniert.

Die zweite Reihe bietet drei Isofix-Sitze für den Nachwuchs, dahinter erstreckt sich ein üppiger Frachtraum für Kinderwagen, raumgreifende Hobbyartikel oder jede Menge Urlaubsgepäck. Die Langvariante namens XL nimmt sogar noch mehr Passagiere oder Gepäck auf.

Der E-Motor ist auch in den Stellantis-Konzerngeschwistern verbaut

Im Mittelpunkt steht der neue E-Antrieb. Der Combo-e Life fährt – flankiert von seinen technisch baugleichen Kompagnons von Citroën und Peugeot – als E-Modell alleine in seiner Fahrzeugklasse.

Die Stellantis-Gruppe setzt auf Masse: Ob der E-Motor mit maximal 100 kW und 260 Nm oder die Batterie, unterflur, mit brutto 50 kWh, beides arbeitet ebenfalls in Corsa-e, Mokka-e, Zafira-e Life und in deren französischen Geschwistern.

Das führt zu ansehnlichen Stückzahlen und zu verträglichen Preisen. In Zahlen: Der Combo-e Life steht ab 38.100 Euro in der Liste. Abzüglich öffentlicher Förderung sackt der Preis auf Verbrenner-Niveau ab.

Fahrgeräusch, Bremse und Tempo – alles piano

Zur Masse gesellt sich Klasse: Die elektrische Bremse löst beim Tritt aufs Fahrpedal, also gelassen ablegen, fahren und E-Antrieb genießen. Nicht nur das Temperament, auch den Komfort fehlender Schaltmanöver und die niedrige Geräuschkulisse. Alles für einen Hochdach-Kombi eher ungewöhnlich.

Flott spurtet der Stromer auf die Autobahn. Zischt leichtfüßig einem Verbrenner-Kollegen davon. Bis zur abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h, akzeptabel für eine Familienkutsche.

Verschiedene Fahrmodi sorgen für Harmonie

Als Bedienzentrale dient die Mittelkonsole. Die Fahrleistungen lassen sich per Tastendruck den individuellen Gegebenheiten anpassen:

  • automatisch aktivierter Normalmodus: 80 kW/210 Nm
  • Eco-Modus: 60 kW/190 Nm und eingeschränkte Leistung der Klimaanlage, jedoch auch mehr Reichweite 
  • Power-Modus: volle 100 kW/260 Nm
  • B-Modus: höhere Rekuperation

Der Normalmodus genügt vollauf. Falls nötig, kann sich der Fahrer schließlich den Powermodus jederzeit über Kickdown holen. „B“ ist verzichtbar.

Die ausführlichen technischen Daten des Opel Combo-e Life haben wir in einer Tabelle für Sie zusammengefasst.

Die Bremse spielt Staccato und braucht viel Gefühl

Gewöhnungsbedürftig: Die Bremse – bei leichten Manövern rein elektrisch, Stichwort Rekuperation – reagiert ruckartig und verlangt für saubere Manöver einen sensiblen Fuß. Ganz nach Wunsch passen diverse Assistenzsysteme auf die Passagiere auf.

Displays geben den Takt an

Runter von der Autobahn, der Opel taucht in ein Gewerbegebiet mit trubeligen Einkaufszentren ein. Den Kontrast dazu bietet die Straße mit dem gemütlichen Namen „Am Wandersmann“. Das klingt ebenso entspannt wie die bisherige Fahrt. Bis hierhin hat sich der Autobahnverbrauch bei wechselndem Tempo auf knapp 25 kWh eingependelt, erläutert der Bordcomputer der digitalen Armaturen. Gleich daneben steht die Geschwindigkeit in Ziffern, alles eingerahmt vom Halbrund des Batterieladestands links und des Powermeters rechts. Weitere Informationen, etwa den Stromfluss, zeigt ein Monitor auf der Instrumententafel.

Auch auf der Landstraße bleibt der Combo-e Life im Rhythmus

Weiter geht’s über Landstraßen. Sanft wiegt sich der Combo-e Life in den Federn, das 340 Kilo schwere Batteriepaket zwischen den Achsen senkt den Schwerpunkt. Die elektrische Lenkung arbeitet leichtgängig, vielleicht ein wenig synthetisch. Achtung Radarfalle, der leise Opel überschreitet in Ortschaften mitunter ganz unbeabsichtigt Tempo 30. Links ist eine Straße dem Elektro-Pionier Werner von Siemens gewidmet. Ihm hätte der Combo-e Life gefallen.

E-Motor in Pianissimo statt Verbrenner-Forte

Bald darauf liegt rechter Hand eine Tankstelle. Diesel kostet knapp einssechzig, Benzin liegt fast 15 Cent darüber. Täuscht es, oder lächelt der E-Opel darüber mit seinem freundlichen Gesicht beim Vorbeirollen?

Zum Ende der Rundstrecke schlüpft der Combo-e noch einmal schnell und leise durch die City. Vorsicht: Abgelenkte Fußgänger mit Smartphone am Ohr sind vorlaute Verbrenner gewöhnt.

Der Durchschnittsverbrauch ist inzwischen auf 22 kWh gesunken. Damit nähert sich der „Elektriker" allmählich der angekündigten Reichweite von 280 km nach WLTP. Das genügt allemal für den Alltag. Auf Langstrecken wird er das Ziel verfehlen.

Da Capo: Rangieren und Laden

Jetzt heißt es im Kriechmodus rückwärts an die Ladesäule rangieren, denn die Steckdose sitzt seitlich hinten links. Der Opel Combo-e Life zapft seinen Strom je nach Gelegenheit in aller Ruhe an der Steckdose, zügig mit 11 kW aus der Wallbox oder rasch mit bis zu 100 kW aus einer Ladesäule.

Das Zusammenspiel der Stellantis-Geschwister könnte ein Hit werden

Tatsächlich bildet auch dieser Combo zusammen mit seinen französischen Geschwistern eine Keimzelle neuer Ideen – etwa der eines zeitgemäßen Hochdach-Kombis mit E-Antrieb und viel Freiheit beim Verstauen.