27.03.2024

Gebrauchtwagen bis 10.000 Euro – Wie gut ist günstig?

Mehr als 18.000 Euro geben deutsche Gebrauchtwagen-Käufer im Durchschnitt aus. Und was ist, wenn die Hälfte reichen muss? Auch dafür gibt es gute Autos. Aber sie stehen nicht an jeder Ecke.

Willkommen in der Welt der sachlichen Autos. Das ist das Wichtigste, was Käufer über Gebrauchte unter 10.000 Euro wissen müssen: Es geht in dieser Klasse nicht um Eitelkeiten und Wow-Effekte, doch wer ein vernünftiges Transportmittel für die nächsten vier bis sechs Jahre sucht, der kann hier gut fündig werden. Allerdings fordert die Suche etwas Wissen und Geduld.

In dieser Preisklasse kaufen viele ein

Neben Fahranfängern und preissensiblen Käuferinnen und Käufern aller Altersklassen sind auch Überbrücker dabei, die mit einem günstigen Verbrenner abwarten wollen, bis gebrauchte E-Autos erschwinglich werden. Und Schnäppchenjäger, die Freude am Sparen haben, obwohl sie sich auch einen Neuen leisten könnten.

Je kleiner das Auto, desto größer das Angebot

Ein durchschnittlicher Neuwagen kostet aktuell rund 45.000 Euro, das wirkt sich auf die Gebrauchtwagen-Preise aus. Zwar sind Kleinwagen und Kompakte als gute Gebrauchte unter 10.000 Euro leicht zu finden, doch schon bei gepflegten Mittelklasse-Typen wird die Luft dünn.

Modelle wie der Audi A4 oder die Mercedes C-Klasse fahren in dieser Preisklasse allenfalls mit Stufenheck vor, nicht als gesuchter Kombi. Und wenn, dann ist meistens der Zustand zu schlecht.

Auch propere Vans sind unter 10.000 Euro so selten wie Schnee im Mai, ebenso wie SUV oder Business-Modelle wie Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse.

Ältere Vorbesitzer – junggebliebene Autos

Die vertrauenswürdigsten Gebrauchten unter 10.000 Euro sind typische Seniorenautos wie VW Golf Plus, Mercedes A-Klasse, Honda Jazz oder Toyota Auris. Kleinere Benzinmotoren und oft auch Automatik zeigen, dass es den Vorbesitzern nicht um die Freuden der Fahrdynamik ging.

Das gilt mit etwas Glück auch für Kleinstwagen wie VW Up oder Škoda Citigo. Die gehören im Alter von fünf bis sieben Jahren zu den jungen Gebrauchten der vierstelligen Preisklasse, wurden jedoch oft als Pizzataxi oder beim Pflegedienst im Stadtverkehr strapaziert.

Die Sicht der Händler

Es gibt auch Schnäppchen von privat, mitunter sind die Anbieter aber getarnte Hobbyhändler, die sich um die Gewährleistung drücken wollen.

Professionelle Händler müssen dagegen für Mängel geradestehen, die zum Zeitpunkt des Kaufs vorhanden sind. Und anders bei privaten Angeboten lässt sich die Seriosität eines gewerblichen Anbieters schon anhand seiner Kundenbewertungen im Internet einschätzen.

Mitunter reagieren Händler jedoch mit Zurückhaltung, wenn der potenzielle Käufer zu weit entfernt wohnt. Die räumliche Distanz verkompliziert das Nachbessern möglicher Mängel, zu dem er als Anbieter verpflichtet ist.

Die häufigsten Mängel

„Viele Autos der Nullerjahre machen weniger Ärger als die Elektronik aktueller Modelle“, sagt Andreas Kreutziger, ein alteingesessener Händler aus Hamburg, dessen Firma seit 1969 besteht.  

Einen tiefen Einblick in die Langzeit-Qualität ermöglicht die Statistik der Prüforganisation GTÜ, die während der Hauptuntersuchungen die Mängelanzahl pro 100 Autos einer Modellreihe ermittelt. Die Mängelstatistiken der verschiedenen Fahrzeugkategorien haben wir in Tabellenform für Sie zusammengestellt:

Beruhigend: Oft handelt es sich um überschaubare Fehler wie etwa defekte Rückleuchten oder verschlissene Bremsscheiben. Technische Schwächen wie Motor- oder Getriebeschäden erfasst die GTÜ-Statistik allerdings nicht.

Dass z. B. bei manchen BMW im Alter die Kettenspanner des Motors schwächeln und einzelne Audi-Motoren zu absurd hohem Ölverbrauch neigen, lässt sich in den Tiefen des Internets recherchieren: Zu fast jedem Modell gibt es Foren, denen keine Schwachstelle entgeht.

Preise vergleichen lohnt sich

Die Händler lassen sich das Gewährleistungs-Risiko bezahlen, daher liegen ihre Preise um mindestens zehn Prozent über privaten Angeboten.

Auch verblüffen ältere, aber besonders gut erhaltene Autos oft mit ihrer Preisstabilität: „Eine seniorengepflegte A-Klasse mit originalen 50.000 Kilometern geht auch im Alter von 15 Jahren noch für 9000 Euro und mehr weg“, sagt Ralph Wülfing, ein Hamburger Spezialist für gebrauchte Mercedes.

Am besten lässt sich das aktuelle Preisniveau über die großen Gebrauchtwagen-Börsen im Internet recherchieren: Die Suchfunktion dort ermöglicht präzise Vergleiche. 

Vor Ort beim Händler

Auf dem Kiesplatz stehen günstige Gebrauchte meist nicht so geleckt da wie beim Markenhändler, doch schiefe Karosserie-Spaltmaße und auf Anhieb sichtbare Lackunterschiede sind auch in der unteren Preisklasse nicht akzeptabel.

Bei der Probefahrt sollte das Fahrzeug u. a. sauber geradeaus laufen und keine ungewöhnlichen Geräusche von sich geben.

Eine detaillierte Checkliste für Besichtigung und Probefahrt sowie viele weitere Tipps rund um den Autokauf und -verkauf inklusive Checklisten und Musterverträgen finden Sie im ACE-Gebrauchtwagen-Ratgeber.

Die Fahrzeuggeschichte

Ein lückenlos geführtes Serviceheft vom Markenhändler ist bei älteren Gebrauchten die Ausnahme, eine halbwegs durchgängige Wartungshistorie dürfen Käufer aber erwarten.

Es lohnt sich, darüber hinaus auch nach anderen Reparaturbelegen und HU-Berichten zu fragen. Beides belegt im Zweifel, ob der Kilometerstand plausibel ist.

Zudem sollte die gesamte Vorgeschichte des Autos nachvollziehbar sein – bei mehr als zwei Vorbesitzern am besten durch das Vorliegen früherer EU-Zulassungsbescheinigungen Teil II („Fahrzeugbrief“). 

Die Finanzierung

Fast alle professionellen Händler arbeiten mit spezialisierten Kreditbanken zusammen, doch der Internet-Vergleich oder auch die Rückfrage bei der Hausbank können sich lohnen: Die Zinsen für einen 8000-Euro-Kredit mit 48 Monaten Laufzeit schwanken aktuell je nach Anbieter zwischen 1,9 und 8,6 Prozent.

10 Typen, die gut altern

Die Prüforganisation GTÜ veröffentlicht regelmäßig, welche Modelle bei der Hauptuntersuchung besonders gut abschneiden. Erstaunlich: Selbst in der Klasse der über Neunjährigen gibt es Dauerläufer, die es auf weniger als 20 Mängel pro 100 Fahrzeuge bringen. Hier die Top 10 aus Kleinwagen, Kompakten und Mittelklasse:
1. Subaru Legacy (18,05 Mängel/100 Autos)
2. VW Golf VII (18,93 Mängel/100 Autos)
3. Toyota Yaris (20,03 Mängel/100 Autos)
4. Honda Jazz (20,73 Mängel/100 Autos)
5. Toyota Auris (25,41 Mängel/100 Autos)
6. Skoda Citigo (25,69 Mängel/100 Autos)
7. Audi A1 (25,79 Mängel/100 Autos)
8. Volvo S60/V60 (25,86 Mängel/100 Autos)
9. Audi A4 (26,09 Mängel/100 Autos)
10. Mercedes A-Klasse (26,48 Mängel/100 Autos)

Das können Sie für 10.000 Euro erwarten

• Klein- und Kompaktwagen mit Laufleistungen unter 150.000 km
• Transparente und seriöse Vorgeschichte
• Wartungshistorie ohne große Lücken
• Kauf beim Händler: Gewährleistung, mitunter Garantie
• Zwei Jahre TÜV
• Keine offensichtlichen Mängel
• Kaum noch Wertverlust

… und das nicht unbedingt

• Autos unter acht Jahren
• Gut erhaltene SUV und Modelle ab Mittelklasse aufwärts
• Viel Spielraum für Preisverhandlungen
• Umweltfreundliche Diesel
• Lückenloses Wartungsheft von der Markenwerkstatt
• Vollausstattung
• Große Auswahl
• Reparaturrisiko gegen null