19.10.2017

Polestar 1 – Da steckt Volvo drin

Mit einer neuen Marke will Volvo Sportlichkeit und Elektromobilität kombinieren. Dazu wurde der bisherige Hausuner Polestar zu einem eigenen Label ausgebaut. Der Polestar 1 zeigt wo die Reise hingeht.

Thomas Ingenlath zeichnet verantwortlich für die Ästhetik der aktuellen Volvo-Modelle. Künftig ist er auch noch für die gänzlich neue Automarke Polestar verantwortlich. Polestar – das war bislang der Haustuner der Schweden. Unter dem neuen Label sollen jedoch künftig elektrisch angetriebene oder elektrifizierte Hochleistungsfahrzeuge entstehen. Das erste Modell, den Polestar 1, haben die Schweden nun in China präsentiert. Dabei handelt es sich um ein 600-PS-Coupé mit Plug-in-Hybridantrieb.

Unverkennbar die Handschrift von Volvo

Die auf der Bühne posierende Vorserie könnte auch als S90 Coupé unter Volvo-Signet laufen. Stattdessen prangt das Polestar-Logo auf dem altbekannten Lenkrad. Innen besticht der zweitürige Gran Turismo mit den feinen Lederfauteuils, die man auch aus der Serien-Limousine S90 kennt. Letzteres gilt auch für das Bedienkonzept. Die im Interieur verwendeten Karbon-Elemente zeugen vom reichlichen Einsatz des Hightech-Materials an der Karosse.

Der Polestar 1 basiert auf einer verkürzten SPA-Struktur, auf der auch viele aktuelle Volvo-Fahrzeuge aufbauen. Dank großer Karbon-Anteile gelang den Ingenieuren eine Erhöhung der Torsionssteifigkeit von 45 Prozent. Die Gewichtsersparnis des Coupés gegenüber beispielsweise den aktuellen 90er-Limousinen wird allerdings durch das im Tunnel installierte Batteriepaket mit einer Kapazität von 35 kWh weitestgehend ausgeglichen. Die 150 Kilometer rein elektrische Reichweite werden mit etwas über 200 kg Mehrgewicht erkauft. So dürfte der Polestar 1 insgesamt rund 2,2 Tonnen leer auf die Waage bringen, wie Karosserie-Spezialist Zef van der Putten erläutert. Aber es handele sich schließlich nicht um einen reinrassigen Sportwagen, sondern um einen sportiven Tourer, führt er fort. Sonst hätte man das Dach ja auch gleich aus Karbon fertigen können und beispielsweise nicht nur die Konstruktion im Bereich der Holme – aber die Volvo Car Group spendiert dem feinen Coupé ein großzügiges Panorama-Glasdach.

Der Polestar ist ein sportiver Tourer

Sportlichkeit ist via Kraft dennoch garantiert. Antriebsexperte Robert Wassmur spricht von 441 kW/600 PS Systemleistung. Dazu haben die Techniker den bekannten Zweiliter-Vierzylinder auf 252 kW/343 PS gebracht und ihm einen 34 kW/46 PS starken Kurbelwellen-Starter verpasst, der außerdem bis zu 160 Nm Drehmoment auf die vier Pleuel bringen kann. Die Hinterachse wurde mit zwei starken E-Maschinen (zusammen 160 kW/218 PS) inklusive Planetensätzen bestückt, um in Kurven Torque-Vectoring ausüben zu können. Das soll der Sicherheit wie der Dynamik dienen. Ein niedrigerer Schwerpunkt als bei den entsprechenden Limousinen oder Kombis trägt seinen Teil zum Sportsgeist des Polestar 1 bei. Dämpfer aus dem Hause Öhlins sowie Akebono-Bremsen sollen den Schweden auf schneller Mission perfektionieren.

Abo-Modell statt Kauf angedacht

Polestar-Chef Thomas Ingenlath sieht ab 2019 jährlich 500 Exemplare aus dem chinesischen Werk in Chengdu rollen, wo der Polestar 1 ausschließlich gefertigt werden wird. Bar kaufen sollen die Kunden den Polestar 1 nicht. Stattdessen ist ein Abo-Modell mit einer monatlichen Rate geplant, bei dem sich die Kunden nicht um Dinge wie Unterhalt oder Wartung kümmern müssen. Falls ein Kunde das Coupé doch lieber besitzt, ist aber auch das möglich. Ingenlath sieht den Polestar 1 irgendwo zwischen 130.000 und 150.000 Euro angesiedelt.

Ein vollelektrischer Polestar 2 soll folgen

Der Polestar 1 bleibt natürlich nicht das einzige Modell der neuen Marke. Ebenfalls 2019 soll auch ein vollelektrischer Polestar 2 an den Start gehen, 2021 ein vollelektrisches SUV für Aufmerksamkeit sorgen. Der Vertrieb wird weltweit über exklusive „Polestar Spaces“ erfolgen. Falls die zu weit weg sind, kann man die Fahrzeuge auch online bestellen und nach Hause liefern lassen.