28.01.2020

Audi e-tron und Mercedes EQC – Elektrischer Doppelschlag

Spät brachten Audi und Mercedes-Benz ihre ersten rein Batterie-elektrischen Serien-Autos. Jetzt wollen sie beweisen, dass sie noch immer nicht zum alten Eisen gehören.

Um eins gleich vorwegzunehmen: 70.000 oder 80.000 Euro sind kein Pappenstiel. Es sind vielmehr vollkommen abgehobene Preise, die für die breite Masse schlicht nicht bezahlbar sind. Das zeigt sich auch in den schlechten Verkaufszahlen von Mercedes EQC und Audi e-tron. Doch die beiden SUV sollen ohnehin eher Technologieträger sein und dem Image dienen. Die Kassen füllen wie bisher die Mittelklasse-Modelle A4 und C-Klasse sowie die SUVs Q3 und GLC.

Audi und Mercedes bieten viel Laderaum

Praktisch für Mercedes: Sie haben den EQC gleich auf die Basis des kompakten SUV gestellt. Beide rollen nebeneinander in Bremen vom Band. Etwas sportlich-coupéhafter sieht dabei der Stromer aus. Die Designer haben die Dachlinie dafür abgesenkt, das Auto zehn Zentimeter in die Länge gezogen und ihm eine komplett neue Front verpasst. Mit seinen 4,76 Metern wirkt er gegenüber dem e-tron trotzdem beinahe zierlich. Denn Audis erstes E-Auto ist fast 15 Zentimeter länger. Doch während die teilbeklebten Vorserienmodelle noch mit Neonfarben auf sich aufmerksam machten, wirkt das Serienmodell in Karatbeige fast etwas blass. Riesig ist der e-tron trotzdem: 1,93 Meter Breite misst er auf Höhe der Hüfte, mit Spiegeln fast 2,20 Meter. In der Autobahnbaustelle heißt das: Ab auf die rechte Spur! Und Parkhäuser sind eigentlich auch alle zu eng. Die Größe hat aber auch ihre Vorteile: Mit 500-1460 Litern (GLC) und 600-1725 Litern (e-tron) lässt sich alles einladen, ganz egal, ob es sich ums Sportequipment handelt oder den Einkauf im Möbelhaus. Wobei dafür die edlen Materialien gerade im Audi eigentlich zu schade sind.

Beide Stromer fahren flott, enttäuschen aber bei der Reichweite

Das Ladegut in Schwung bringen beide problemlos, über 400 PS und einem Drehmomentberg von über 500 (e-tron) beziehungsweise 700 Newtonmetern (EQC) sei Dank. Anfahrschwäche kennen beide nicht. Der Mercedes wirkt dabei nicht nur aufgrund seiner Abmessungen etwas agiler, egal ob beim kurzen Zwischensprint oder auf der Landstraße. Der Audi kämpft dagegen etwas mit seinem Übergewicht, hat allerdings eine adaptive Luftfederung an Bord, die sich individuell an die Straße anpasst. So senkt sich das ganze Fahrzeug beispielsweise auf der Autobahn um bis zu acht Zentimeter ab, das verbessert die Aerodynamik und damit die Reichweite. Die enttäuscht trotzdem bei beiden, liegt zwischen 250 (e-tron) und 270 Kilometern (EQC) im Winter und etwa einhundert mehr im Sommer. Gut, dass sich beide am Schnelllader ratzfatz wieder aufladen lassen. Gerade mal 30 Minuten dauert das beim Audi, der Mercedes braucht zehn Minuten länger. Immer vorausgesetzt, man findet überhaupt eine passende Schnellladesäule mit jenseits der 100 kW, die meisten hierzulande schaffen nämlich höchstens 50 kW. Bei der Suche und der Routenplanung helfen die Assistenzsysteme. Das klappt in unserem Test recht zuverlässig, zumindest wenn die Ladekarten mitspielen. Erst bei Strecken über 600 Kilometer nerven die häufigen Ladestopps.

Die effizientere Alternative kommt aus den USA

Fazit: Audi und Mercedes fahren mit ihren E-Modellen groß auf, sie wollen beweisen, dass sie Premiumanspruch und Elektromobilität unter einem schicken Blechkleid vereinen können. Doch beide müssen aufpassen, dass sie sich dabei nicht verheben. Denn vor lauter Chichi und Klimbim haben beide Hersteller die Waage aus den Augen gelassen. Der Audi bringt 2,6 Tonnen auf die Waage, allein der Akku wiegt 700 kg. Der Mercedes ist zwar kürzer, niedriger, insgesamt etwas zierlicher, trotzdem stehen am Ende 2,5 Tonnen Leergewicht. Auch wenn die Verarbeitung und das Fahrgefühl ihresgleichen suchen, beide Modelle sind vor allem groß, schwer und damit ineffizient. Wer ein effizienteres E-Auto mit ordentlicher Reichweite sucht, wird bei Tesla mit dem Model X fündig. Die Werbeversprechen „Vorsprung durch Technik“ und „das Beste oder nichts“ können die beiden Hersteller mit Führungsanspruch jedenfalls mit den beiden E-SUVs nicht einlösen.

Die technischen Daten von Audi e-tron und Mercedes EQC finden Sie hier.