28.03.2022

Sommerreifentest 2022 – Wie gut ist günstig?

Wer einen Kleinwagen fährt, ist preisbewusst – auch bei den dazugehörigen Reifen. Wir testen in der gängigen Dimension 195/55 R 16 sechs günstige Markenreifen. Dazu zwei weniger bekannte, die im Internet als Qualitätsreifen angeboten werden. Wer schneidet besser ab?

Was halten preisgünstige Markenreifen aus? Wie gut sind sie? Bei der Auswahl der Reifen für den Sommerreifentest 2022 entschieden wir uns bewusst nicht für kommende Modelle, sondern für etablierte Markenreifen, die zum Zeitpunkt des Tests erhältlich waren.

Unsere Testkandidaten

Wir testeten sechs gängige Reifen der Dimension 195/55 R16 im günstigeren Preissegment, alle mit Geschwindigkeitsindex "H" bis 210 km/h und  einem Lastindex 87 - einer Tragfähigkeit von 545 kg pro Reifen. Für den Test kauften wir im Handel die folgenden Modelle:

  • Barum Bravuris 5HM
  • Falken ZIEX ZE310 ECORUN
  • Fulda EcoControl HP2
  • Kleber Dynaxer HP4
  • Matador MP47 Hectorra 3
  • Uniroyal Rainsport5

Ergänzend bezogen wir bei Online-Anbietern zwei unbekanntere Reifen, die als Qualitätsreifen über das Internet zu beziehen sind:

  • Milestone Green Sport
  • Tristar EcoPower

Diese beiden Reifenmodelle sind schon länger auf dem deutschen Markt und werden im Internet durchaus kontrovers diskutiert.

Auf diese Autos passen die getesteten Reifen*:

  • BMW 1er
  • Dacia Dokker, Lodgy, Sandero
  • Ford Fiesta
  • Hyundai i20
  • Kia Rio
  • Mazda2
  • Mini One, Mini Cooper
  • Nissan Micra
  • Opel Adam, Opel Corsa
  • Peugeot 208
  • Renault Clio
  • Seat Ibiza
  • Toyota Yaris
  • VW Polo

*ggf. abhängig von Modelljahr und Motorisierung

So haben wir getestet

  • Ort: Testgelände Papenburg
  • Beteiligte: ACE, ARBÖ, GTÜ
  • Testwagen für objektive Tests mit Messequipment: Seat Ibiza V (81 kW/115 PS)
  • Testwagen für subjektive Tests mit Fahrbewertungen der Experten: baugleicher VW Polo VI (81 kW/115 PS)
  • Test-Partner: Kumho (Testequipment und Testplatz)
  • Referenzreifen: Markenreifen aus demselben Preis-Leistungs-Segement

Tests auf nasser Strecke

Der verkehrssicherheitstechnisch größte, relevante Teil im Test ist das Fahr- und Bremsverhalten auf regennassem Untergrund.

Kaum Unterschiede beim Bremsen

Beim scharfen Bremsen aus Tempo 80 km/h liegen alle Reifen nah beieinander und zeigen hier fast alle durchschnittliche bis gute Leistungen.

Der Beste im Test ist der Reifen von Kleber mit einem Bremsweg von 31,4 Metern. Die beiden Schlusslichter sind der Barum mit 36,4 und der Tristar mit 37,4 Metern. Das ist unter den gegebenen Testbedingungen gerade noch so ausreichend.

Keine großen Ausreißer beim Handling

Vom Handling her liegen alle eher im grünen Bereich. Kleber und Uniroyal sind hier die Besten und zeigen in den Kurven ein nur leichtes Untersteuern, das ist aber durch den Fahrenden leicht korrigierbar.

Auch bei spontaner Gaswegnahme sicher durch die Kurve

Bei abrupter Gaswegnahme in Kurven zeigen beide Reifen nahezu kein Übersteuern – das Heck bricht nicht aus. Das Ansprechverhalten bei beiden ist gut und ermöglicht ein exaktes Einlenken.

Grip, Seitenführung und Traktion überzeugen

Auch Grip und Seitenführung sind gut und vermitteln dem Fahrenden ein sicheres Fahrverhalten.

Beim Herausbeschleunigen aus der Kurve zeigen beide Reifen eine gute Traktion, ein Durchdrehen der Räder bleibt aus. Nur geringfügig schlechter fällt das restliche Testfeld aus.

Generell sind alle Reifen unter normalen Bedingungen gut fahrbar. Besonders der Falken und der Fulda bieten hier ein gutes Ansprechverhalten und eine gute Präzision.

Aquaplaning – die unterschätzte Gefahr

Wie verhalten sich die günstigen Reifen mit meist geringerem Rollwiderstand, kommen sie ins Schwimmen? Der Nasshandlingkurs auf der Teststrecke schafft Tatsachen: Kritisch war keiner der Testreifen.

Beim Aquaplaning längs hat der Falken mit 17 Punkten den größten Vorsprung. Überraschend: Der Milestone aus dem Online-Handel schafft hier mit 16 die zweithöchste Punktzahl. Schlusslicht ist der Tristar, unser zweiter online bestellter Reifen. Immerhin noch mit passablen 14 Punkten.

Große Überraschung beim Aquaplaning quer: Hier dominiert der Milestone das Testfeld, mit neun Punkten.

Tests auf trockener Strecke

Beim Bremsen macht der Reifen von Kleber seinem Namen Ehre

Die Bremsleistungen sind insgesamt durchschnittlich bis gut. Der Beste im Testfeld ist der Kleber – der Name ist Programm. Schlusslicht ist der Barum, der eine gerade noch akzeptable Performance hinlegt.

Beim Handling können alle punkten

Im Gegensatz zur nassen Fahrbahn sind die meisten Reifen auf trockenem Untergrund besser zu handhaben, sie haben mehr Grip.

Hier liegen fast alle gleichauf. Die Reifen von Falken, Fulda, Kleber und Tristar zeigen gute Eigenschaften. Sie neigen in scharfen Kurven nur zu wenig und somit gut kontrollierbarem Untersteuern. Die anderen sind nur geringfügig schlechter.

Spontane Gaswegnahme gleichen alle gut aus

Unterschiede gibt es bei spontaner Gaswegnahme. Hier reagieren der Barum, Falken, Matador, Milestone und Tristar mit etwas Übersteuern, das Heck drängt leicht nach außen und das ESP muss dann ausgleichen.

In lang gezogenen Kurven haben die Reifen einen guten Grip und damit eine gute Seitenführung – das Fahren fühlt sich stabil und sicher an.

Nicht auf leisen Sohlen unterwegs

Der Rollwiderstand fällt fast bei allen gut aus. Nur der Falken seilt sich hier ein wenig vom Rest ab. Aber noch im grünen Bereich. Das Vorbeifahrgeräusch ist eher durchwachsen, der Kleber ist hier der leiseste von allen.

Fazit: Ein klarer Sieger und ein breites Mittelfeld

Der Kleber Dynaxer HP4 hat in unserem Sommerreifentest 2022 eindeutig die Nase vorn, dicht gefolgt von einem Großteil des Testfelds.

Überraschend auch der Milestone, der etwas besser abschneidet als der Tristar und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

Gerade die Preise sprechen natürlich für sich, denn sie sind oft das Zünglein an der Waage für eine Kaufentscheidung.

Kurz und bündig: die Ergebnis-Tabelle Sommerreifentest 2022 (pdf)

Reifen kaufen – im Handel oder online?

  • Beim Reifenkauf im Fachhandel lässt sich der Reifen zusammen mit den Experten vor Ort begutachten. Fragen können so schnell und transparent geklärt werden.
  • Beim meist günstigeren Online-Reifenkauf fehlt diese Möglichkeit, denn nicht überall gibt es Chat-Optionen und Experten in den Chats.
  • Vor allem was die Lagerung betrifft, kann ein Online-Kauf heikel sein. Denn selbst wenn ein Reifen fabrikneu ist, könnte er schon drei Jahre auf dem Buckel haben. Bei falscher Lagerung birgt das die Möglichkeit potenzieller Schäden.
  • ACE-Tipp: Auch wenn Reifen online gekauft werden, sollte die Montage gegen Mehrpreis einem Experten überlassen werden.

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