01.12.2016

Maxi Vans – Große Autos für große Familien

Kinderwagen, Großeinkauf, Freizeitaktivitäten: Das ideale Familienauto kann eigentlich gar nicht groß genug sein. Auch wenn es auf den ersten Blick natürlich wenig vernünftig klingt, ein so großes Auto anzuschaffen – tatsächlich bieten die XXL-Vans aber mehr Vor- als Nachteile, wie ACE LENKRAD für Sie herausgefunden hat.

Kennen Sie eine vier- oder fünfköpfige Familie, die nicht von einem VW Bus oder einer V-Klasse von Mercedes träumt? Wir nicht. Besonders der VW Multivan gilt, was das Familienleben angeht, als die eierlegende Wollmilchsau und ist nicht umsonst mit über 25 Prozent Marktanteil die Nummer Eins in diesem Segment. Pkw-ähnliche Fahreigenschaften und viel Komfort, dazu die einmalige Rundumsicht aus der Kombination von erhabener Sitzposition und großzügiger Verglasung, bequemer Ein- und Ausstieg durch die seitlichen Schiebetüren und nicht zuletzt: Platz ohne Ende. Egal ob Kinderwagen oder Freizeitgeräte oder ein Umzug, ein großer Van schluckt alles, ohne mit der Wimper zu zucken. Das Gleiche gilt auch für die V-Klasse von Mercedes, die allerdings, was die Stückzahlen angeht, nie so ganz in die großen Fußstapfen des Wolfsburger Rivalen treten konnte. Dabei gibt sich Mercedes große Mühe, die V-Klasse auch für Menschen attraktiv zu machen, die sich sonst mit einem solchen Gefährt nicht so recht anfreunden wollen: Der gebotene Fahr- und Antriebskomfort unterscheidet sich kaum von einer herkömmlichen Limousine, die Innenraumgestaltung erinnert in keinster Weise an ein Nutzfahrzeug. Vielleicht hat Mercedes den Bogen an dieser Stelle sogar etwas überspannt, denn an praktischen Ablagen mangelt es im V-Klasse Cockpit eindeutig. Doch es gibt einen viel wichtigeren Punkt, der einer weiteren Verbreitung im Wege steht, womit wir bei Kapitel eins angekommen wären:

Kosten

 

Sowohl VW als auch Mercedes lassen sich jeden Quadratmeter Blech fürstlich bezahlen. Zwar gibt es den VW T6 laut Preisliste schon ab 30 000 Euro, doch hat diese Beichtstuhlvariante wenig mit den eingangs beschriebenen Vorzügen zu tun.


Vernünftig motorisiert (130 PS dürfen es bei zwei Tonnen Leergewicht schon sein) und mit der Sicherheits- und Komfortgrundausstattung liegt der Preis realistisch betrachtet eher im Bereich von 45.000 Euro aufwärts. Hier startet auch die Mercedes-Preisliste, nach oben sind wie immer fast keine Grenzen gesetzt. Wer auf das letzte bisschen Qualität in der Anmutung verzichten kann, findet bei anderen Herstellern jedoch auch günstigere Angebote (zur Marktübersicht).


Zu beachten ist auch, dass sich der Verbrauch trotz traumhaft niedriger Werksangaben in der Praxis eher im Bereich von neun bis zehn Liter Diesel einpendelt. Wobei ein kleinerer Motor nicht unbedingt weniger verbraucht, die Last ist doch sehr groß. Extrem bemerkbar macht sich auch die große Stirnfläche und der resultierende Luftwiderstand. Oberhalb von Tempo 120 schnellt der Verbrauch in die Höhe. Ein großer Van belohnt auch auf diese Weise eine genussvolle, gelassene Fahrweise. Bevor jetzt jemand schimpft: Voll besetzt mit acht Insassen ergeben selbst zehn Liter Verbrauch gerade einmal 1,25 Liter pro Nase für die 100 Kilometer. Was durchaus erträglich ist. Den letzten Stolperstein bilden die je nach Modell zum Teil sehr hohen Einstufungen in den Versicherungsklassen. Die kommerzielle Nutzung hinterlässt hier viele Wunden: Wer sich die verbeulten Transporter der Kurierdienste und Postzusteller einmal genauer angeschaut hat, weiß, was gemeint ist.

Familie

 

Siebensitzer gibt es natürlich bereits in kleineren Segmenten. Auch in einem Opel Zafira finden bis zu sieben Erwachsene Platz. Doch ist es im Fall des Rüsselsheimer Kompaktvans so, dass keine drei Kindersitze nebeneinander installiert werden dürfen. In den größeren Vans ist das hingegen kein Problem. Wer oft voll besetzt, also mit mehr als fünf Personen, unterwegs ist, sollte sich auch genau anschauen, wie viel Stauraum dann noch übrig ist. In der Kompaktklasse wird es dann schon sehr, sehr eng. Nicht so bei den XXL-Vans. Bei allen Herstellern sind zudem mindestens zwei verschiedene Karosserielängen im Angebot, sodass der Restkofferaum den eigenen Ansprüchen entsprechend gewählt werden kann. So kann auch das geliebte Bobby-Car noch mit auf Reisen gehen. Vor allem kleine Kinder lieben aber auch aus anderen Gründen die Möglichkeiten, die ein großer Van bietet: Neben der guten Aussicht durch die Fenster, die im Übrigen auch hilft, Reiseübelkeit vorzubeugen, gefällt den Kindern besonders die Sicht auf die Eltern. Bei drehbaren Einzelsitzen in der zweiten Reihe kann Mami oder Papi nämlich auch vis-à-vis zu den Sprösslingen sitzen. Einzig die Verständigung zwischen vorne und hinten ist mitunter ein Problem. Volkswagen bietet im T6 mit langem Radstand aus diesem Grund sogar eine Art Gegensprechanlage an. Damit das Klima an Bord stimmt, sollte man in eine Doppelklima-Anlage investieren, die auch im Hochsommer für genügend Kühlung in der zweiten oder dritten Reihe sorgt. Diese ist zwar nicht billig, aber zumindest dann zwingend nötig, wenn sich hinten keine Fenster öffnen lassen. So sind bei Mercedes beispielsweise nur Ausstellfenster im Heckbereich vorgesehen, VW baut dagegen immerhin noch Schiebefenster im Bereich der Schiebetüren ein. Wer noch eine Standheizung spendiert, kann im eigenen Auto sogar bei kühlen Temperaturen übernachten – was für kleinere Kinder das ultimative Abenteuer ist. Angenehmer Nebeneffekt: Die riesige Frontscheibe wird so bequem von Schnee und Eis befreit, was sonst nur unter Verrenkungen und mit einem Eiskratzer am Stiel überhaupt möglich ist. Apropos Schlechtwetter: Der Vorteil, sein Kind stehend und im Trockenen im Kindersitz anschnallen zu können, ist quasi unbezahlbar.

Sicherheit

 

Hier lohnt sich ein genauer Blick in die Ausstattungsliste. Während bei manchen Herstellern die Transporter-Herkunft kaum zu verleugnen ist und sich die passive Sicherheit somit hauptsächlich auf die vorne Sitzenden konzentriert, gibt es in dieser Hinsicht bei VW, Mercedes und auch dem neuen Gemeinschaftsprojekt von Citroën, Peugeot und Toyota wenig zu bemängeln. Hier sind auch die übrigen Passagiere (gegen Aufpreis) durch Airbags geschützt. Selbst Assistenzsysteme wie Abstands- oder Totwinkelwarner sind für die meisten großen Vans inzwischen gegen Aufpreis erhältlich. Allerdings sind diese Hilfen in so manchem unübersichtlichen Kompaktwagen nötiger als in den übersichtlichen Vans mit ihrer hohen Sitzposition weit über den Dächern der anderen Verkehrsteilnehmer. Das enorme Gewicht der Einzelsitze und Sitzbänke ist im Übrigen ebenfalls der Sicherheit geschuldet. Die Gurte sind in die Sitzgestelle integriert – was nichts anderes bedeutet, als dass die Konstruktion nicht nur sich selbst, sondern auch die Insassen im Falle eines Falles sicher am Boden fixieren muss. Das geht nun mal nicht mit Leichtbau.

Fahrspaß in der Stadt

 

Der Stadtverkehr ist sicher nicht die Domäne eines großen Vans. Doch auch hier muss festgestellt werden, dass zum Beispiel ein aktueller VW Passat Variant 4,77 Meter lang ist und einen Wendekreis von knapp 12 Metern benötigt. Als Gardemaß in der großen Van-Klasse gelten fünf Meter Außenlänge wie beim T 6, die kurze Mercedes V-Klasse ist sogar nur 4,90 Meter lang. Noch kürzer ist mit 4,60 Metern die kleinste Version von Citroën/Peugeot/Toyota. In die Parklücke einer Mittelklasse-Limousine passt in der Regel also auch ein großer Van, zumindest wenn es sich um die kleine Variante handelt. Auch Tiefgaragen stellen in der Regel kein Problem dar. Alle hier vorgestellten Vans sind weniger als zwei Meter hoch, einmal abgesehen von den Camping- oder Allradversionen. Trotzdem lohnt es sich, die Abmessungen im Kopf zu haben, besonders wenn man im Ausland unterwegs ist. Tabu ist jedoch die linke Spur in Autobahnbaustellen. Mit Spiegeln, die oft auch noch etwas größer als beim Pkw sind, werden die zwei Meter in der Breite locker gerissen, oft reicht selbst eine 2,20-m-Erlaubnis für die linke Spur nicht aus. 

Freizeit

 

Auch in diesem Punkt haben die großen Vans, abgesehen vom sehr großen Laderaum, einen weiteren riesigen Vorteil: Die Anhängelast beträgt rund zwei Tonnen – in der Regel genug für große Caravans, Pferde- oder auch Bootsanhänger. Auch die Dachlast ist mit 100 bis 150 Kilo vergleichsweise groß. Sollte bei der Urlaubsreise also doch nicht mehr alles ins Auto passen, kommt es einfach in eine Dachbox. Fahrräder können wahlweise im Innenraum oder mit Trägern direkt an der Heckklappe transportiert werden. Für die Schienen-Systeme am Fahrzeugboden gibt es auch spezielle Halter. Besonders wertvolle Fahrräder sind so gut geschützt. Auf das Dach gehören die Drahtesel eher weniger, dann könnte es in Unterführungen schon eng werden. Ein Träger auf der Anhängekupplung ist die einfachste Möglichkeit, meistens gehen dann aber die riesigen Heckklappen mit der extrem niedrigen Ladekante nicht mehr auf. Sehr empfehlenswert für den Innenraum sind robuste Gummimatten mit hohem Rand. Es ist erstaunlich, wie viel Schmutz ein großer Van aufgrund der vielseitigen Nutzung in kürzester Zeit ansammelt.


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