09.08.2018

Fünf Wohnmobil-Konzepte - Zwischen Campingbus und Wohn-Luxus

Immer mehr Menschen denken zum ersten Mal in ihrem Leben über den Kauf eines Reisemobils nach. Angesichts unterschiedlicher Fahrzeug-Konzepte und einer schwer überschaubaren Vielfalt an Grundrissen fällt dabei die Wahl schwer. Gibt es eine Ideallösung?

Die Wohnmobil-Familie wächst und wächst. Doch welcher Fahrzeug-Typ ist für mich der richtige? Klein und kompakt, mit oder ohne Alkoven, oder mit größtmöglichem Wohnluxus? Im Wesentlichen gibt es fünf Fahrzeug-Konzepte: Camping-Bus, Kastenwagen, das teilintegrierte Wohnmobil, den Integrierten und das Alkoven-Fahrzeug. Jedes Wohnmobil ist ein Kompromiss, und letztlich muss jeder ganz individuell für sich entscheiden, ob das Pendel mehr zum Fahr- oder mehr zum Wohnkomfort ausschlagen soll.

Pössl Campster

Der Pössl Campster ist ein Campingbus, der allgemein die einfachste Form des Wohnmobils repräsentiert. Er basiert auf dem Citroën Spacetourer und ist deshalb eine ganze Ecke günstiger als der unangefochtene Bestseller VW California. Die Preisskala beginnt bei 38.000 Euro. Mit der stärksten Ausführung des Vierzylinder-Turbodiesels (130 kW/177 PS) und ein paar keineswegs luxuriösen Extras landet man aber auch schnell nahe der 45.000-Euro-Marke. Sein großes Plus: Der Campster ist nur 4,96 Meter lang, keine zwei Meter breit und vor allem auch keine zwei Meter hoch, sondern passt dank exakt 1,99 Meter Höhe so gut wie in jede Tiefgarage.

Dennoch gibt es Schlafmöglichkeiten für vier Personen. Zwei nächtigen auf der umgebauten Sitzbank, zwei unter dem manuell nicht ganz einfach zu handhabenden Aufstelldach. Die drehbaren Frontsitze lassen sich in die Sitzgruppe einbinden. Vorteilen wie handliche Abmessungen, Fahrdynamik, Alltagstauglichkeit, sparsamer Verbrauch und verhältnismäßig günstiger Preis stehen ein begrenztes Platz- und Stauraumangebot gegenüber. Und vor allem: Es gibt keinen Wasch-/Toilettenraum. Zudem ist die Wintertauglichkeit eingeschränkt.

Karmann Dexter 560

Den mit Abstand größten Anteil am steilen Wachstumskurs der Wohnmobile haben die ausgebauten Kastenwagen, die sich längst zur beliebtesten Wagengattung gemausert haben. Eura-Mobil hat die Marke Karmann zu einem Spezialisten für Wohn- oder Camper-Vans, wie die Kastenwagen auch bezeichnet werden, umfunktioniert, und der Dexter 560 liegt mit einem Basispreis von 42.990 Euro preislich im unteren Mittelfeld.

Der Dexter 560 basiert auf dem Ford Transit, der mit dem 96 kW/130 PS starken 2,0-Liter-Diesel für flottes Vorankommen sorgt. Im Verbrauch liegt der 3,5-Tonnen-Karmann noch unter zehn Litern. Mit einem Längenmaß von sechs Metern bleibt er unter einer zum Beispiel für Fährfahrten wichtigen Marke für Wohnmobile, von wirklicher Alltagstauglichkeit kann aber bei 2,74 Meter Höhe nicht mehr gesprochen werden.

Dafür hat er alles an Bord, was das Camper-Herz begehrt, wobei die Aufteilung klassisch ist. Vorn die Sitzgruppe mit den drehbaren Vordersitzen, der Sitzbank und einem fünften Einzelsitz. Auf der Fahrerseite schließt sich dahinter die Nasszelle mit Kassetten-Toilette, Waschbecken und Dusche an. Gegenüber befindet sich die Küche mit Zwei-Flammen-Kocher, Spülbecken und kleiner Arbeitsfläche. Im Heck das quer eingebaute Doppelbett. Je 100 Liter große Frisch- und Abwassertanks garantieren ordentliche Ver- und Entsorgungsintervalle.

Knaus Live Wave 700 MEG

Mit den teilintegrierten Modellen, bei denen das Fahrerhaus des Basisfahrzeugs erhalten bleibt, wird es deutlich wohnlicher, wie der Knaus Live Wave 700 MEG beweist. Er ist die Top-Version der neuen Einsteiger-Baureihe Live und markiert mit einem Grundpreis von 57.790 Euro das obere Ende einer Preisskala, die bei rund 50.000 Euro startet. Er zielt auf junge Familien ab und bietet dank eines Hubbettes, das sich ohne Möbelumbauten absenken lässt, bis zu sechs Schlafplätze. Im Heck gibt es zwei Längs-Einzelbetten mit bequemen Matratzen, und mit etwas Polster-Origami lässt sich die großzügige Sitzgruppe mit L-Bank und Seitensitzbank zu zwei weiteren Schafstätten umbauen. Eine gute Idee ist die ausklappbare Theke an der Küche. Weniger gut: Kleine Leute gucken bei den hoch hängenden Spiegel im Wohnraum und Bad in die Röhre.

Trotz 7,52 Meter Länge ist der Live Wave noch in der 3,5-Tonnen-Klasse beheimatet, kann also von allen, die ihren Pkw-Führerschein nach 1999 gemacht haben, bewegt werden. Handlich ist das Format freilich nicht mehr, denn bei 2,35 Meter Breite können enge Ortsdurchfahrten zur schweißtreibenden Tortur werden – auch wenn der Fiat Ducato in der 96 kW/130-PS-Ausführung ein gutmütiger Partner ist. Verbrauch: je nach Fahrweise zwischen 10 und 12,5 Liter. Das große Plus aller Teilintegrierten ist die große Vielfalt an Längen und Grundrissen, der hohe Wohnkomfort und die Möglichkeit einer großen Heckgarage für Fahrräder und andere sperrige Gegenstände.

Hymermobil Exsis-I 588

Integrierte Wohnmobile sind oft nur die großen Brüder teilintegrierter Modelle. Das Hymermobil Exsis-I 588 ist ein schillerndes Beispiel dafür. Es unterscheidet sich vom Exsis-T 588 lediglich durch die in den Wohnbereich integrierte Frontpartie. Bleibt beim T-Modell das Fahrerhaus noch erhalten, wird die I-Variante quasi um den Triebkopf des Fiat Ducato herum gebaut. Das bedingt eine riesige Panorama-Windschutzscheibe und ein wesentlich großzügigeres Raumgefühl in den Fahrsesseln – während der Fahrt ebenso geschätzt wie mit gedrehtem Gestühl als Teil der Sitzgruppe. Nachteil: Die Hersteller müssen mit eigenen Aufbautüren den Zugang zum Fahrerhaus ermöglichen. Beifahrertüren gibt es deshalb bestenfalls gegen Aufpreis; oft muss sogar schon die Fahrertür extra bezahlt werden. Und die integrierten Modelle erweisen sich noch einmal ein Stück unhandlicher. Da die Grundrisse mit der L-förmigen Sitzbank, der Küche, dem Wasch-/Toilettenraum samt Dusche, den hinteren Längseinzelbetten, dem Kleiderschrank und der große Heckgarage in beiden Aufbauarten absolut identisch sind, lässt sich beim sieben Meter langen Exsis-I 588 für den Raumgewinn im Vorderwagen – von ein paar unterschiedlichen Ausstattungsdetails abgesehen – ein Mehrpreis von rund 10.000 Euro errechnen. Er kostet mit dem 96 kW/130 PS starken Ducato als Basis mindestens 72.390 Euro; der Exsis-T 588 ist bereits ab 69.990 zu haben. Mit der Größe der integrierten Fahrzeuge wird natürlich auch die Gewichtsgrenze zu einem immer größeren Problem. Immerhin wird der I588 auch in einer 3,5-Tonnen-Variante angeboten und verfügt dank besonderer Leichtbau-Maßnahmen über eine ordentliche Zuladekapazität von 640 Kilogramm. Die kann bei zahlreichen Häkchen in der Optionsliste aber auch schnell zusammenschrumpfen.

Bürstner Lyseo Time A660

Bürstner gehört zu den Marken, die auch dem Alkoven noch treu bleiben. Die Fahrzeug-Gattung scheint immer mehr in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Einstmals Sinnbild für das klassische Wohnmobil schlechthin, haben die „Nasenbären“ in heutigen Boomzeiten gerade noch einen Marktanteil von rund sieben Prozent und kommen vor allem noch im Mietgeschäft zum Einsatz. Dabei sind sie besonders für Familien geeignet, weshalb Bürstner den Lyseo Time A660 auch mit quer eingebauten Kinder-Etagenbetten im Heck anbietet. Dank geräumigem Alkoven und umbaubarer Viersitzgruppe können sogar sechs Personen darin nächtigen. Und zu Preisen ab 49.290 Euro ist das Fahrzeug zweifellos auch ein günstiges Angebot, was generell für diese Aufbauart gilt. Aber die Nachteile liegen klar auf der Hand: Das Fahrzeug misst stattliche 3,20 Meter in der Höhe, was zu einem höheren Schwerpunkt und bisweilen etwas kippeligem Fahrverhalten führt. Die 3,5-Tonnen-Problematik lässt sich auch hier, gerade mit mehr Personen an Bord, nicht wegdiskutieren, und der 130-PS-Ducato will bereits mit 12 bis 14 Litern gefüttert werden.

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