Das kleine Elbdörfchen Schmilka, der letzte Ort vor der tschechischen Grenze, schmiegt sich mit grünen, gelben und roten Fachwerkhäuschen an das Flussufer und klettert mit seiner einzigen Gasse den Mühlberg hinauf. Im Hintergrund grandiose Felsformationen der Sächsischen Schweiz - eine der romantischsten Landschaften Deutschlands und beliebtes Wandergebiet seit über 200 Jahren. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Sächsische Schweiz – Im Reich der Steine".
Doch mit den wirtschaftlichen Umbrüchen und den Hochwassern der letzten Jahrzehnte verließen immer mehr Menschen den Ort, bis er weniger als hundert Einwohner hatte. Häuser verfielen.
Von der "Jugendliebe" zum Öko-Resort
Der Unternehmer, Hotelier und Visionär Sven Hitzer kaufte 1993 in Schmilka ein Haus als Ausgangsbasis für seine Wanderungen durch die Landschaft, in die er sich schon als Teenager verliebt hatte. Heute gehört ihm das halbe Dorf.
„Sven Hitzer hat dem Ort seine Seele wiedergegeben“, sagt Fährmann Thomas Drechsler, der mit der historischen Fähre „Lena“ Ausflügler und Feriengäste vom Bahnhof am gegenüberliegenden Ufer nach Schmilka bringt. Das passt ins Konzept, denn Hitzer war von der Idee beseelt, das Dorf in ein Öko-Resort zu verwandeln.
Erstes Bio-Hotel Sachsens
Wie kommt jemand darauf, einen sterbenden Ort als Bio-Oase wiederzubeleben? „Wer in solch großartiger Landschaft lebt, dem sollte das Bewahren natürlicher Ressourcen ein Bedürfnis sein“, sagt der heute 60-Jährige.
„Meine Frau Anette, die weibliche Komponente dieses Projektes, inspirierte mich mit ihrem Faible für Bio.“ 2009 ließ er das Haus Helvetia direkt an der Elbe zum ersten Bio-Hotel Sachsens umbauen. Der Duft geseifter Holzböden, der Blick auf die Schrammsteinfelsen und die Ruhe des Flusses übertragen sich so wohltuend aufs Gemüt.
Brauerei und Bäcker – alles Bio
Der Weg in die Berge führt durch Schmilkas schmales Gässchen, vorbei an der alten Dorfmühle, die fast 150 Jahre lang nicht mehr in Betrieb war. Auf dem Mühlenhof gibt es Mühlenbier aus der Bio-Brauerei. Gegenüber backt der Bio-Bäcker Brot und wagenradgroße Blechkuchen. Der Backofen wird mit Holz aus regionalen Wäldern CO2-neutral gefeuert. Im Winter lässt Hitzer so auch Badezuber unter freiem Himmel erhitzen.
Knapp 30 Prozent des Stroms generiert Schmilka selbst, der Rest ist Ökostrom. Überhaupt sei alles nachhaltig, regional und 100 Prozent Bio. Mehrere zuliefernde Landwirte hat Hitzer animiert, auf Biolandbau umzustellen.
Betten ohne Metall, Holz ohne Gift
Von den 69 Häusern im Ort wurde inzwischen knapp die Hälfte denkmalgerecht saniert. Viele Unterkünfte entstanden, vom einfachen Wanderquartier bis zur Luxussuite – etliche davon elektrosmogfrei, mit Betten ohne Metall und mit Naturlatexmatratzen, mit Farben ohne Formaldehyd und Holz ohne Gift.
Schönstes Dorf Sachsens
2017 wurde Schmilka zum schönsten Dorf Sachsens gekürt. „Nicht jeder kommt wegen Bio hierher, aber Bio schafft eine Atmosphäre der Sorgfalt, die sich auf alles überträgt“, sagt die Historikerin Andrea Bigge, die im Brausaal Vorträge über das einstige Schifferdörfchen Schmilka hält. Als Hitzer mit der Umsetzung seiner Idee begann, galt er als „Bio-Pionier“, heute trifft er den Nerv der Zeit.
Reise-Info: Schmilka
Ankommen: per Bahn ab Bad Schandau mit S-Bahn 1 bis Schmilka-Hirschmühle, dann Fähre.
Übernachten: Bio-Hotel Helvetia; Villa Waldfrieden. Historisch: Hotel zur Mühle. Für Wandernde/Radler: BergHaus Rauschenstein.
Genießen: Veganes und Regionales gibt es im StrandGut im „Helvetia“, Das Café Richter besticht mit Slow Food, Bistro und Bio-Torten-Boutique. Rustikal präsentiert sich der Gasthof zur Mühle, rustikal.
Unternehmen: Kräuterwanderungen, Kletter- und Wandertouren, Fahrrad- und Paddelausflüge.
Informieren: auf den Internetseiten des Bio- und Nationalpark Refugiums Schmilka
ACE-Tipp: Das ACE-Reisebüro bietet auch Reisen in die Sächsische Schweiz an, u. a. Touren auf dem Elberadweg.