25.05.2022

Trentino-Südtirol – Das Tor zum Süden

Die Region Trentino-Südtirol bezaubert mit ihrer Hauptstadt Trient, der die höchste Lebensqualität in Italien bescheinigt wird. Renaissancearchitektur und riesige Wälder prägen die Kulturlandschaft zwischen Dolomiten und Gardasee, die Reisende auf dem Weg in den Süden oft nur allzu schnell durchqueren.

Trient wird unterschätzt. Alles strebt nach Venedig. Doch: "Sogar Italiener kann man mit dieser Stadt noch überraschen", sagt Carmen, eine Fremdenführerin.

Trentino – Mediterrane Lebensfreude und nordische Disziplin

Im Trentino, dem Grenzland im Zentrum der Alpen mit österreich-ungarischer Vergangenheit und italienischen Wurzeln, mischen sich mediterrane Lebensfreude und nordische Tugenden.

Worte wie Wein, Bier und Pünktlichkeit zählen zum allgemeinen Sprachgebrauch. Ist die Ampel rot, bleiben die Trienter stehen. Selten erklingt das Knattern eines Mofas. Die Studierenden radeln lieber.

Trient – Geschichte und Genuss

Trient ist auch eine alte Stadt. Um als Austragungsort des Konzils von Trient, des Startschusses zur Gegenreformation, „Bella Figura“ zu machen, wurde die Stadt im 16. Jahrhundert mit Palästen und bemalten Fassaden prächtig aufgehübscht. Aus den Tagen des Konzils blieben wohl die Priesterwürger, das sind mit Parmesan bestreute  Spinatnockerln.

Junges Lebensgefühl in alten Mauern

Trient ist aber auch eine junge Stadt. Auf 117.000 Einwohner kommen 16.000 Studierende. Mit der Universitätsgründung 1962 wehte frischer  Wind in die nach dem Konzil wieder eingeschlafene Bergstadt.

Aufgrund der mediterranen Lebensfreude, der ehrwürdigen
Fassaden und des jungen Lebensstils landet Trient immer wieder im Ranking der Lebensqualität ganz oben. In den verwinkelten Gassen trifft man sich zum Aperitivo.

Prickelnde Tropfen aus traditionsreicher Lage

In den Gläsern sprudelt der Trentodoc, die spritzige Antwort auf den etwas schwermütigen, aber bekannteren Franciacorta. Die Trauben für den frischen, fruchtigen Schaumwein reifen in den Hügeln von Trient. Roberta Stelzer und ihre Töchter Alessandra und Magdalena bewirtschaften das zwölf Hektar große Weingut Maso Martis auf 450 Meter Höhe, dort, wo auch der Schaumwein-Pionier Giulio Ferrari seine ersten Weingärten angelegt haben soll.

Wo aus Holz Musik wird

Im Keller von Piera Ciresa in Tesero lagert hingegen kein Wein, sondern Holz. Klangholz. Jahrelang wartet es hier, bis es seine endgültige Gestalt als Instrument bekommt. Es stammt aus dem legendären Klangwald, dem 2.793 Hektar großen Paneveggio-Forst im
gleichnamigen Parco Naturale.

Seit der Renaissance suchen hier Geigenbauer nach dem ganz besonderen Holz, das mit dem großen Stradivarius zum Mythos wurde.

Tesero – Waldparadies vor mächtiger  Bergkulisse

Tesero ist der älteste Ort im 35 Kilometer langen Fleimstal. Im Hintergrund breiten sich malerisch die Dolomitenmassive Latemar und Lagorei aus. Rund 30 Prozent der Landschaft stehen unter Naturschutz. 36 Prozent der Fläche sind mit Wald bedeckt. Ein Wald, der nicht nur die Landschaft prägt, sondern auch für die Region bedeutsam ist.

Vom Paneveggio-Wald in die ganze Welt

Das Resonanzholz für Geigen, Harfen und Flügel ist in der ganzen Welt gefragt. „Unsere Bäume wachsen in einer Höhe von 1.400 bis 1.600 Metern und sind an die 150 Jahre alt“, sagt Piera Ciresa. „Doch nicht jede Fichte hier ist eine Wunderfichte“, meint Giuliano Zugliani, Oberförster i. R.

Ein Märchenwald – auch für die Tierwelt

Der Paneveggio gleicht einem Märchenwald. Mit wachem Blick streift Zugliani durch den Wald. Es scheint, als kenne er jeden Baum. Über zwei Jahrzehnte hat er die Stämme für den Einschlag ausgesucht. Nur etwa ein Prozent eignet sich als Klangholz.

Die jungen Bäume schützt ein Drahtgitter vor Verbiss. Über 800 Rotwildexemplare streifen durch die Wälder des Naturparks. Sie sind das Ergebnis bewusster Ansiedelung und strikten Jagdverbots.

Lust auf Südtirol im Winter? Dann lesen Sie unseren Artikel "Obereggen – Ciao Bella!"

Schafzucht und Kräuterkunde

Zwischen den dichten Wäldern des Fleimstals liegen aber auch blühende Wiesen. Oberhalb von Lago di Tesero treibt Nicoletta Delladio ihre Schafe auf die Alm. Tingola-Schafe, eine alte, beinahe ausgestorbene heimische Rasse, die wunderbar weiche Wolle gibt.

Mehr als weiche Wolle

Neben der Vermarktung von Fleisch und Milch schwört Nicoletta auf die verschönernde Kraft der Ziegenmilch und hat eine Kosmetikreihe mit dem Namen „Sanfte Natur“ entwickelt. Mit ihrem Hof, auf dem man sich auch einmieten kann, gelang ihr eine Synergie zwischen Landwirtschaft und Tourismus.

Kräuter – Kraftquelle aus der Natur

„Maso Vinal“ nennt sich der magische Ort auf 1.300 Metern, wo Kräuter und Blüten für Tees, Kosmetik und Farben im Sommerwind trocknen.

Nicht weit entfernt von Cavalese, dem Verwaltungssitz des Fleimstals, und doch in einsamer Hanglage, lauscht Cinzia Corradini der Natur. Minze, Melisse, Enzian blühen ringsum. Aus dem Wald holt sie Erdbeeren, Flechten, Lärchenspitzen.

Cinzia ist eine Kräuterfrau, die von der Natur erfährt, was der Mensch braucht. „In Zeiten von Corona ließen Wald und Wiesen das  stimmungsaufhellende Johanniskraut kräftig wachsen“, erzählt Cinzia.

Magnifica Comunità di Fiemme – ein Ort mit Besonderheiten

Die Magnifica Comunità di Fiemme im Renaissance-Palast mit Fresken-Fassade ist eine jahrhundertealte Institution, die für die lange Autonomie des Fleimstales steht.

Tipp: Wo Fassa- und Fleimstal zusammentreffen, liegt Moena, das auch im Winter ein reizvolles Reiseziel ist. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Artikel "Moena – Alpine Perlen".

Der Wald ist ein Gewinn – im wahrsten Sinne

Noch heute ist fast der gesamte Wald gemeinschaftliches Eigentum. Jeder, der hier geboren ist und länger als 20 Jahre lebt, hat Anrecht auf einen Anteil des Profits, den der Wald abwirft.

Renaissance-Pracht mit Symbolcharakter

Der Palazzo, einer der schönsten Renaissance-Fürstensitze des Trentino, heute Archiv und Museum, ist ein Symbol für die Tradition der Autonomie der Bevölkerung. Diese an Bäumen, Geschichte und fürstlichen Bauwerken reiche Region ist wahrlich eine Kulturlandschaft zum Verweilen.

Reise-Info Trentino-Südtirol

  • Anreise: Brenner/Modena (A22), Ausfahrt Trento, für  Cavalese Ausfahrt Neumarkt/Auer, weiter über Staatsstraße 48 (Vignetten, Streckenmaut und Via-Card sind Maut-Prepaidkarten Via-Card sind online beim ACE erhältlich). Täglich Züge nach Trient. Flüge nach Bozen und Verona.
  • Übernachten in Trient:
    • Al Cavour 34, Bed & Breakfast, nahe am Domplatz.
  • Übernachten in Cavalese: 
    • Hotel Azalea, Öko-Hotel,  fantastische Küche und Service, familienfreundlich. 
    • 4-Sterne-Hotel Excelsior mit Sternerestaurant
      und der wohl besten Pizzeria weit und breit.
  • Genießen: Ristorante Miola in  Predazzo/Fleimstal mit feinsten heimischen Gerichten.
  • Unternehmen: 
    • Radwege aller Schwierigkeitsstufen im Fleimstal, viele E-Bike-Leihstationen. Wunderschön
      und leicht ist der Fiemme-Radweg, 20 km von Predazzo bis Molina di Fiemme. 
    • Muse, das Wissenschaftliche Museum, führt in das hochmoderne Trient.
  • Weitere Informationen: auf den Internetseiten von Trentino Marketing und Val di Fiemme.

Vergleichen Sie unsere Preise und Leistungen zur Pannenhilfe mit denen des ADAC.

Zum ADAC-Leistungsvergleich