27.05.2020

Ratgeber Klimaanlage – Prima Klima

Hohe Temperaturen im Sommer bringen auch Hitze in den Innenraum von Autos. Abhilfe schafft eine Klimaanlage. Sie ist kein überflüssiger Luxus, sondern ein trägt maßgeblich zur Sicherheit bei. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Lange Zeit galt sie als verzichtbarer Luxus, heute gehört sie zum Standard einer jeden guten Ausstattung im Auto: die Klimaanlage. Sie regelt inzwischen nicht mehr allein die Temperatur, sondern sorgt auch für saubere Luft und schafft damit an warmen wie an kalten Tagen ein angenehmes Klima an Bord, das maßgeblich zur Sicherheit beim Autofahren beiträgt. Fehlt sie in einem Gebrauchtwagen, gilt das in vielen Fahrzeugklassen als stark wertmindernd. Doch Klimaanlage ist nicht gleich Klimaanlage. Auch wenn das Funktionsprinzip identisch ist, gibt es wie stets Unterschiede in puncto Komfort und Kosten.

Wie funktioniert eine Klimaanlage im Auto?

Die Klimaanlage im Auto arbeitet ganz ähnlich wie der heimische Kühlschrank. Beides sind physikalisch gesehen Kraftwärmemaschinen, die ihre Energie in einem geschlossenen Kreislauf von einem an den anderen Ort transportieren. Wobei nicht das dafür eingesetzte Kältegas – anders als die Bezeichnung suggeriert – die Kühlung bringt, sondern nur als Mittel zum Zweck dient. Dazu wird es im Kompressor verdichtet, wodurch es sich erhitzt. Anschließend gelangt das Gas in einen Kondensator, in dem es sich wieder abkühlt und vom gasförmigen in den flüssigen Zustand wechselt. Nachdem ein Trockner mögliches Kondenswasser aus dem nun flüssigen Kältemittel gefiltert hat, öffnet ein Expansionsventil den Durchlauf zum sogenannten Verdampfer. Hier lässt es im Wortsinne Druck ab und geht wieder in den gasförmigen Zustand über. Nun kommt der entscheidende Augenblick. Denn für den Wechsel des Aggregatzustands wird Wärme aus der Umgebungsluft gezogen, die anschließend stark abgekühlt mittels Gebläse über die Lüftungsdüsen in den Innenraum des Fahrzeugs geblasen wird. Nicht bevor noch eine Reihe von Filtern Fremdkörper, Pollen und Blütenstaub auffangen. Anschließend wird das Kältegas wieder angesaugt und der Kreislauf beginnt von vorn.

Schnickschnack oder Sicherheitsmerkmal?

Die Klimaanlage ist nicht nur eine Komfortausstattung, sie trägt auch ganz wesentlich zur Sicherheit und Unfallvermeidung bei. Wie Untersuchungen der Gesamthochschule Wuppertal im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zeigten, steigt die durchschnittliche Unfallzahl in der Stadt um bis zu einem Drittel an, wenn sich die Temperatur im Fahrzeuginnenraum der 37-Grad-Celsius-Marke nähert. Bei steigenden Temperaturen im Innenraum wird die körperliche Belastung so groß, dass Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsvermögen dramatisch schwinden können. Schon eine zweistündige Fahrt in einem nicht klimatisierten Auto kann den Fahrer so stark beeinträchtigen wie mit Alkohol im Blut. Die Klimaanlage sorgt hier für einen „kühlen Kopf“. Und wer sich auf den Verkehr konzentrieren kann, der vermeidet auch Unfälle. Übrigens: Eine Klimaanlage kühlt nicht nur die Luft, sondern trocknet sie auch. So verhindert sie beschlagene Scheiben im Herbst und Winter, sorgt für freie Sicht und somit zusätzlich für mehr Sicherheit.

Manuelle Klimaanlage oder Klimaautomatik?

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden sie häufig nicht unterschieden, in puncto Funktion und Komfort sind es zwei völlig verschiedene Systeme. Wo eine manuelle Klimaanlage nur in einer jeweils eingestellten Stufe reguliert, die je nach Anstieg oder Fall der äußeren wie inneren Temperatur nachgestellt werden muss, übernimmt bei einer Klimaautomatik diese Aufgaben die Sensorik. Sobald sie eine Abweichung von der eingestellten Gradzahl registriert, reguliert das System nach. Das funktioniert sogar in Abhängigkeit vom Sonnenstand. In neueren Systemen lässt sich die Temperatur auch in Halb-Grad-Schritten einstellen. Darüber hinaus mindert die gezieltere Regelung der Temperatur das Risiko, sich zu erkälten.

Neben dem größeren Bedienkomfort ist die Klimaautomatik im Vergleich zur manuellen Anlage außerdem noch effizienter und spritsparender als die manuelle Anlage, weil sie mit ihren gezielten Eingriffen den oftmals unnötigen Dauerbetrieb vermeidet. Gängig ist die 2-Zonen-Automatik, bei der Fahrer und Beifahrer die Temperatur individuell einstellen können. In hochpreisigen Modellen finden sich aber auch mehrzonige Systeme, bei dem auch die Hinterbänkler nach Gusto regulieren dürfen. Alles – wie immer – eine Frage des Preises.

Wie bediene ich meine Klimaanlage richtig?

Eine Klimaanlage funktioniert immer nur so gut, wie man sie einsetzt. Deshalb schon vor dem Start im Sommer die aufgestaute Hitze im Auto durch Öffnen von Türen und Fenster abziehen lassen. Erst dann die Klimaanlage einschalten sowie Fenster und Schiebedach schließen. Türen anschließend nur noch möglichst selten oder kurz öffnen. In den ersten Minuten ist der Umluftbetrieb von Vorteil, weil einmal gekühlte Innenluft schneller und mit weniger Energieaufwand auf die gewünschte Temperatur gekühlt wird als warme Außenluft. Auch wird so der Pollenfilter weniger beansprucht, der dann seltener gereinigt oder getauscht werden muss.

Die Temperatur im Innenraum sollte nicht zu gering sein und maximal fünf bis sechs Grad Celsius unterhalb der Außentemperatur liegen. „Kühlschranktemperaturen“ treiben nämlich nicht nur den Spritverbrauch in die Höhe. Sie können auch für Kreislaufprobleme sorgen, wenn die Insassen aus einem unterkühlten Auto mit der heißen Sommerluft konfrontiert werden. Fünf bis zehn Minuten vor Ende der Fahrt sollte man die Klimaanlage ausschalten. Das verhindert Restfeuchtigkeit am Verdampfer und wirkt der Keimbildung entgegen.

Was ist zu tun, wenn die Klimaanlage stinkt?

Unangenehme bis faulige Gerüche entstehen in der Regel durch Schimmelpilze, Bakterien und andere Mikroorganismen, die sich in den Leitungen, Verdampfern, Gebläse und Schächten der Klimaanlage festgesetzt haben. Auch Pollen und Blütenstaub sammeln sich über die Zeit in den Filtern und modern vor sich hin. Höchste Zeit eine Werkstatt aufzusuchen. Neben dem Wechsel des Innenraumfilters werden durch eine professionelle Behandlung mit Ozon alle Bakterien, Schimmel und Pilze beseitigt.

Im Fachhandel gibt es darüber hinaus spezielle Reinigungsschäume und -sprays, mit denen man seine Klimaanlage – ein wenig Geschick und Sachverstand vorausgesetzt – auch selber desinfizieren kann. So wird der Schaum im Motorraum direkt in den Verdampfer gesprüht und nach kurzer Einwirkzeit mit voll aufgedrehter Klimaanlage im ganzen System gleichmäßig verteilt. Das Spray hingegen muss im Innenraum bei laufendem Motor, geschlossenen Fenstern und Umluftbetrieb (selbstverständlich ohne Insassen) komplett verdampfen.

Machen Klimaanlagen krank?

„Mach bitte die Klimaanlage aus. Ich hole mir sonst eine Erkältung, Schnupfen, was auch immer.“ Viele Menschen klagen darüber, das Klimaanlagen krank machen, basierend auf der irrigen Annahme, subjektive Kälte, Zugluft oder Unterkühlung allein wären Ursachen für eine Erkältung. Tatsächlich entziehen Klimaanlage der Luft die Feuchtigkeit, wodurch die Schleimhäute im Hals-Nasen-Rachenraum dazu neigen auszutrocknen und anfällig für bakterielle und virale Infekte werden. Empfehlenswert ist deshalb in klimatisierten Innenräumen regelmäßig und ausreichend zu trinken. Darüber hinaus können Klimaanlagen über die Zeit regelrechte Brutstätten für Bakterien und Schimmelpilze werden. Eine regelmäßige Desinfektion (siehe oben) des gesamten Klimasystems sowie ein Tausch der Innenraumfilter lassen Immunschwache und Allergiker aufatmen.

Was gibt es bei Wartung und Pflege zu beachten?

Einmal im Jahr, spätestens alle zwei Jahre, sollte die Klimaanlage in einer Fachwerkstatt gecheckt werden, um teuren Reparaturen vorzubeugen. Der beste Zeitpunkt dafür ist natürlich das Frühjahr – bevor die Außentemperaturen steigen. Da sie unter ständigem Druck arbeitet, können alle Komponenten des Klimasystems, insbesondere jedoch Kompressor und Trockner, mit der Zeit verschleißen.

Spätestens jedoch, wenn die Kühlleistung nachlässt, sollte die Anlage so schnell wie möglich auf einen Kühlmittelverlust geprüft werden. Andernfalls steigt das Risiko teurer Folgeschäden. Denn das Kühlmittel schmiert zugleich auch den Kompressor. Geht aber der Verdichter kaputt, können schnell Kosten von mehr als 1000 Euro fällig werden. Doch auch ohne Leck verlieren Klimaanlagen beizeiten Kühlmittel, weil Schläuche und Dichtungen altern, austrocknen und undicht werden. So entweichen jährlich bis zu 10 Prozent des Kältemittels durch natürliche Verdunstung. Noch dazu ist das Kühlmittel eine entsorgungspflichtige und je nach Fahrzeug sehr gefährliche Substanz. Eine Überprüfung der Anlage in einer autorisierten Fachwerkstatt ist nicht zuletzt auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.

Verbraucht die Klimaanlage mehr Sprit?

Klimakomfort kostet Geld und Energie. Nicht nur sind die automatischen Systeme in der Regel nicht ohne Aufpreis zu bekommen. Auch der Betrieb einer Klimaanlage ist immer mit Mehrverbrauch verbunden. Denn der Klimakompressor wird über einen Riemen am Motor angetrieben, wofür sich die Maschine stets einen Extra-Schluck aus der Pulle genehmigt. Dabei ist weniger die Geschwindigkeit entscheidend als der Unterscheid zwischen Außen- und gewünschter Innentemperatur. Aber auch die Autogröße, also die des Innenraums, die Art und Größe der Verglasung, die Motorisierung selbst sowie deren Betriebsbedingungen spielen dabei eine Rolle. Große Unterschiede gibt es aber auch zwischen Stadt- und Überlandfahrten. Unterm Strich variiert der Mehrverbrauch damit zwischen 0,3 und mehr als einem Liter auf 100 Kilometer. Übrigens: Prozentual am höchsten ist der Verbrauch im Leerlauf.

Regelmäßiger Betrieb verhindert teure Reparaturen

Wie bereits erwähnt verbrauchen dabei manuelle Anlagen mehr als automatisch gesteuerte Systeme, die nach Einstellung der gewünschten Temperatur die Kühlleistung nur zeitweise und nach Bedarf variieren. Ebenfalls weiter oben beschrieben gesellen sich zu den höheren Spritkosten außerdem Werkstattkosten für Wartung oder Verschleiß. Das sollte Autofahrer jedoch nicht dazu verleiten, aus Sorge vor zu hohen Betriebskosten die Anlage permanent abzuschalten. Langfristig kann die Nichtbenutzung Verschleiß oder sogar Schäden im Verdichter verursachen. Und dann wird’s wieder teuer.