STATEMENTS ZUM THEMA E-FUELS

Peter Gräve, Porsche Unternehmenskommunikation

Für uns gehört zur Nachhaltigkeit das doppelte E: Die Elektromobilität hat für uns Priorität. Wir streben an, bereits im Jahr 2030 mehr als 80 Prozent unserer Neufahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb auszuliefern. Damit gehören wir zu den Vorreitern in unserer Branche.

E-Fuels sind eine sinnvolle Ergänzung. Sie können sofort einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs leisten. Wir denken besonders an unsere Bestandsflotte. Also all die Porsche-Fahrzeuge mit Otto-Motor, die bereits auf den Straßen unterwegs sind – und es noch lange sein werden.

Stefan Gelbhaar, MdB, Bündnis 90/Die Grünen

EU und Automobilbranche setzen längst auf E-Mobilität. Dennoch verkämpfen sich manche bei den E-Fuels. In der Frage der Effizienz ist die Lage eindeutig: Herstellung, Speicherung und Nutzung bringen hohe Umwandlungsverluste, es müsste massiv mehr Strom produziert werden. Das macht eFuels teuer.

Aber: E-Fuels werden jedenfalls da gebraucht, wo es noch keine sauberen Alternativen gibt. Das ist etwa in der Luft- und Schifffahrt der Fall. Da fehlen E-Fuels quasi vollständig. Wegen der geringen Verfügbarkeit wird gegen ambitioniertere E-Fuels-Quoten angegangen. Ob E-Fuels vor diesem Hintergrund zur Dekarbonisierung der Bestandsflotte beitragen können, bleibt damit mal mindestens offen - zur sauberen Luft tragen sie jedenfalls nicht bei.

Isabel Cademartori, SPD

E-Fuels spielen für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors eine wichtige Rolle: Aus Gründen der knappen Verfügbarkeit und Effizienz sehe ich den Einsatz allerdings vorrangig bei nicht elektrifizierbaren Antrieben in der Luft- und Schifffahrt, sowie bei Landwirtschafts- und Baumaschinen.

Die PKW-Hersteller setzen primär auf elektrische Antriebe statt auf synthetische Kraftstoffe. Höchstens für die Pkw-Bestandflotte sind E-Fuels eine Option, um mit Verbrennern klimaneutral unterwegs zu sein, vorausgesetzt sie sind in ausreichenden Mengen zu bezahlbaren Preisen vorhanden.

Carina Konrad, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion

Indem wir den Weg für die Betankung mit E-Fuels in Reinform in Deutschland geebnet haben, gehen wir die Herausforderung der Dekarbonisierung im Straßenverkehr richtig an.

Wir werden auch in den nächsten Jahrzehnten mehrere Millionen Verbrenner auf den Straßen haben. Wenn wir Klimaschutz im Verkehr ernst meinen, müssen wir auch die Bestandsflotte dekarbonisieren. Das können synthetische Kraftstoffe leisten. Die Menschen wollen schließlich auch in Zukunft mobil sein und selbst entscheiden können, womit sie fahren.

Wir wollen den Menschen nicht vorschreiben, wie ihre Mobilität auszusehen hat, sondern Möglichkeiten geben, wie sie dank klimaneutraler Technologien ihren Beitrag für Klimaschutz im Verkehr leisten können.

Prof. Dr. Volker Quaschning, HTW Berlin

Der Verbrenner-Wirkungsgrad liegt im realen Betrieb gerade mal bei rund 30%. Etwa 70% der Energie der Treibstoffe wird in Wärme umgewandelt. Ein Verbrenner ist also eher eine fahrende Heizung als ein Fortbewegungsmittel.

E-Fuels sind synthetische Treibstoffe, die klimaneutral aus Solar- und Windstrom hergestellt werden. Dabei entstehen aber viele Verluste. Um ein Verbrennerauto mit E-Fuels anzutreiben, braucht man am Ende mindestens fünfmal so viel Strom wie für ein Elektroautos. Das wird dann auch entsprechend teuer. In Deutschland werden wir so viele Solaranlagen und Windräder gar nicht aufstellen können.

Wollten wir unseren heutigen Autoverkehr mit E-Fuels aus Chile betanken, müssten wir die Stromproduktion dort mindestens verachtfachen und bräuchten mitten in der Wüste gigantisch viel Wasser. E-Fuels für den Autoverkehr vertragen sich also nicht mit Klimaschutz, Physik und Ökonomie. Dafür blockieren sie den Fortschritt in Deutschland und gefährden damit unsere Automobilindustrie.

Prof. Dr. Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

E-Fuels sind in jeder Hinsicht kritisch zu sehen. Die benötige regenerativ erzeugte Energie wird mit einem Wirkungsgrad von unter 20 Prozent in Kraftstoff verwandelt.

Die bisherigen Versuche, Orte mit viel Sonne und Wind zu finden, um in Südamerika oder Afrika neue Produktionsstätten aufzubauen, zeigen bisher nur post-koloniale Strukturen: Europäisches Geld und Knowhow wird mit Macht in örtlichen Strukturen zur eigenen Energiesicherheit eingesetzt.

E-Fuels haben daher nur den einen Sinn, die bestehenden Infrastrukturen zu erhalten und dienen als Alibi Veranstaltung, um am Ende des Tages weiter an der fossilen Energie mit Verbrennungsmotoren festzuhalten.

Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance

Der Einsatz von eFuels ist branchen- und technologieübergreifend zwingend notwendig - nicht nur in den Bereichen Schiff- und Luftfahrt, in denen Flüssigenergieträger alternativlos sind.

Auch im Straßenverkehr müssen eFuels als wesentliche Ergänzung zur und während dem Hochlauf der Elektromobilität angewendet werden. Aus diesen Gründen und weil Klimaschutz kein ausschließlich europäisches Projekt sein kann und darf, braucht es innovationsfreundliche und globale Ansätze, um dem Klimawandel entschieden zu entgegnen.