20.07.2017

Kia Rio – Nicht ohne Probefahrt

Der Kia Rio der zweiten Generation ist mittlerweile sechs bis zwölf Jahre alt, kann aber trotzdem ein guter Kauf sein. Wenn man einige Dinge beachtet.

Die zweite Generation des Kia Rio schrumpfte stark und wurde so vom Kompakt- zum Kleinwagen. Der Koreaner konkurriert mit VW Polo und Opel Corsa – ein Kampf, bei dem es vor allem auf Wirtschaftlichkeit, Vernunft und gute Qualität ankommt. Findet man ein gutes Exemplar, kann der Rio das alles bieten.

Karosserie und Innenraum

Mit einer Länge von 3,99 Meter ist der zweite Rio exakt 25 Zentimeter kürzer als sein Vorgänger. Der unter der Typenbezeichnung „DE“ von 2005 bis 2011 gebaute Rio teilt sich die Plattform mit dem Hyundai Getz und dem Hyundai Matrix. Vier Personen finden problemlos Platz, der Kofferraum fasst mindestens 272 und maximal 1.107 Liter. Wer also zu viert in den Urlaub fahren möchte, muss sich im Rio einschränken. Optisch gibt der Koreaner eher die graue Maus und kommt so gut zwischen Corsa und Polo unter, ohne aufzufallen. Die Plastikbeplankung ist allerdings nicht jedermanns Geschmack.

Motoren

Wer nach einem gebrauchten Rio sucht, muss sich für einen von drei Motoren entscheiden. Das nominell schwächste Aggregat schöpft 71 kW/97 PS aus 1,4 Liter Hubraum und beschleunigt den Kleinwagen in 12,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Dabei begnügt sich das Triebwerk laut Herstellerangabe mit 6,2 Liter Benzin. Der stärkere Benziner leistet 82 kW/112 PS, ist aber gefühlt nicht deutlich spritziger als der kleine Motor und damit quasi nicht nötig. Beide Motoren treiben den Rio problemlos auf bis zu 190 km/h. Interessant ist der einzige Diesel, der mit 1,5 Liter Hubraum auf 81 kW/110 PS kommt. Das Drehmoment von 235 Newtonmeter ist ein Wort. Laut Kia reichen 4,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Allerdings gingen eher wenige Diesel-Rio in Privathände, die meisten landeten bei Kurierdiensten. Dementsprechend hoch sind auch die Laufleistungen der meisten Selbstzünder.

Ausstattung und Sicherheit

Mit sechs Airbags ist die Basis-Version des Rio recht sicher. Beim Euro-NCAP-Crashtest reichte es 2005 für vier von fünf Sternen. Nachteil: In der niedrigsten Ausstattungs-Variante war ein ESP weder für Geld, noch für gute Worte zu bekommen. Rio, die ab dem 1. Januar 2010 gebaut wurden, profitieren von einer Herstellergarantie, die über sieben Jahre oder 150.000 Kilometer reicht.

Qualität

Der Rio ist mittlerweile zwischen sechs und zwölf Jahren alt, das geht an einem koreanischen Kleinwagen nicht spurlos vorüber. Vor allem die beiden Achsen haben mit ausgeschlagenen Lagern und Rost zu kämpfen. Aber auch Motor und Getriebe leiden nach einigen Jahren, hier lautet die Diagnose oft „Inkontinenz“. Bei der Besichtigung sollte daher unbedingt auch ein Blick unter das Auto geworfen werden. Anfällig sind außerdem auch die Bremsen, die nicht so lange halten wie bei der Konkurrenz. Alte Fahrzeuge bekommen darüber hinaus überdurchschnittlich oft Probleme mit der Elektrik, hier berichten Besitzer von plötzlichen Ausfällen der Systeme. Um ausgeschlagene Achs- oder Lenkungsteile zu erkennen, ist eine Probefahrt vor dem Kauf unerlässlich. Hierbei sollte vor allem auf Klappergeräusche geachtet werden, die solche Probleme schnell entlarven. Eine weitere Problemzone des zweiten Rio ist die Beleuchtung. Generell gilt: Eine frische HU-Plakette gibt ein wenige Sicherheit beim Gebrauchtkauf. Auch Fahrzeuge, die nach dem 1.1.2010 gebaut wurden und noch etwas Luft zur 150.000-Kilometer-Garantie-Grenze haben, sind zu empfehlen.

Fazit: Wer auf der Suche nach einem spritzigen, vernünftigen und wirtschaftlichen Kleinwagen ist, kann beim Rio fündig werden. Vorher sollte das Objekt der Begierde allerdings genauestens unter die Lupe genommen werden. Passt alles, gibt der Rio ein ideales Auto für Fahranfänger oder Wenigfahrer ab. Aktuell gibt es gute Exemplare schon für rund 2.200 Euro.