26.03.2018

SUV, Kombi oder Van? – Konzeptfrage

SUVs boomen. Einige Hersteller verzichten ihretwegen sogar auf einen Van. Doch eignen sich die Hochbeiner auch für Familien? Wir überprüfen die Familientauglichkeit von SUV, Kombi und Van.

Schon mal versucht, für eine Familie das richtige Auto zu finden? Ein schier unlösbares Unterfangen! Denn während der Vater auf den SUV abfährt, steigt die Tochter nur bei einer bestimmten Marke ein und die Mutter verfällt am Ende doch wieder dem knuffigen Fiat 500 mit Schiebedach und Zweitonlackierung. Zu viel Klischee? Das haben wir auch gedacht und deshalb die „Checkliste Familienautos“ entwickelt.

Voll bepackt mit zwei Kindersitzen, Dreirad, Puppenwagen und unterschiedlich großen Koffern machen wir uns an einem grauen Wintertag auf den Weg ins Renault Autohaus von der Weppen. Denn genauso grau wie das Wetter ist auch die Theorie. Vor Ort wollen wir ganz praktisch überprüfen, wie sich die Fahrzeuge so schlagen, wenn die Familie mal eine kleine Reise plant.

Die Fahrzeugkonzepte im Vergleich

Drei Fahrzeuge und vor allem Fahrzeugkonzepte hatten wir bereits im Vorfeld ins Auge gefasst und vermessen: den Mégane Grandtour, in unserem Vergleich übernimmt er die Rolle des klassischen Kombis. Den Grand Scénic, ein Familienvan, den es mittlerweile auch schon in der vierten Generation gibt. Sowie den Koleos, Renaults aktuellen SUV-Bestseller.

In vier Kategorien mussten sich die Fahrzeugkonzepte bewähren. Für den Sieg in einer Kategorie gab es drei Punkte, für den zweiten und dritten Platz jeweils einen Punkt weniger.

Gleich in der ersten Kategorie „Stauraum“ dann die Überraschung: Zwar wirkt der SUV von außen am größten. Doch tatsächlich ist der Grand Scénic drei Zentimeter breiter. Das merken wir beim Einbau der Kindersitze sofort. Drei passen übrigens in keines der Fahrzeuge nebeneinander.

Entscheidend für die Familie: Stauraum

Der Sieg in der Kategorie Stauraum geht also – nicht ganz überraschend – an den Van. Denn der Grand Scénic überzeugt nicht nur mit dem größten Ladevolumen (min. 718 Liter/max. 1901 Liter), sondern auch mit der bequemsten Beladung: Der Ladeboden des Koleos (663 l/1667 l) ist ungewohnt hoch. Beim Mégane stört die breite Stoßstange, da sind schmutzige Hosen bei schlechtem Wetter vorprogrammiert. Verglichen mit den Außenmaßen überrascht der Kombi uns allerdings mit dem, was tatsächlich reingeht. Geschicktes Stapeln vorausgesetzt, ist im Mégane Grandtour genügend Platz für den Urlaub mit der vierköpfige Familie. Sehr bequem: Bei allen drei Fahrzeugen lässt sich die Rücksitzbank vom Kofferraum aus umklappen, egal ob elektrisch (Scénic) oder mechanisch (Koleos, Mégane). Die drei Punkte für den Testsieg in der ersten Kategorie schnappt sich der Scénic, zwei Punkte gibt es für den Koleos, einen für den Mégane.

Wie sieht es mit der Variabilität aus?

Nächste Kategorie: „Variabilität“. Unter der Woche reicht der Kombi, am Wochenende wäre der SUV für den Ausflug an den See perfekt – aber zwischendrin sollen auch mal alle Freundinnen der Jüngsten mitkommen? Dann wäre wohl ein Transformer das Richtige, also ein Fahrzeug, das sich verwandeln kann. Bis es das zu kaufen gibt, müssen sich Familien für ein Fahrzeugkonzept entscheiden. Nach unserem Härtetest im Autohaus ist klar: Auch was die Variabilität angeht, kommen weder Kombi noch SUV an den Van ran: Einerseits gibt es nur beim Grand Scénic für 800 Euro Aufpreis eine dritte Sitzreihe. Andererseits lässt sich die Rücksitzbank auch in Längsrichtung verschieben. Damit wächst, je nach Bedarf, der Kofferraum oder der Komfort für die hinteren Passagiere. Die Sitzbank lässt sich jedoch auch bei ihm nicht einfach herausnehmen. Doch auch der Kombi überrascht mit ausreichend Kniefreiheit hinten, denn gegenüber der Limousine hat Renault beim Grandtour den Radstand verlängert. Weil der Koleos aber insgesamt ein luftigeres Raumgefühl vermittelt und problemlos auch mal ein Mountainbike schluckt, zieht er noch am Kombi vorbei: drei Punkte für den Van, zwei für den SUV, einen für den Kombi.

Der Wunsch nach Sicherheit

Doch nicht nur praktisch sollen Familienautos sein. Mit dem Familienzuwachs wächst bei vielen Eltern auch das Bedürfnis nach Sicherheit. Wie es um sie bestellt ist, prüfen wir deshalb in der dritten Kategorie. Gut, dass Renault allen drei Modellen sechs Airbags serienmäßig spendiert. Auch was die Crash-Sicherheit angeht, gibt es nur Positives zu vermelden: Denn sowohl Mégane als auch Grand Scénic und Koleos haben beim EuroNCAP-Crashtest jeweils mit fünf Sternen die Bestnote erreicht. Doch Unterschiede gibt es trotzdem: Bei der Bewertung der Crash-Sicherheit für Kinder schnitt der Mégane im Crashtest am besten ab, vor Scénic und Koleos. Im Alltag kommt es aber auch auf die kleinen Details an: Der Einklemmschutz an den Fenstern ist ohnehin Standard. Bei Familienautos sollten sich aber Fenster und Türen vom Fahrer­sitz aus sperren lassen. Letzteres geht bei den drei Fahrzeugen leider nur manuell an den Türinnenseiten. Nicht zuletzt weil Renault dem Van aber auch auf dem Beifahrerplatz Isofix spendiert, geht der Sieg an ihn. Zwei Punkte gibt es, vor allem aufgrund der Crashtest-Ergebnisse, für den Kombi, einen für den SUV.

Die großen und kleinen Details

Nun zu den großen und kleinen Details: Aufklappbare Tische an den Rücklehnen der Vordersitze, in die Seitentür verbaute Verdunklung, ein großes Fach in der Mittelkonsole. Nur der Grand Scénic kann mit solchen Features aufwarten. Zwar gibt es im Koleos beispielsweise Becherhalter und Ablagen in der mittleren Armlehne. Nur lässt sich diese, sobald zwei Kindersitze montiert sind, nicht mehr herausklappen. Und an die Gepäcknetze an den Rücksitzen kommen kleine Kinder erst gar nicht ran. Im Van sind die kleinen Tischchen an den Vordersitzen dagegen einfach zu erreichen. Kein Wunder also, dass auch hier die volle Punktzahl an den Van geht. An vielen Ecken und Enden merkt man einfach, dass das Auto für Familien gedacht ist. Da können weder Kombi noch SUV (beide zwei Punkte) mithalten.

Fazit: Auch wenn SUVs oft flotter aussehen als Vans, für Familien sind die Vans immer noch erste Wahl. Ziemlich überlegen gewinnt der Grand Scénic unseren Konzeptvergleich (12 Punkte). Doch weder SUV (7) noch Kombi (6) müssen sich verstecken. Als Familienauto funktionieren alle – und ganz so vernünftig wie mit unserer Checkliste ist die Kaufentscheidung meist ja doch nicht.

Die technischen Daten im Überblick (pdf)

Checkliste für den Kauf eines Familienautos (pdf)