26.09.2022

Worpswede – Moor statt Meer

Im Teufelsmoor bei Bremen liegt Worpswede. Seit 1889 ist das Dorf eine Künstlerkolonie. Dichter und Maler wie Rainer Maria Rilke und Fritz Mackensen ließen sich hier inspirieren. Unsere Autorin Hanne Bahra wandelte auf ihren Spuren.

Ich packe Pinsel und Farbe ein und reise nach Worpswede. Ich folge dem Mythos des Ortes zum Malunterricht. Die steinerne Statue "Bonze des Humors" des Bildhauers Bernhard Hoetger hält sich dort den Bauch vor Lachen – denn ich kann eigentlich gar nicht malen.

Malen lernen für alle – früher und heute

Doch was auch immer an Talent in mir steckt – in Worpswede will ich es jetzt ausprobieren. Wozu gibt es schließlich Künstlerkolonien, in denen kreative Kräfte inspirierend wirken. Und Worpswede ist das berühmteste dieser Künstlerdörfer, in das schon früh kunstinteressierte und -begabte Frauen reisten, um den ihnen verwehrten akademischen Unterricht nachzuholen.

Villen, Wald und Wiesen – und Wege für Radler

Worps – der Berg. Wede – das Wäldchen. Worpswede am Hügelwald ist eine Insel im Teufelsmoor. Verschwörerisch duckt sich das Dorf im Halbkreis an den Weyerberg. Wege umschlingen den Weyerberg wie ein Labyrinth. Mittendrin Gärten, Wald und Wiesen.

Durch die malerische Landschaft führen Radwege auf birkengesäumten Straßen und stillen Wegen entlang der Flüsse und Kanäle. Da es kaum Steigungen gibt, ist das Teufelsmoor ideal für trainierte Radwanderer, Gelegenheits-Radler und Familienausflüge.

Auf den Spuren der Maler

Strahlend weiß steht in der grünen Idylle die Villa des großen Jugendstilkünstlers Heinrich Vogeler. Der erste Maler in Worpswede war Fritz Mackensen, der das Dorf mit seinem „Gottesdienst im Freien“ ab 1895 in der deutschen Kunstszene berühmt machte. Mitbegründer der Künstlerkolonie war der Maler Otto Modersohn. In seinem Haus steht noch heute das letzte Stillleben seiner Frau Paula.

Farben und Zauberlicht

In der Stille des Morgens, wenn noch  keiner der zahlreichen Tagesgäste auf den Beinen ist, bedient der Ort sein Klischee auf das Schönste. Er ist, wenn auch inzwischen ohne Sandwege und Torfhütten, malerisch. Worpswede ist grün. Linden- und Rhododendrengrün. Und Rot. Ziegelrot. Morgenrot. Bis heute zieht Worpswede Kunstmaler und Malschüler an. Fast jeder Weg in diesem Ort führt an Ateliers, Galerien oder Museen vorbei.

Ich radle zu den Birken, den Motiven der alten Meister. An der alten Windmühle vorbei, hin zur Hamme, die das Teufelsmoor durchfließt. Um mich herum leuchtet jenes Zauberlicht, das die Künstler schon immer faszinierte. Über mir ein Himmel, wie ihn auch Rilke sah, „von unbeschreiblicher Veränderlichkeit und Größe“. So will ich es malen!

Die Torfkähne – einst Transportmittel, heute Ausflugsvergnügen

Es heißt, Worpswede sei ein Ort der Kraft, das erklärt wohl auch meinen momentanen Größenwahn. Dunkel durchziehen Kanäle die Moorwiesen. Die langen Torfkähne setzen zwar nur noch für Touristen ihre braunen Segel, doch der Himmel ist so blau – und die Leinwand so weiß.

Inspiration im Wunderland

Vor den Erfolg haben die Götter die Angst vor der Leere gesetzt. Doch eine Mallehrerin steht mir bei. Die Zeit verfliegt. Hin und wieder bleiben Spaziergänger stehen und kommentieren wohlwollend unser Gemeinschaftswerk. Als die untergehende Sonne rote Dunstschleier über die Moorwiesen legt, sind Leinwand und Hände farbgetränkt. In mir klingt Paula Modersohn-Beckers Hymne: „Worpswede, Worpswede, Worpswede ... es ist ein Wunderland.“

Reise-Info: Worpswede – Kunst und Katen

Anreise: Über die A1 oder A27. Mit dem Zug über Bremen Hauptbahnhof bzw. Osterholz-Scharmbeck, weiter mit den Buslinien 670 bzw. 640 nach Worpswede.
Sehenswertes: Barkenhoff, Große Kunstschau, Haus im Schluh, Worpsweder Kunsthalle, Malschule Worpswede (malschule-worpswede.de)
Schlafen und Schlemmen: Worpsweder Bahnhof (Worpsweder Knipp im Vogeler-Bau), Kaffee Verrückt (eine expressionistische Komposition von Bernhard Hoetger). Historisch: Hotel Buchenhof (hotel-buchenhof.de)
Weitere Informationen findet man auf den Internetseiten der Worpswede Touristik.

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