06.03.2020

Frühjahrs-Neuheiten 2020 – Worauf Genf verzichten musste

Mit dem Genfer Salon startet traditionell das Autojahr. Diesmal müssen die Debütanten ohne Messe-Glitzer auskommen. Das sollte klappen – denn das Neuheitenprogramm ist in diesem Frühjahr wieder vielfältig.

Die Frühjahrsmesse in Genf ist in diesem Jahr ausgefallen, die automobilen Frühjahrs-Neuheiten wollen trotzdem raus auf die Straße. Weil die Debüts aufgrund der Corona-Krise nicht wie geplant vor großen Menschenmengen stattfinden konnten, haben die Hersteller ihre Premieren kurzerhand ins Netz verlegt. Wer die Neuheiten nicht nur virtuell sehen möchte und sie vielleicht auch einmal anfassen will, muss aber noch einige Wochen bis Monate warten. Wir helfen beim Überbrücken – mit einer Übersicht der wichtigsten verhinderten Premieren.

Sportliche Akzente: Audi A3

Wenn es um künftige Verkaufszahlen in Deutschland geht, dürfte der Audi A3 der große Frühjahrs-Star sein. Die süddeutsche Interpretation des VW Golf setzt wie gewohnt auf edlere Materialien und höheres Prestige, will diesmal aber vor allem ihr sportliches Profil schärfen. Etwa in Form des 294 kW/400 PS starken Allrad-RS3 mit dem traditionsreichem Fünfzylindermotor. Einen riesigen Sprung machte der A3 im Cockpit, das fast komplett digitalisiert daher kommt. Ob das reicht, um den Aufpreis gegenüber den technisch ähnlichen Schwestermodellen Golf, Seat Leon und Škoda Octavia zu rechtfertigen, wird sich im Frühjahr zeigen, wenn der kompakte Audi zu Preisen ab rund 27.000 Euro beim Händler steht.

Praktischer Transporter mit technischen Raffinessen: VW Caddy

Fast schon der Gegenentwurf zum Audi A3 ist innerhalb des VW-Kompakt-Portfolios der Kleintransporter Caddy. Auch die neue Generation ist im Kern eher praktisch als schick, rückt dank neuer Plattform und gefällig geschnitzter Karosserie nun aber zumindest in der Pkw-Ausführung stärker in Richtung Golf. Dazu kommt ein stark vergrößertes Technik-Angebot; auf Wunsch fährt der Hochdachkombi sogar teilautonom. Für den Antrieb sorgen Benziner und aufwendig gereinigte Diesel, eine E-Variante ist zunächst nicht geplant, soll ab 2022 mit einem ähnlich gelagerten Modell aus der ID-Familie nachgeliefert werden.

Facelift aus Stuttgart: Mercedes E-Klasse

Nicht komplett neu, aber umfassend geliftet präsentiert sich die Mercedes E-Klasse in diesem Frühjahr. Optisch soll sich das Business-Modell dank neuer Frontschürze und umgemodelter Scheinwerfer deutlicher von der kleinere C-Klasse absetzen. Dazu kommt neue Technik, allem voran das hochvernetzte und fließen mit dem Fahrer sprechende Infotainment-System MBUX. Unter der Haube ersetzen zunehmend teilelektrifizierte Verbrenner mit 48-Volt-Hybridtechnik die großen Sechszylinder, besonders sparsam verspricht der bereits länger angekündigte Diesel-Plug-in-Hybrid zu werden. Start ist im Sommer, die Preise dürften leicht oberhalb der heute aufgerufenen 46.000 Euro starten.

Französische Oberklasse-Konkurrenz: DS 9

Das Stuttgarter Facelift kommt zu einem passenden Zeitpunkt: Denn mit dem DS 9 startet in der zweiten Jahreshälfte ein neuer Konkurrent im automobilen Oberhaus. Die französische Limousine der Fünf-Meter-Klasse setzt auf sehr feine Materialien im Innenraum und hohen Fahrwerkskomfort. Beim Karosserie-Design nimmt sich die sonst oft avantgardistische Design-Marke spürbar zurück – passend zur wohl eher konservativen Zielgruppe. Den Antrieb übernehmen Benziner, teils in Plug-in-Hybrid-Ausführung, ein Diesel ist nicht geplant. Informationen zu Preisen stehen noch aus, unter 50.000 Euro dürfte aber kaum was gehen.

Asiatischer Stadtflitzer mit vielen Helferlein an Bord: Hyundai i20

Wichtigstes asiatisches Modell mit großen Genf-Plänen war der Kleinwagen Hyundai i20. Die für den Sommer angekündigte dritte Generation rüstet vor allem technisch auf, bietet nun eine ganze Reihe an Komfort- und Assistenzsystemen, darunter unter anderem einen navigationsbasierten adaptiven Tempomat, der die Fahrzeuggeschwindigkeit für eine verbrauchsoptimierte Fahrt anpasst. In Sachen Antrieb kommt auch der Polo-Konkurrent nicht mehr an elektrifizierten Motoren vorbei: Der 88 kW/120 PS starke Top-Benziner verfügt über ein 48-Volt-Hybridsystem. Preise nennt der Hersteller bislang nicht, die noch aktuelle Generation startet bei rund 13.000 Euro.

Unter Strom: Fiat 500 Electric, Renault Twingo Z.E. und VW ID.4

Ein wichtiges Thema wäre in Genf auch der Elektroantrieb geworden. Gleich drei besonders interessante Modelle müssen nun ohne den Popularitäts-Auftrieb durch die Messe auskommen. Am leichtesten dürfte das dem Fiat 500 Electric gelingen – der knuffige Kleinstwagen war schon vor 60 Jahren mit knatterigen Zweizylinderbenzinern ein Sympathieträger und dürfte durch den laut- und emissionslosen E-Antrieb Stadtbewohner künftig noch einmal mehr erfreuen. Der Fiat 500 ist auch als Hybridmodell erhältlich – einen Fahrbericht lesen Sie hier. Konkurrenz erhält der Italiener allerdings sofort zum Start durch den Twingo Z.E. Ursprünglich sollte der lokal emissionsfreie Kleinstwagen erst 2022 auf die Straße rollen, nun tut er das schon im laufenden Jahr. Im Heck sitzt wie beim Modellbruder Smart ein 60 kW/82 PS starker E-Motor, unter dem Passagierabteil findet sich jedoch ein eigenständiger Akku, der mit 180 Kilometern mehr Strecke erlaubt als bei der deutschen Alternative. Preislich dürfte der Viersitzer mit rund 20.000 Euro zu den günstigsten E-Modellen auf dem Markt zählen. Offiziell noch eine Studie, aber schon recht seriennah ist der VW ID.4. Das Kompakt-SUV ist die fertige Version des Studie Crozz, fällt aber optisch etwas konventioneller aus. Wie Preise und Antriebstechnik gestrickt sind, hält VW rund ein Dreivierteljahr vor Marktstart noch geheim.