26.05.2017

Assistenzsysteme – Unfallursache Mensch

Durchschnittlich alle 13 Sekunden kracht es auf Deutschlands Straßen. Moderne Assistenzsysteme können viele Unfälle verhindern.

Es passiert so schnell: Ein Verkehrsschild übersehen, beim Einfahren auf die Straße nicht richtig geschaut, zu dicht aufgefahren und dann zu spät gebremst – schon kracht es. An über 90 Prozent der Verkehrsunfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, haben Menschen Schuld. Bei acht Prozent sind nicht Fahrfehler ursächlich, sondern etwa unwägbare Wetterverhältnisse. Nur ein Prozent aller Verkehrsunfälle passiert wegen technischer Mängel.

Die „Schwachstelle Mensch“ ist erkannt und es gibt bereits Möglichkeiten, diesen Risikofaktor zu verringern. Vor allem für die vier häufigsten Fahrfehler gibt es gute Assistenzsysteme, die in vielen Autos bereits serienmäßig eingebaut sind oder zumindest auf der Aufpreisliste stehen.

Fahrfehler 1 – Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren

Die meisten Fahrfehler passieren innerorts. Der Autofahrer muss sich auf viele Dinge gleichzeitig konzentrieren: Andere Autos wechseln die Spur und kommen aus Seitenstraßen, bremsen plötzlich bei der Parkplatzsuche, Fußgänger und Radfahrer beanspruchen ihren Platz auf der Straße. 18 Prozent der Fahrfehler, die Unfälle mit Personenschaden nach sich ziehen, passieren beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Ausfahren. Helfen kann hier beispielsweise der Spurwechselassistent. Denn kleine Autos können ganz im toten Winkel verschwinden, auch Motorrad- oder Fahrradfahrer werden wegen ihrer schmalen Silhouette beim Blick in den Seitenspiegel leicht übersehen. Der Assistent überwacht mittels Umfeldsensoren den Bereich neben und hinter dem Auto. Blinkt der Fahrer, warnt das System über eine Anzeige im Seitenspiegel. Da viele Autofahrer den Blinker nicht immer setzen, gibt es auch schon Systeme, die grundsätzlich anzeigen, wenn beim Fahrspurwechsel Gefahr droht. Beim Rückwärtsfahren sorgt die Rückfahrkamera für den richtigen Durchblick. Der gesamte Bereich hinter dem Auto wird gezeigt, deutlich mehr, als mit dem Schulterblick allein jemals möglich wäre. Auch niedrige Poller werden dank Kamera nicht mehr übersehen, farbige Linien zeigen an, wohin das Auto fährt.

Fahrfehler 2 – Missachten der Vorfahrt

Rund 17 Prozent der Unfälle mit Personenschaden geschehen, weil die Vorfahrt missachtet wurde. In so einem Fall ist schnelles Reagieren angesagt, dabei unterstützt der Notbremsassistent, der nicht nur viel schneller reagiert als der Autofahrer, sondern auch gleich mit voller Kraft und nicht nur halbherzig in die Eisen steigt. Der Assistent erkennt kritische Situationen, in denen ein Auffahrunfall droht, und warnt den Fahrer frühzeitig, sodass wertvolle Zeit zum Reagieren bleibt. Außerdem berechnet der Assistent, wie stark das Fahrzeug abgebremst werden muss, damit die Kollision vermieden werden kann. Bremst der Fahrer nicht stark genug, erhöht der Assistent den Bremsdruck. Wenn ein Unfall als unvermeidbar erkannt wird, bremst das System automatisch stark ab, so wird die Geschwindigkeit und somit die Aufprallenergie deutlich reduziert. Das Auto wird auf die Kollision vorbereitet, Airbags, Sicherheitsgurte und Kopfstützen optimal eingestellt. Nehmen Autofahrer Radlern die Vorfahrt und es kommt zur Kollision, sind die Folgen oft dramatisch. Bei Dunkelheit kann der Nachtsichtassistent helfen, der mit einer Infrarotkamera die Straße beobachtet und Menschen – auch dunkel gekleidete – wie Tiere kontrastreich darstellt.

Fahrfehler 3 – Zu geringer Abstand

In 16 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden ist die Unfallursache zu geringer Abstand. Der Abstandsregler passt die Geschwindigkeit automatisch an den Verkehrsfluss an und sorgt dafür, dass der notwendige Abstand zum Vorausfahrenden eingehalten wird. Im Stau bremst er bis zum Stillstand ab. Fährt der Vorausfahrende innerhalb weniger Sekunden los, folgt das eigene Auto automatisch. Ist die Standzeit länger, bedarf es eines kurzen Antippens des Gaspedals, um wieder in den geregelten Modus zu kommen.

Fahrfehler 4 – Nicht angepasste Geschwindigkeit

Bei zwölf Prozent der Unfälle mit Personenschaden war mindestens eines der beiden Fahrzeuge mit nicht angepasster Geschwindigkeit unterwegs. Hier unterstützt beispielsweise der Verkehrszeichenassistent. Dieser elektronische Helfer hat die gültige Höchstgeschwindigkeit immer im Blick und blendet sie im Tacho oder Fahrzeugdisplay ein. Es gibt inzwischen auch Systeme, die so geschaltet werden können, dass sie die maximale Geschwindigkeit automatisch einhalten. So können nicht nur Unfälle, sondern auch so manche Knöllchen vermieden werden. Auch der Limiter, wobei die maximale Geschwindigkeit eingestellt wird, hilft dabei, eine angemessene Geschwindigkeit beizubehalten.