25.04.2019

Sprit sparen – aber richtig!

Wer wirklich sparsam fahren will, muss die Technik verstehen und sie richtig anwenden. Wir erklären, was hinter Begriffen wie Segeln, Rekuperation und Co. steckt und auf was Sie bei Benzinern, Dieseln und Hybriden achten müssen.

Nur 1,6 Liter verbraucht die neue C-Klasse, das ist kein Witz, sondern steht so im aktuellen Werbeprospekt. Natürlich ist das in der Realität nie zu schaffen. Weil es sich aber um einen Plug-in-Hybriden handelt und der Strom für 50 Kilometer nirgendwo in der Rechnung auftaucht, wird der 306-PS-Kombi so zum 1-Liter-Auto. Doch auch wenn Papier geduldig ist und die Rechentricks vor allem Mercedes helfen, die CO2-Ziele zu erreichen: Anhand neuer Modelle wie der C-Klasse lässt sich sehr gut zeigen, wo die Sprit-Spar-Reise in den kommenden Jahren hingeht und welche klassischen Tipps und Tricks auch heute noch gelten.

Kein unnötiges Gewicht „mitschleppen“

Dafür gilt zunächst – und zwar vollkommen unabhängig davon, um welchen Antrieb es sich handelt: Gewicht kostet. Bei konventionell angetriebenen Autos Sprit und damit Geld, bei Hybriden und E-Autos macht es sich vor allem in der Reichweite bemerkbar. Die Autokonzerne versuchen deshalb alles, um Gewicht zu sparen und trotzdem immer mehr Sicherheitstechnik, Assistenzsysteme und Komfortextras unterzubringen.

Doch alle Anstrengungen der Ingenieure helfen nichts, wenn im Auto noch im Hochsommer die Schneeketten mitfahren oder sich auf der Rücksitzbank und im Kofferraum Flaschen, Kleidung und sonstiges Gerümpel tummeln. Regelmäßig aufräumen hilft, 50 Kilogramm Zusatzgepäck kosten etwa 0,2 bis 0,3 Liter Sprit. Auf Urlaubsreisen macht sich das besonders bemerkbar. Dann sind auch Dachboxen sehr beliebt. Wer jedoch auch Wochen nach dem Winterurlaub noch seine Skibox spazieren fährt, zahlt das mit einem ordentlichen Aufschlag an der Tankstelle: Bis zu zwei Liter pro hundert Kilometer verursacht die gestörte Aerodynamik.

Vorausschauendes Fahren schont Material und Geldbeutel

So summiert sich das Sprit-Spar-Potenzial schon vor dem Start. Wer dann noch zu wenig Luft im Reifen hat, beim Anlassen das Gaspedal durchtritt und, statt direkt loszufahren, das Auto erst noch im Stand warm laufen lässt (was nebenbei bemerkt verboten ist), liegt schnell zwanzig bis dreißig Prozent über dem, was eigentlich möglich ist. Denn gegen Unbedachtheit und die reine Physik helfen selbst immer neue technische Ansätze nicht.

Das zeigt sich besonders deutlich bei den Stichworten effizientes und vorausschauendes Fahren. Hier kommt es auch heute noch zuallererst auf den Fahrer an. Benziner und insbesondere Diesel sollten zügig beschleunigt (Gaspedal etwa zu zwei Dritteln durchtreten) und dann bei möglichst gleichmäßiger Geschwindigkeit gehalten und nur bei Bedarf und dann moderat gebremst werden. Denn jede Geschwindigkeitsänderung „vernichtet“ Energie: Entweder wird die Bremsscheibe heiß oder der Motor gönnt sich einen kleinen Schluck aus dem Tank. Eine niedrige Drehzahl senkt dagegen grundsätzlich den Verbrauch. Deshalb können Automatikgetriebe mit acht oder mehr Gängen durchaus sparsamer sein als konventionelle Schaltgetriebe mit deren fünf oder sechs.

Bei Hybriden sorgt die elektrische Unterstützung für eine effizientere Beschleunigung

Wer mit Hybriden und Plug-ins sparsam fahren will, sollte dagegen die Vorteile des Elektromotors nutzen, zum Beispiel bei der Beschleunigung. Denn bereits ab der ersten Umdrehung bietet er volles Drehmoment und ist dadurch gerade bei der Beschleunigung deutlich effizienter. Doch nicht immer realisiert der Fahrer, ob er dem Auto gerade das Signal gibt, die Leistung aus beiden Motoren zu koppeln. In der C-Klasse gibt es deshalb ein „haptisches Gaspedal“, das einen künstlichen Gegendruck erzeugt. So merkt der Fahrer, wann er den Elektromotor „überfordert“ und der Verbrenner einspringen muss.

Zylinderabschaltung senkt bei schonender Fahrweise den Verbrauch

Egal ob konventionell oder elektrisch: Ist die gewünschte Geschwindigkeit erreicht, wird nur noch wenig Leistung benötigt. Moderne Motoren schalten deshalb einzelne Zylinder ab. So wird aus einem Vier- ein Zweizylinder. Die Kraftreserven reichen dann noch immer locker, um die Geschwindigkeit zu halten. Der Verbrauch soll aber um etwa einen halben Liter sinken. Wer dadurch Sprit sparen möchte, sollte allerdings einen ruhigen Gasfuß haben, „dynamische“ Autofahrer werden die Info dagegen nur selten im Armaturenbrett lesen.

Der Tempomat als Spritspar-Helfer?

Beim Stichwort „Tempo halten“ denken viele Autofahrer automatisch an den Tempomaten. Genau für diese Aufgabe ist er ja entwickelt. Was er dagegen nicht ganz so gut kann: Sprit sparen. Denn Berge und Täler kennt er nicht und versucht stattdessen stur, das vorgegebene Tempo zu halten. Bergauf beschleunigt er also, bergab dagegen bremst er, um ja nicht schneller zu werden. Ist die Strecke hügelig, ist es also sinnvoll, den Tempomaten zu übersteuern und bergab das Auto beispielsweise ausrollen zu lassen.

Moderne Assistenzsysteme bringen das Auto zum „Segeln“

Auf bekannten, aber vor allem auf unbekannten Strecken können moderne Effizienz-Assistenten dabei helfen. In der C-Klasse kennt der „Eco-Assistent“ den Streckenverlauf, also Kurven, Berg und Tal, Tempolimits und erfasst den Abstand zu vorausfahrenden Autos. Aus diesen Infos gibt das Assistenzsystem Hinweise wie „Fuß vom Gas“ und schickt eine Begründung hinterher, wie „Gefälle voraus“ oder „Tempolimit“. Mit dieser Info im Gepäck fangen moderne Autos dann sogar automatisch an zu „segeln“. Das Fahrzeug hält also das Tempo oder rollt möglichst weit aus. Echte Sprit-Sparfüchse haben dafür früher ausgekuppelt und die Zündung ausgeschaltet, sobald es bergab ging. Das war nicht ungefährlich, weil bei einem Fehler auch das Lenkradschloss einrasten und die Servolenkung oder Bremskraftunterstützung ausfallen konnte. Neue Start-Stop-Systeme mit Segelfunktion bewahren Autofahrer heute davor. Erkennt das Fahrzeug den Segel-Wunsch, wird der Motor automatisch vom Antriebsstrang abgekoppelt. Erst wenn der Fahrer das Gaspedal wieder antippt, springt der Motor erneut an. Servolenkung und Bremse funktionieren dabei natürlich jederzeit weiter.

Bremsen – aber mit Gefühl!

Manchmal reicht reines Ausrollen aber nicht. Dann liegt im richtigen Bremsen ein weiterer Schlüssel zum Spritsparen. Auch hier kommt es wieder auf den Dreiklang aus Physik, Fahrer und Technik an. Es gilt, die Energie, die bei der Beschleunigung in Bewegungsenergie umgewandelt wurde, möglichst lang und sinnvoll zu nutzen. Dazu zählt, vor der roten Ampel frühzeitig vom Gas zu gehen. In Zukunft ist das vielleicht gar nicht mehr nötig. Dann nämlich, wenn die Ampel dem Auto verrät, dass sie gleich wieder grün ist.

Rekuperieren können nicht nur Elektro- oder Hybridfahrzeuge

Manchmal hilft jedoch alle Voraussicht nichts: Es muss gebremst werden. Bei allen Fahrzeugarten gilt: Nicht auf den letzten Meter! Hybride profitieren jedoch vom „regenerativen Bremsen“, also der Rekuperation. Ähnlich wie beim Dynamo wird aus der Bewegungsenergie beim Bremsen Strom erzeugt. Der wird in der Batterie gespeichert und bei der Beschleunigung wieder genutzt. Die Effektivität ist verblüffend: 60–80 Prozent der Bewegungsenergie können zurückgewonnen werden. Das Verfahren ist allerdings nicht mehr nur Voll-Hybriden und Elektroautos vorbehalten. Es funktioniert auch im nahezu konventionellen Verbrenner. Dafür müssen wie in der C-Klasse Anlasser und Lichtmaschine durch einen Startergenerator ersetzt werden. Der darin verbaute Elektromotor kann ebenfalls rekuperieren und den Verbrenner beim Beschleunigen unterstützen. Der Fahrer bekommt davon meist gar nichts mit.

Schnell und effizient unterwegs mit Elektroautos

Übrigens: Mehr als 300 PS in der Mittelklasse und einen Verbrauch von unter 1,6 Liter auf 100 Kilometer – das gibt es schon. Bei E-Autos, denn sie nutzen viel effizientere Motoren. So liegt der Verbrauch des Tesla Model 3 inklusive Ladeverluste bei etwa 14 kWh. Das entspricht ziemlich genau dem Energiegehalt von etwa 1,5 Litern Diesel.