29.08.2023

Wie es zu Geisterfahrten kommt und was im Notfall zu tun ist

Auch gut durchorganisierte Verkehrssysteme können Geisterfahrten nicht verhindern. Wir erläutern die Gründe und geben Tipps für den Fall der Fälle.

Immer wieder wird im Radio vor Falschfahrern auf Autobahnen gewarnt. Wohl nicht wenige Zuhörer werden sich dabei die Frage stellen, wie der Geisterfahrer in diese Situation geraten konnte.

Genau mit dieser Frage hat sich ein Forschungsprojekt der Unfallforschung der Versicherer (UDV) beschäftigt und als Hauptgründe Demenz und Verwirrtheit sowie häufig auch bewusste Entscheidungen als ursächlich herausgefunden.

Oft sind ältere Menschen als Falschfahrer unterwegs

Demnach lassen sich mehr als 40 Prozent der Falschfahrten auf Menschen zurückführen, die älter als 75 sind. Weit überwiegend handelt es sich dabei um Männer. Die Forscher vermuten, dass in dieser Altersgruppe vorwiegend Männer sich trauen, weiterhin Auto zu fahren. In der Altersgruppe waren Demenz und Verwirrtheit das herausragende Problem.

Absichtlich in die falsche Richtung

In vielen Fälle haben sich Falschfahrer jedoch bewusst für die Gegenrichtung entschieden. Gut jeder Dritte wendete dabei im fließenden Verkehr.

Bei Senioren führte meist Verwirrtheit in die falsche Richtung.

Junge Falschfahrer waren hingegen meist auf der Flucht oder in suizidaler Absicht unterwegs.

Bei rund einem Fünftel der Fälle spielte auch Alkohol, oft als Begleitumstand, eine Rolle.

Was Falschfahrten verhindern könnte

Angesichts der Gründe für Falschfahrten glaubt der UDV, dass bessere Linienführung oder Stopp-Hände-Schilder wie in Österreich nur in seltenen Fällen Falschfahrten verhindern werden.

Vielversprechender, aber teuer und in Hinblick auf Rettungswagenfahrten auch problematisch, sind automatisch ausfahrende Krallen an Anschlussstellen.

Technische Unterstützung gegen Geisterfahrten

Langfristig betrachtet als besonders vielversprechend gelten hingegen Notbremsfunktionen in den Autos, die mithilfe von GPS und Verkehrszeichenerkennung eine Falschfahrt erkennen und stoppen.

Kurz- und mittelfristig könnten zudem optimierte Verkehrsfunkinformationen und App-Lösungen die übrigen Verkehrsteilnehmer vor Falschfahrern besser warnen.

Tipps für das richtige Verhalten

Wenn ein Geisterfahrer in der Nähe des befahrenen Streckenabschnitts unterwegs ist:

  • Radio und Verkehrsfunk einschalten
  • Ruhe bewahren und Geschwindigkeit kontrolliert verringern
  • Warnblinkanlage einschalten
  • Nutzung des äußersten rechten Seitenstreifens, ggf. vorsichtig auf die rechte Fahrspur wechseln
  • Keinesfalls überholen
  • Abstand zum Vorausfahrenden halten
  • Abfahren am nächsten Park- bzw. Rastplatz oder an der nächstgelegenen Ausfahrt
  • Seitenstreifen zum Ausweichen im Notfall im Auge behalten

Wenn man selbst versehentlich falsch auf die Autobahn auffährt:

  • Warnblinkanlage und Licht einschalten, um besser gesehen zu werden
  • Tempo reduzieren
  • Wenn möglich auf den Standstreifen wechseln, anhalten, aussteigen, Warnweste anlegen und den Notruf wählen
  • Hinter der Leitplanke Schutz suchen und auf das Eintreffen von Polizei, Feuerwehr oder Rettungskräften warten
  • Keinesfalls versuchen, das Fahrzeug zu wenden oder im Rückwärtsgang die Autobahn zu verlassen.

Bemerkt man selbst einen Geisterfahrer, sofort die Polizei mit Angaben der Position verständigen. Keinesfalls sollte auf eigene Faust versucht werden, einen Geisterfahrer zu stoppen.

Weitere nützliche Tipps finden Sie auf den ACE-Ratgeber-Seiten rund um die Verkehrssicherheit.