28.03.2022

Kindertransport mit dem Fahrrad – Mit Kind und Radel

Wer den Nachwuchs auf dem Fahrrad transportieren möchte, hat vom klassischen Kindersitz bis zum Lastenrad mehrere Möglichkeiten. Welches die geeignetste ist, hängt von Alter und Anzahl der Kinder ab. Auch bei der Sicherheit gibt es Unterschiede.

Die Mitnahme von Kindern auf dem Fahrrad kann eine umweltfreundliche Alternative zum Transport mit dem Auto darstellen. Doch sie erfordert Eingewöhnung. Vor dem Kauf empfiehlt sich deshalb eine Probefahrt – am besten mit dem Nachwuchs. Bis zu vier Knirpse können zum Beispiel in Transportboxen von Lastenrädern mitfahren – das ist Großfamilien-kompatibel! Der Kindertransport mit dem Fahrrad ist aber noch vielfältiger, wie der Überblick zeigt:

Der Kindersitz – preiswert und beliebt

Immerhin jeder Zehnte unter den Radfahrern in Deutschland nimmt mehrmals im Monat ein Kind mit. Am beliebtesten ist mit Abstand der klassische Kindersitz, der bei der Hälfte aller Kindertransporte (50 Prozent) zum Einsatz kommt. Das ergibt der „Fahrrad Monitor 2021“, eine repräsentative Umfrage des Bundesverkehrsministeriums.

Tipps für Kindersitz-Kauf und Montage

  • Meist für Kinder zwischen 9 und 22 Kilo ausgelegt.
  • Eine ausreichend hohe Rückenlehne mit seitlichen Wangen stützt den Kopf sicher ab, auch wenn das Kind im Sitz einschläft.
  • Polster und Fünfpunktgurte sorgen für Komfort und Sicherheit. 
  • Anpassbare Fußstützen mit Fußriemen verhindern, dass die kleinen Kinderfüße in die Speichen geraten.
  • Die DIN EN 15433 regelt die wichtigsten Sicherheitskriterien, zu erkennen an einer Art Typenschild.
  • Bei Montage am Sitzrohr schwingt das Gestell mit und bietet Federungskomfort. Wird der Sitz fest am Gepäckträger montiert, bekommt das Kind jeden Schlag mit.
  • Möglichst hinten anbringen: Bei Sitzen, die vor dem Fahrer montiert werden, ist das Kind Fahrtwind und auch größeren Verkehrsrisiken ausgesetzt.

 Vorteile:

  • Günstiger Preis ab etwa 100 Euro

Nachteile:

  • Kippgefahr beim Reinsetzen und Rausnehmen des Kindes aufgrund des Mehrgewichts
  • Veränderte Fahreigenschaften durch höheren Schwerpunkt - kann wackelig und instabil werden
  • Kind außerhalb des Blickfelds: Abhilfe kann ein Rückspiegel schaffen

Der Kinderanhänger – flexibel und langlebig

Im Fahrrad-Monitor rangieren Anhänger mit einem Anteil von zwei Fünfteln (39 Prozent) als zweitbeliebteste Transportform für Kinder. Und sie sind dank des E-Bike-Booms immer mehr im Kommen. Die elektrischen Zusatzwatt des Pedelecs machen das Schleppen zum Kinderspiel.

Tipps für Anhänger-Kauf und Sicherheit

  • Die meisten Anhänger sind für 40 Kilo Zuladung ausgelegt, d. h. bis zu zwei Kinder plus Gepäck.
  • Ausstattung ab Werk: in der Regel zwei Sitze mit Gurten, Wetterschutz gegen Regen und Wind, geschlossener Käfig mit Überrollbügel
  • Eine gute Federung dämpft Stöße ab und verhindert so Haltungsschäden
  • Technische Voraussetzung: Fahrräder müssen vom Hersteller für Anhänger freigegeben sein, weil Bremsen und Gabel besonders beansprucht werden
  • Auf gute Bremsen beim Zugfahrrad achten
  • Gesamtgewicht des Fahrrads beachten: i. d. Regel um die 130 kg, teilweise auch 150 oder sogar 180 kg
  • DIN EN 15918 bündelt wichtige Sicherheitsanforderungen
  • Ein zusätzliches Rücklicht am Anhänger und ein Signalwimpel an einer langen Stange machen das Gespann auch für Autofahrer besser sichtbar
  • Faltbare Anhänger lassen sich auch im Kofferraum verstauen

Vorteile:

  • Größeres Platzangebot und bequemer für die Kinder, vor allem auf längeren Touren
  • Transportmöglichkeiten schon für Kleinkinder in entsprechenden Babyschalen
  • Flexibilität: kann an verschiedene Fahrräder angekuppelt werden und verwandelt sich mit Zusatzrädchen in einen Buggy oder Baby-Jogger
  • Stabileres Fahr- und Bremsverhalten als beim Kindersitz
  • Geringe Sturzgefahr

Nachteile:

  • Relativ teuer: ab ca. 500 Euro, aber geringer Wertverlust
  • Hoher Kraftaufwand
  • Großer Wendekreis und damit umständliches Rangieren
  • Hoher Platzbedarf beim Abstellen

Das Lastenrad – vielfältig und robust

Lastenräder fahren laut Fahrrad-Monitor mit einem Anteil von einem Fünftel (21 Prozent) bei den beliebtesten Kinder-Transportformen auf Bronzekurs.

Lastenrad-Typen:

  • Klassische Ausführung: zweispuriges Dreirad mit Transportbox zwischen den Vorderrädern, die sich besonders für den Transport von Babyschalen eignet, teilweise sogar mit Isofix-Vorrichtung
  • Long John: einspurige Lastenräder mit Ladefläche zwischen Lenker und dem meist kleinen Vorderrad; besonders geeignet für den Transport von Babyschalen, teilweise auch mit Isofix-Haltebügeln
  • Long Tail oder Backpacker: einspurige Lastenräder mit verlängertem Gepäckträger hinten, der als Plattform mit verschiedenen Aufbauten, beispielsweise zwei Kindersitze hintereinander, einer Sitzbank für Kinder ab sieben Jahren oder mit einer Kombination aus beidem, bestückt werden kann - und so "mitwächst".
  • diverse Mischformen

Die Lastenrad-Typen im Vergleich

Long John-Modelle, aber auch Long Tails fahren zudem agiler als die schwerfälligeren zweispurigen Lastenräder. In beiden hat der Nachwuchs die spannendere Sicht nach vorn statt auf den Erwachsenenrücken, und Mama und Papa haben die Kleinen im Blick.

Tipps für den Lastenrad-Kauf und für unterwegs

  • Langfristige Nutzung – auch wenn die Kinder nicht mehr mitfahren - als "Lastenesel" bedenken – oder Wiederverkauf einplanen
  • Preis: ab 2000 Euro, als Pedelec ab 5000 Euro
  • Je tiefer der Schwerpunkt, desto besser die Fahreigenschaften
  • Bitte anschnallen!: Durch herumtollende Kinder in der Kiste werden die Fahreigenschaften instabil
  • Parkstütze (meist Doppelfußständer) für sicheres Ein- und Aussteigen bzw. Herein- und Herausheben
  • Kinderaufbauten mit Knautschzone auf Basis technischer Schaumstoffe bieten einige Hersteller an
  • Nicht zu empfehlen: Kisten aus Holz, die bei einem Aufprall splittern können und keine Energie absorbieren, sowie starre geschweißte Gitterrohrrahmen

Gut zu wissen: Die Rechtslage

Wer Kinder auf dem Fahrrad mitnehmen möchte, muss mindestens 16 Jahre alt sein. Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) schreibt vor, dass der Nachwuchs nicht älter als 7 Jahre alt sein darf, wenn er in für den Kindertransport vorgesehenen Kindersitzen und Anhängern (maximal zwei Kinder) mitfährt. Allerdings können auch ältere Personen transportiert werden, wenn das Fahrrad oder Pedelec dafür gebaut und eingerichtet ist (§ 21 Abs. 3 StVO) – das können zum Beispiel Lastenfahrräder mit entsprechenden Sitzgelegenheiten sein. Sichergestellt muss in jedem Fall sein, dass „Radverkleidungen oder gleich wirksame Vorrichtungen“ vorhanden sind, damit die Mitfahrenden vor den rotierenden Speichen geschützt sind.

Weitere Tipps rund um Fahrrad und Pedelec

Viele interessante Informationen finden Sie auf unseren Ratgeber-Seiten zum Thema Fahrrad und Pedelec.

Wenn Sie Ihr Fahrrad mit dem Auto transportieren möchten, können Sie zwischen verschiedenen Systemen wählen. Lesen Sie hierzu unseren Artikel "Fahrradtransport – So fahren Räder sicher Auto"