10.03.2016

Hauptstadtflughafen – Zweifel an Starttermin

Die Zeit für den neuen Großflughafen wird immer knapper. Zwar geht die Sanierung des neuen Terminals voran, doch Unterlagen dazu müssen nachgebessert werden. Die fünfte Verschiebung liegt in der Luft.

Am neuen Hauptstadtflughafen gerät der Zeitplan zur geplanten Eröffnung 2017 immer stärker unter Druck. Das Bauordnungsamt fordert weitere Nachweise sowie Nachbesserungen an den Unterlagen zum Umbau der Brandschutzanlage. Das könnte auch zusätzliche Bauarbeiten im Terminal nach sich ziehen, wie aus einem internen Schreiben des Flughafen-Technikchefs Jörg Marks hervorgeht. Darüber berichtete zuerst "Der Tagesspiegel" (Mittwoch).

Ministerium erwartet Termintreue

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte: "Wir erwarten, dass die Geschäftsführung des Flughafens ihren Ankündigungen was die Eröffnung betrifft, nachkommt." Sie hatte sich auf das Ziel eines Starts im zweiten Halbjahr 2017 festgelegt. Etwa vier Monate dieses sechsmonatigen Zeitpuffers sind jedoch verbraucht. "Der Bund hat höchstes Interesse daran, dass der BER zügig in Betrieb geht."

In Marks' Schreiben heißt es: "Im Ergebnis der Nachsimulation könnte jetzt ein etwas höheres Restbausoll entstehen." Grundsätzlich gehe das Amt aber von einer Genehmigungsfähigkeit der Unterlagen aus, betont der Technikchef. Wie viel Verzug jetzt entstehen könnte, ist noch offen. Dazu liefen nun Gespräche, sagte ein Flughafensprecher. In der vergangenen Woche hatte Marks noch einen Start Ende Oktober 2017 für machbar erklärt.

Bereits vier Mal verschoben

Die Eröffnung des drittgrößten deutschen Flughafens war in den vergangenen Jahren wegen Planungsfehlern, Baumängeln und Technikproblemen vier Mal verschoben worden. Ursprünglich sollte der Willy-Brandt-Flughafen im Oktober 2011 an den Start gehen. An diesem Freitag tritt der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung zusammen, die jedoch eigentlich einberufen worden war, um den Standort des künftigen Regierungsterminals zu klären.

Die Brandenburger Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) sagte: "Ich denke, dass die Zeitplanung Ende 2017 nach wie vor machbar ist." Die verlangten Nachbesserungen seien "nicht so ungewöhnlich," Die CDU Opposition im Brandenburger Landtag fordert eine Sondersitzung des Flughafen-Ausschusses. Die Berliner Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop forderte, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) als Aufsichtsratschef am Freitag für Klarheit sorge.

Verzögerungen durch Nachtrag

Der Flughafen hatte Mitte Februar mit mehrmonatiger Verspätung einen umfangreichen Nachtrag zum Bauantrag beim Bauordnungsamt eingereicht. Die Papiere regeln zahlreiche Umbauten im Terminal. Auf diese Unterlagen beziehen sich die Nachforderungen der Behörde. Marks hofft, nicht alle Änderungen bis zur Eröffnung abarbeiten zu müssen. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Behörde den Nachtrag im April genehmigt. Dann wollte er einen konkreten Eröffnungstermin nennen.

Im Streit um den Regierungsflughafen erneuerte der Bund am Freitag seine Kritik an Mühlenfeld. Der Manager hatte den Mietvertrag für einen Interimsstandort des Regierungsterminals gekündigt, den der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr verworfen hatte. Das Verkehrsministerium beharrt jedoch darauf, dass die Kündigung überraschend und ohne Information der Gremien kam. "Dieses Vorgehen ist inakzeptabel", sagte der Sprecher.