26.10.2020

Lichttechnik – Bessere Sicht durch innovatives Licht

Die aktuelle LED-Technik fasziniert Autokäufer und Autodesigner gleichermaßen. Die vielen kleinen Leuchtdioden ermöglichen neue Funktionen. Die wichtigste Neuerung der jüngsten Zeit aber ist das blendfreie Fernlicht. Es stellt einen echten Sicherheitsgewinn dar.

Das Modell ist klar, nun wälzt der Familienrat Prospekte oder sitzt vor dem Computer und füttert den Konfigurator. Metallic-Lack – Daumen hoch! Automatikgetriebe – ist gesetzt! Aber ist eine Matrix-LED-Beleuchtung notwendig, die beim VW Golf 8 mit rund 2.000 Euro zu Buche schlägt? Jetzt beginnt eine lebhafte Diskussion …

Die Investition in gutes Licht lohnt sichDenn das Licht führt ein Schattendasein – daran wird häufig gespart. Zu Unrecht! LED-Scheinwerfer sind mittlerweile Standard bei Golf & Co. Und diese Scheinwerfer bringen viel Licht in dunkle Straßen. Die Matrix-Technik bietet jedoch mehr: Sie beendet den Widerspruch zwischen maximaler Lichtausbeute und blendfreiem Licht. Vorteile, die vor allem auch der Gegenverkehr zu schätzen weiß. Mehr Sicht und weniger Blendung ist ein doppelter Gewinn für die Sicherheit. Wie sich die Lichttechnik im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat, zeigt Ihnen auch unsere Infografik (pdf)

Ende der 1950er-Jahre: Asymmetrisches Abblendlicht 

Ältere Menschen mögen sich noch an die trüben Funzeln erinnern, die in den Nachkriegsmodellen zur Erhellung dienten. Erst Ende der 1950er-Jahre verbesserte das asymmetrische Abblendlicht die Sicht. Die rechte Straßenseite wurde erheblich weiter ausgeleuchtet als die linke, wo den Gegenverkehr weiterhin keine Blendung gefährdete.

In den 1960er-Jahren begann der Siegeszug der  Halogentechnik

Anfang der 1960er-Jahre tauchten die ersten Halogenlampen für Autoscheinwerfer auf. Den großen Durchbruch erzielte die Technik erst 1972: Die Zweifadenlampe H4 ermöglicht seitdem Abblend- und Fernlicht aus einem Scheinwerfer. Die neue H7 hob Halogentechnik in den 1990er-Jahren auf ein bis dahin nicht gekanntes Niveau.

Schöner blauer Schein: Xenonlicht

Wer noch mehr haben wollte, konnte in einer bald zunehmenden Zahl von Autos gegen Aufpreis Xenonlicht kaufen. Der aus physikalischen Gründen unvermeidliche bläuliche Schein der Gasentladungslampen wurde so beliebt, dass er auch in die LED-Technik Einzug hielt, die ab Mitte des ersten Jahrzehnts der 2000er-Jahre in die Scheinwerfer fand.

LED macht Autos sicher und schick

Die Faszination für die LED hält ungebrochen an. Zum einen entdeckten Designer das elektronische Licht, ihre Ideen ließen sich mit Leuchtdioden unverwechselbar umsetzen. Die von Audi entwickelte geschwungene Tagfahrleuchte ist nur ein Beispiel unter vielen. Doch die LED steht nicht alleine für den schönen Schein. Diese Technologie hat großen Einfluss auf die Sicherheit bei Nachtfahrten.

Viele Fahrer scheuen bisher das Fernlicht

Das wichtigste Plus ist das blendfreie Fernlicht. So schätzt es jedenfalls Steffen Pietzonka vom Lichtspezialisten Hella. Denn das herkömmliche, manuell betätigte Fernlicht ist im Schnitt während der Fahrzeit gerade mal drei Prozent aktiv – also eher selten. Bis zu 40 Prozent könnten es sein, wenn die Fahrer das bessere Licht konsequent anwenden würden. Doch viele haben Angst, andere zu blenden, oder unterschätzen einfach den Verlust an Reichweite beim Abblendlicht.

Mit modernem Fernlicht werden entgegenkommende Fahrer nicht geblendet

Abhilfe schafft das blendfreie Fernlicht. Wenn kein anderer Verkehrsteilnehmer in der Nähe ist, leuchtet einfach das volle Fernlicht, so wie es in konventionellen Systemen üblich ist. Eine Kamera beobachtet währenddessen ständig die Straße. Taucht ein entgegenkommendes oder ein vorausfahrendes Auto auf, blendet die Automatik nicht einfach ab. Sie nimmt vielmehr das Fernlicht genau an den Stellen weg, an denen es auf den anderen Verkehrsteilnehmer treffen würde. Lichtexperten sprechen von einem lichtfreien Kanal, in den andere Autos abtauchen. Die Bereiche rechts und links davon werden dagegen voll ausgeleuchtet.

Matrix-LED-Scheinwerfer blenden von der Kamera erfasste Objekte aus

Moderne Matrix-LED-Scheinwerfer machen mehrere Kanäle auf und zu, um so beispielsweise sowohl den Gegenverkehr als auch Vorausfahrende auszublenden. Zwischen diesen beiden und an anderen Stellen leuchtet weiter Fernlicht. Wenn die Kamera zu viele andere Fahrzeuge erfasst, schaltet sie auf das ganz normale asymmetrische Abblendlicht um. Und natürlich kann der Fahrer jederzeit manuell abblenden, beispielsweise wenn ein Fußgänger nicht geblendet werden soll. Schon bei Fahrradfahrern geschieht das übrigens automatisch – jedenfalls, wenn sie mit Licht fahren.

Mit besserer Technik wird das Fernlicht auch mehr genutzt

Die Nutzungsdauer des Fernlichts steigt im Überlandverkehr so auf rund 70 Prozent an. Eine Untersuchung der Technischen Universität Darmstadt hat ergeben, dass Hindernisse auch bei Gegenverkehr rund dreißig Meter früher erkannt werden als mit einem bereits guten Abblendlicht. Gegenüber Halogen verdoppelt sich die Erkennungsdistanz sogar. Die Blendung anderer Autofahrer liegt dabei auf dem gleichen Niveau wie bei Xenon oder Halogen.

LED-Technik bildet Markierungen auf der Straße ab

Während schon ein paar Dutzend LED-Module ein brauchbares blendfreies Fernlicht produzieren können, geht der Trend im Premium-Segment zu vielen Tausend bis Hunderttausend einzelnen Pixeln, also winzigsten LED. Nicht nur kann das Fernlicht damit noch vielseitiger und feiner begrenzt ausgeblendet werden. Es sind zusätzliche Markierungsfunktionen möglich. In Baustellen lassen sich Begrenzungen des eigenen Fahrwegs auf die Straße projizieren. Abbiegepfeile aus der Navigation erscheinen direkt auf der Straße. Gezieltes Anleuchten von Straßenschildern oder Hindernissen schafft zusätzlichen Komfort.

Auch beim Bremslicht bringt LED mehr Sicherheit

Die große Masse der Autos aber wird statt jeder Menge Pixel einfachere Scheinwerfer-Systeme haben. Oft und zunehmend mit Leuchtdioden, aber auch weiterhin mit Halogenlampen. Da ist sich Hella-Experte Pietzonka sicher. In Rückleuchten dürfte der Anteil der LED weiter zunehmen. Für die Verkehrssicherheit bedeutend sind sie beim Bremslicht. Die Ansprechverzögerung von Glühlampen fällt weg. Sie beträgt rund eine Viertelsekunde – wertvolle Zeit für den folgenden Verkehr.

Lasertechnik hat an Bedeutung verloren

Ruhig ist es um das Laserlicht geworden. Der Hype von vor ein paar Jahren zu einer beeindruckenden Reichweite von 600 Metern hat sich gelegt. Zum einen entsteht eine solche Leuchtweite über eine extreme Bündelung („Pencil Beam“), die nicht ohne ein normales zusätzliches, breiteres Fernlicht nutzbar ist. Ungewöhnlich ist beim Laserlicht ohnehin nur die nur wenige Zentimeter große Lichtaustrittsfläche.

Reichweite ist nicht alles

Die Reichweite selbst erzielten schon Zusatzscheinwerfer aus den 1970er-Jahren mit der H1-Halogenlampe – nur eben aus einem vielfach größeren Gehäuse. Der Sinn von exorbitanten Reichweiten ist zudem unter Fachleuten umstritten. Schon das normale Fernlicht gibt eine gute Sicht und ein blendfreies Licht sowieso.

Guter Rat für gutes Licht

  • Weder Halogen noch Xenon sind im LED-Zeitalter veraltet. Beide Technologien können im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein sehr gutes Licht liefern.
  • Es lohnt sich, Aufpreise für besseres Licht zu zahlen. Besser heißt aber nicht einfach LED, sondern Mehrwert-Funktionen wie blendfreies Fernlicht oder Kurvenlicht.
  • Moderne Lichttechnik kostet Geld – auch bei Ersatzteilen. Ein LED-Scheinwerfer kann schnell tausend Euro kosten. Das gilt es beim Neukauf zu bedenken, wenn er keine Zusatzfunktionen hat.
  • Über das Licht lässt sich im Auto so gut wie keine Energie sparen. Der Unterschied von ein paar Watt ist gegenüber anderen Verbrauchern und dem Motor verschwindend gering.
  • Eine sorgfältige Einstellung der Scheinwerfer ist extrem wichtig. Nach jedem Lampenwechsel sollte sie kontrolliert werden. Auch die Umrüstung auf erheblich abweichende Reifengrößen oder die Tieferlegung beeinflussen die Scheinwerfereinstellung.
  • Die Lampe ist so wichtig wie der Scheinwerfer. Markenlampen sind ihr Geld wert. Das so beliebte bläulich-weiße Licht ist nicht grundsätzlich besser, und Farbtemperaturen über 6.000 Kelvin sind legal ohnehin nicht zu machen.
  • Den Bereich der Windschutzscheibe vor der Kamera sauber halten! Wenn diese nicht gut erfasst, ist die Steuerung des Abblendens ungenau und unzuverlässig.