25.10.2017

Stadtspaziergang – Fußgänger im Fokus

Jeder Verkehrsteilnehmer hat andere Bedürfnisse. In Marl stand jetzt der Fußgänger im Fokus. Mit dabei war auch der ACE-Kreis Recklinghausen.

Die Zeiten, in denen Stadtplaner vor allem nach den Bedürfnissen der Autofahrer schauten, sind ein für allemal vorbei. Der Fußgänger ist jetzt in den Fokus gerückt. Das Umweltbundesamt und das Bundes-Umweltministerium fördern ein Projekt, das einen Handlungsleitfaden für Kommunen erstellen soll, um den Fußverkehr attraktiver zu machen.

Städte sollen für Fußgänger attraktiver werden

Dafür wurden fünf Modellstädte ausgesucht, eine davon ist Marl in Nordrhein-Westfalen. Hier soll exemplarisch untersucht werden, wie die Stadt für Fußgänger attraktiver werden kann.

Als Walter Schlegemann, Vorsitzender des ACE-Kreises Recklinghausen, von diesem Projekt hörte, war sofort klar: „Da machen wir mit. Der ACE steht schließlich für ganzheitliche Mobilität, da gehört der Fußgänger auch dazu.“

Daher steht Schlegemann an diesem Tag mit einem guten Dutzend weiterer Vertreter aus Politik und Verwaltung vor dem Einkaufszentrum Marler Stern, dem Ausgangspunkt des „Stadtspaziergangs“. In den nächsten zwei Stunden werden 15 Stationen angelaufen und auf ihre Fußgängertauglichkeit bewertet. Akribisch wird alles notiert – defekte Treppen, lose Pflastersteine, unheimliche Unterquerungen, aber auch vorbildliche Ampelschaltungen und barrierefreie Querungen. Mögliche Verbesserungen fallen den Spaziergängern gleich ein, auch wenn klar ist, dass entlang einer vierspurigen Straße wohl nie ein nennenswerter Fußgängerverkehr stattfinden wird – egal, wie schön der Gehweg ist.

Ärger wegen Investor

Martin Schlegemann findet es positiv, dass die Fußgänger der Stadt so am Herzen liegen. Gleichzeitig hegt er aber auch Zweifel, wie ernst das Engagement wirklich ist. Denn kürzlich wurden Pläne bekannt, nach denen die schmale Josefa-Lazuga-Straße für den Autoverkehr freigegeben werden soll. Ein Investor, der Millionen in den maroden „Marler Stern“ investieren will, hatte die Schaffung von Parkplätzen direkt vor dem Einkaufszentrum zur Bedingung gemacht – obwohl eine große Tiefgarage existiert. Dem Fußgängerverkehr wäre der vermehrte Autoverkehr kaum förderlich.