13.09.2019

IAA 2019 – Designtrends bei Elektroautos

Der Elektroantrieb bringt Autodesignern neue Freiheiten. Bislang schöpfen sie diese aber nur vorsichtig aus. Das sind die Designtrends bei E-Autos.

Die Zukunft sieht aus wie die Gegenwart. Die neuen Elektroautos der IAA haben zwar einen innovativen Antrieb, beim Design bleiben sie jedoch auf den ersten Blick konventionell. Drei Trends fallen dennoch auf.

Flach ist das neue Premium

Viele Elektroautos wirken ein wenig pummelig. Der Grund für die rundliche Figur sind die Akkupakete im Unterboden, die bei der Fahrzeughöhe mehrere Zentimeter auftragen und so die Proportionen sichtbar verzerren. Vermeiden lässt sich dieser Effekt nur durch größeren technischen Aufwand, indem man die Energiespeicher intelligent und fahrzeugindividuell verteilt. Letzteres widerspricht jedoch dem Plattformgedanken, mit denen die Autohersteller ihre Entwicklungs- und Produktionslogistik schlank halten: Eine Architektur bzw. ein Baukasten kommt dabei für möglichst viele unterschiedliche Modelle zum Einsatz, von der Limousine bis zum SUV. Den Luxus der maßgeschneiderten Batterien leistet sich daher nur die E-Auto-Oberklasse. Auf der IAA steht dafür vor allem der Porsche Taycan; die Limousine wirkt so schnittig und flach, als hätte sie einen Boxerbenziner unter der Haube. Die schlanke Figur ist allerdings nicht reine Eitelkeit, sondern sorgt auch für Windschnittigkeit und geringeren Stromverbrauch gerade auf Langstrecken. Künftig dürften daher vor allem hochpreisige E-Mobile mit großer Reichweite auf eine flache Silhouette setzen. Die typischen kleinen Stadtautos müssen sich hingegen ein wenig mehr Pummeligkeit leisten.

Übermut tut selten gut

Der Umstieg vom Verbrenner auf den E-Motor ist für einen Autofahrer ein großer Schritt. Vor allem viele frühe Elektroautos verzichteten daher ganz bewusst darauf, den Kunden mit ungewöhnlichen Design-Elementen zusätzlich zu irritieren. Auch bei den aktuellen Modellen löst sich die Vorsicht nur zögerlich auf. VW hat seinem neue Strom-Star ID.3 immerhin ein paar optische Gags auf die rundliche Monocab-Karosserie geschneidert, etwa die Punktgrafik auf der C-Säule oder das reduzierte Cockpit-Design mit dem Tacho-Bildschirm auf der Lenksäule. Wie man wirklich konsequent auf Display-Futurismus setzt, zeigen jedoch andere. Vor allem der chinesische Hersteller Byton, der das komplette Armaturenbrett durch einen hochauflösenden Panorama-Screen ersetzt. Wie bereits Tesla mit seinen tablet-artigen Bildschirmen gezeigt hat, könnte der Breitbau-Ansatz von Byton vor allem in der Digital-Generation für Begehrlichkeiten sorgen. Allerdings: Ein exklusives Elektroauto-Thema sind Riesen-Bildschirme nicht, auch in konventionellen Fahrzeugen ziehen sie mehr und mehr ein. Möglicherweise also heißt es erst noch einmal abwarten, wenn es um die erste elektromobile Design-Ikone geht.

Wenig Platz ist in der größten Hütte

Zu den theoretischen Vorteilen von E-Autos zählt das große Platzangebot. Weil auf Zylinder, Getriebe, Hydraulik und jede Menge Mechanik verzichtet werden kann, bleibt bei gleicher Grundfläche viel mehr Platz für die Passagiere als in einem Pkw mit Verbrennungsmotor. Das Plus an Raum kann dabei durchaus einem Klassenunterschied entsprechen. Im Golf-großen VW ID.3 etwa fühlt man sich innen fast wie im Passat. Allerdings: Konsequent war man auch in Wolfsburg nicht. So gibt es weiterhin einen Mitteltunnel zwischen Fahrer und Beifahrer, der das Raumempfinden einschränkt – obwohl er eigentlich nicht nötig wäre. Im Vergleich mit vielen anderen E-Autos ist der VW trotzdem ein Vorbild an Raum-Effizienz. Denn nicht wenige IAA-Neuheiten können die Architektur-Vorteile der E-Mobilität überhaupt nicht ausschöpfen. In der Regel, weil sie nicht auf reinen E-Auto-, sondern auf Mehrzweck-Plattformen aufsetzen. Autos wie den Opel Corsa e etwa gibt es auch als normalen Corsa mit Ottomotor. Dessen Platz bleibt im E-Modell zwar leer, wird aber nicht für die Passagiere frei. Ähnlich sieht es beim Mini Electric aus, dessen Plattform ursprünglich ausschließlich für Verbrenner entwickelt wurde. Die Zweiteilung des E-Automarktes wird wohl noch eine Weile bestehen bleiben, neben reinen Stromern wird es auch künftig jede Menge umgewidmeter Benziner- und Dieselmodelle geben.

Aktuelle Informationen zur IAA finden Sie auch auf der ACE-Internetseite.