21.07.2022

Fiat 500X Mild-Hybrid – Crossover mit Schwachstrom

Ohne Elektrounterstützung läuft heute kaum noch etwas. Das weiß auch Fiat und bringt den 500X als Mild-Hybrid heraus. Der elektrische Support fällt dabei milde aus, hilft dafür beim Kriechen durch den Stau.

Für die Automobilhersteller sind Mild-Hybride so etwas wie die Light-Produkte für die Lebensmittelindustrie. Sie lösen zwar nicht wirklich Probleme, beruhigen aber zumindest das schlechte Gewissen.

Fiat nimmt reine Benziner und Diesel aus dem Portfolio

Unter den vielen elektrifizierten Newcomern sind aktuell auch zwei Autos von Fiat: der kompakte Tipo und der vielseitige Crossover 500X. Fiat löst damit sein Versprechen ein, für jedes Modell zumindest eine emissionsärmere Version – als bisher – anzubieten. Den 500X, wie auch den Tipo gibt es ab sofort nur noch als Mild-Hybride, mit identischer Motorisierung, die reinen Benziner und auch der Diesel fallen aus dem Programm.

Turbobenziner mit E-Unterstützung

Die Kraftquelle des etwa 1.400 kg schweren Fiat 500X mit Frontantrieb ist ein 1,5 Liter großer Vierzylinder-Turbobenziner, der 96 kW (130 PS) leistet und durch einen 15 kW (20 PS) starken Elektromotor unterstützt wird.

Dieser ist nicht wie bei vollwertigen Hybriden als alleinige Antriebsquelle nutzbar, sondern fungiert in erster Linie als effizienter Starter-Generator. Er sitzt direkt zwischen Motor und dem Siebengang-Automatikgetriebe und greift dafür auf ein 48-Volt-Bordnetz zurück.

Den kleinen 0,8 kWh starken und nur 13,5 Kilo leichten Akku dafür platziert Fiat zwischen den Vordersitzen – das gleiche System verrichtet seinen Job übrigens auch im neuen Alfa Tonale. Das maximale Drehmoment des Fiat 500X liegt bei 240 Newtonmetern.

In einer Tabelle haben wir die technischen Daten des Fiat 500X (pdf) zusammengefasst.

E-Motor hilft beim Einparken, Rangieren und im Stau

Der kleine E-Motor des Mild-Hybrid-Systems bietet noch ein wenig mehr, als nur beim Anfahren zu unterstützen, etwa das Einparken und Rangieren. Das kann der 500X ebenfalls komplett elektrisch.

Und es gibt ein weiteres Highlight: Fiat verspricht im Stau eine vollelektrische Schleichfahrt von bis zu drei Kilometern. Dabei wird der Verbrenner ganz ausgeschaltet. Der neue Antrieb verfügt dafür praktischerweise über eine sogenannte Kriechfunktion, bei Fiat E-Creeping genannt. Mit der geht es im Stop-and-go-Verkehr ohne Druck aufs Gaspedal vorwärts.

Das Nachladen der kleinen Batterie des Startergenerators erfolgt über das Rekuperieren. Dabei gewinnt das Hybridsystem beim Bremsen und Rollen Energie zurück.

Zurück ins Turboloch

Von all dem bekommt man hinterm Steuer nur ansatzweise etwas mit. So richtig harmonisch wirkt die neue Doppelstrategie aus Verbrenner mit Mild-Hybriden dennoch nicht. Was in erster Linie an der nicht mehr ganz taufrischen Siebengang-Automatik liegt. Sie wirkt etwas unentschlossen und eher gemütlich in ihren Reaktionen.

Wer kräftig Gas gibt, muss eine lange „Gedenksekunde“ warten, bis die passende Antwort kommt. Die fällt dann recht spontan und nicht ganz leise übers Auto her und fühlt sich an wie ein ausgedehntes Turboloch aus vergangenen Tagen. Das hat zur Folge, dass sich der 500X nicht nach 130 PS anfühlt. Der versprochene E-Boost beim Kickdown fällt dann auch eher schwachbrüstig aus. 

Beim Cruisen unschlagbar

Die Stärken des Systems liegen zweifellos im gemütlichen Dahingleiten bei gleichmäßigem Tempo. Dann ist der Hybrid in seinem Element, leise und harmonisch. Fiat gibt an, dass der Verbrenner bei Verbrauchsfahrten nach WLTP-Zyklus bis zu 47 Prozent der Zeit im Leerlauf vollständig entkoppelt ist, bei Stadtfahrten soll der Anteil sogar auf 62 Prozent steigen. So sinkt der Verbrauch theoretisch um elf Prozent: 6,6 Liter pro 100 Kilometer für den 500X. Ein Wert, der bei unserer ersten Testfahrt um gut einen Liter höher lag.

Kein Sportler, aber ein Leichtgewicht im Preis

Beim Fahren wird schnell klar: Die Federung ist eher straff, aber weit davon entfernt, den „schwankelmütigen“ Crossover mit sportlichem Ehrgeiz durch schnelle Kurven zu geleiten. Was die ziemlich indirekte Lenkung ohnehin überfordert. Äußerlich unterscheidet sich der 500X nur durch das Hybrid-Logo am Heck von seinen Brüdern mit reinen Verbrennern. Der Preis startet in der bereits gut ausgestatteten Club-Version bei 28.990 Euro. Preislich geht der Crossover so weiterhin durchaus noch als ein Light-Produkt durch.